In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Glaube verbreitet, Sonnenlicht – die bedeutendste und beste Quelle für eine körpereigene Vitamin-D-Produktion – mache die Haut schrumpelig, trage zur Hautalterung bei und erzeuge sogar Krebs. Dabei wurde eine solche Angst vor der Sonne erzeugt, dass tragischerweise die positiven Wirkungen von Vitamin D und vor allem auch von den Strahlen dieses Sterns, ohne den kein Leben auf unserer Erde möglich wäre, aus dem öffentlichen Bewusstsein mehr oder weniger verschwunden sind.
Natürlich ist es wichtig, Sonnenbrände zu vermeiden. Doch gemäss der Faktenlage ist es alles andere als ratsam, sich vor der Sonne mit Sunblockern, die im Übrigen Östrogene, schädigende Mineralöle und den krebserregenden Konservierungsstoff Formaldehyd enthalten können, permanent abzuschirmen oder sich vor dem Sonnenlicht zu verstecken.
Inzwischen gibt es zwar TV-Werbung für Vitamin-D-Pillen. Das Thema Vitamin-D-Mangel, der in deutschsprachigen Regionen epidemieartig ausfällt, ist also in der Mitte der Bevölkerung irgendwie angekommen – dass Sonnenbäder gesundeitsfördernd sind, hingegen nicht so wirklich.
Liegt es vielleicht daran, dass man mit dem Rat, Sonne «zu tanken», kein Geld verdienen kann – mit Vitaminpillen hingegen schon?
Fakt ist, dass 2022 in Deutschland knapp 3 Milliarden Euro mit Nahrungsergänzungsmitteln umgesetzt wurden. Besonders beliebt bei 60 Prozent der befragten Deutschen sind Vitaminpräparate. Laut des Verbrauchermonitors des Bundesinstituts für Risikobewertung aus dem Jahr 2021 nahmen 45 Prozent der Befragten Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel zu sich, gefolgt von Vitamin B12 und Vitamin C.
Auch «hat sich der Berufsstand der Dermatologen – mit Hilfe einiger erstklassiger PR-Firmen – zu einer Hautkrebsbekämpfertruppe aufgeschwungen, was sie zu einer der bestbezahlten medizinischen Fachgebiete überhaupt gemacht hat». Das schreibt Vigilant News in dem Artikel «The Shocking Truth About Skin Cancer: What You’re Not Being Told About the Sun» (Die schockierende Wahrheit über Hautkrebs: Was Ihnen nicht über die Sonne gesagt wird) heisst.
Und welcher Dermatologe rät schon dazu, Sonnenbäder zu nehmen?
Dabei geht Vigilant News sogar so weit und schreibt, dass «die meisten Todesfälle durch Hautkrebs auf einen Mangel an Sonnenlicht zurückzuführen sind». Starker Tobak für all diejenigen, die im Bann der offiziellen Panikmache in Sachen Sonnenlicht stehen. Vigilant News:
«Sonnenlicht ist wohl der wichtigste Nährstoff für den menschlichen Körper, und wenn man es meidet, verdoppelt sich die Sterblichkeitsrate und das Krebsrisiko steigt erheblich.»
Neu sind derlei Gedanken derweil nicht. So zeigte bereits vor vielen Jahren eine Studie, dass Frauen, die zum Zeitpunkt ihrer Brustkrebsdiagnose einen Vitamin-D-Mangel aufweisen, nicht nur viel wahrscheinlicher an der Krankheit sterben werden als Frauen, die über ausreichend Vitamin D verfügen.
Auch liegt bei den Brustkrebspatientinnen mit einem Vitamin-D-Defizit das Risiko doppelt so hoch, dass der Krebs streut. «Unsere Untersuchung offenbart, dass es eine Verbindung gibt zwischen dem Vitamin-D-Level und der Aggressivität eines Krebses», so JoEllen Welsh, eine der Autorinnen, von der University of Albany.
Andere Analysen wie eine 2009 im Journal of Clinical Oncology veröffentlichte Studie weisen in dieselbe Richtung.
Die erste gross angelegte placebokontrollierte Studie zum Thema Vitamin D und Krebs, veröffentlicht 2007 im American Journal of Clinical Nutrition, kommt zu dem Schluss, dass Frauen, die Kalzium und Vitamin D zusätzlich nehmen, ein 60 Prozent niedrigeres Risiko haben, an Krebs zu erkranken als Frauen, die dies nicht tun.
«Leider hat sich die Zahl der Todesfälle durch Hautkrebs trotz der Milliardenbeträge, die jedes Jahr in die Bekämpfung der Krankheit gesteckt werden, nicht wesentlich verändert», kritisiert Vigilant News. In Deutschland ist die Zahl der auf Hautkrebs zurückgeführten Todesfälle zwischen 1997 und 2017 sogar angewachsen, und zwar von 2468 auf 3764.
Hat es etwa auch mit der «Verteufelung» von Sonnenlicht zu tun? Für den Verfasser des Vigilant-News-Beitrags, den Substack-Autor «A Midwestern Doctor», muss diese Frage eindeutig mit einem Ja beantwortet werden. Er schreibt:
«Eine der ältesten ‹bewährten› Therapien in der Medizin ist das Baden im Sonnenlicht. Zum Beispiel war es eines der wenigen Mittel, das bei der Behandlung der Grippe von 1918 tatsächlich Erfolg hatte. Vor der Einführung von Antibiotika war es eine der wirksamsten Behandlungen zur Behandlung von Tuberkulose und wurde auch bei einer Vielzahl anderer Krankheiten eingesetzt. Da es sicher, wirksam und frei verfügbar ist, liegt es auf der Hand, dass skrupellose Personen, die die Ausübung der Medizin monopolisieren wollen, der Öffentlichkeit den Zugang dazu verwehren wollen.
Da der Kampf gegen das Sonnenlicht so erfolgreich war, sind sich viele Menschen seiner Vorteile nicht bewusst. Zum Beispiel ist Sonnenlicht entscheidend für die geistige Gesundheit. Auch wurde in einer grossen epidemiologischen Studie festgestellt, dass Frauen mit höherer UVB-Exposition in der Sonne nur halb so häufig an Brustkrebs erkranken wie Frauen mit geringerer Sonnenexposition.»
Auch seien in einer 20 Jahre dauernden prospektiven Studie 29’518 Frauen in Südschweden untersucht worden. Dabei seien durchschnittliche Frauen jeder Altersgruppe ohne nennenswerte Gesundheitsprobleme nach dem Zufallsprinzip ausgewählt worden, sodass es sich um eine der bestmöglichen epidemiologischen Studien handele, die durchgeführt werden konnten.
Ergebnis: Frauen, die die Sonne mieden, hatten im Vergleich zu denen, die sich regelmässig dem Sonnenlicht aussetzten, ein höheres Sterberisiko. «A Midwestern Doctor»:
«Um es klar zu sagen: Es gibt nur sehr wenige medizinische Massnahmen, die auch nur annähernd so viel bewirken. In Anbetracht all dessen würde ich sagen, dass Sie einen wirklich guten Grund brauchen, um die Sonne zu meiden»
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare