Der geopolitische Analyst Pepe Escobar zeichnet auf dem Newsportal der Strategic Culture Foundation ein düsteres Bild von Syrien. Ihm zufolge wenden die westlichen Mächte und Israel in dem Land die «Teile und herrsche»-Strategie an. Unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung sei es ihr Ziel, Syrien zu destabilisieren und umzugestalten.
Der Zusammenbruch Syriens, der durch die Militäraktionen der NATO und Israels ausgelöst worden sei, habe zur Zerstörung der syrischen Infrastruktur und zur effektiven Spaltung des Landes unter verschiedenen Gruppierungen geführt, darunter von der Türkei unterstützte Gruppen, von den USA unterstützte Kurden und extremistische Salafisten-Dschihadisten, die sich als «woke» ausgeben. Von der Türkei unterstützte Terroristen würden ganz offen «Americano-Kurden» in Krankenhäusern töten.
Israels aggressive Politik, einschließlich militärischer Angriffe und territorialer Annexionen wie der Golanhöhen, sieht Escobar als Teil eines größeren kolonialen Projekts, das darauf abziele, Israels Einfluss auszuweiten und die «Achse des Widerstands» zu schwächen, zu der auch der Iran, Syrien, und die Hisbollah gehören. Dem Analysten zufolge ist der türkische Präsident Erdogan dabei ein «nützlicher Sündenbock».
Die Situation im Norden und Nordosten Syriens beschreibt Escobar als «anarchisch», mit rivalisierenden Fraktionen, Stammesspannungen und externen Interventionen, die die Gewalt verschärfen:
«Stämme, die sich weigern, die Americano-Kurden und ihr kommunistisch-säkulares Staatsprojekt zu akzeptieren, und sich auch weigern, sich dem von den Türken unterstützten salafistisch-dschihadistischen Terrornetzwerk anzuschließen, werden nun als ‹ISIS› gebrandmarkt und von US-Kampfjets gebührend bombardiert. Einige mögen tatsächlich noch ISIS sein: Sie waren es vor dem Herbst 2017, und es gibt immer noch Überbleibsel der Krypto-ISIS, die durch die Wüste streifen.»
Derweil seien die russischen Stützpunkte in Syrien bedroht, und die Zukunft des russischen Einflusses in der Region hänge von schwierigen Verhandlungen mit der Türkei ab, so der Analyst.
Abu Muhammad al-Dschaulani, Anführer der Terrororganisation Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS), werde in dieser Anfangsphase nicht zum Anführer werden, weil er «die meisten Syrer zu Tode» erschrecke, ungeachtet seiner «mega-inszenierten ‹Straße nach Damaskus›-Woke-Bekehrung».
Er wird gemäß Escobar selbst ernannter «Militärchef» sein. Eine designierte Marionette – Mohammed al-Bashir – werde den «Übergang» bis zum März 2025 leiten. Es sei so gut wie sicher, dass al-Bashir von praktisch allen Fraktionen verabscheut werde. Das werde dem «reumütigen Kopfabschneider al-Dschaulani den Weg für einen Staatsstreich und die Übernahme der uneingeschränkten Macht ebnen».
Der geopolitische Analyst erinnert daran, dass die antike Stadt Antiochia in Syrien, einst ein mächtiges Zentrum des Römischen Reiches, der Ort ist, an dem die Jünger Jesu erstmals «Christen» genannt wurden, abgeleitet vom griechischen Begriff christianos. Im Laufe der Zeit sei Antiochia auf die kleine Stadt Antakya reduziert worden, die heute zur Türkei gehört. Der türkische Präsident Erdogan träume davon, dass Aleppo ebenfalls Teil der Türkei werde. Escobar schließt:
«Griechisch war die Sprache dieser Ecke des Römischen Reiches: Latein wurde nur von den Besatzern – Militär und Verwaltung – verwendet. Die Kirche unter der Führung des Patriarchen von Antiochien entwickelte sich in ganz Syrien bis zum Euphrat.
Wird sich der kollektive Westen erheben, um die verbliebenen syrischen Christen zu verteidigen, wenn die Schwarzen Fahnen kommen, um sie zu beseitigen? Nein, natürlich nicht. Der kollektive Westen freut sich weiterhin über das Ende des ‹Diktators›, während Schwarze Fahnen und alttestamentarische Geier ihren Vampirball über dem Leichnam einer Nation veranstalten.»
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Syrien: Extremistische Gruppen verüben Racheakte und sektiererische Morde
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