Auf dem laufenden NATO-Gipfel in Den Haag steht laut ByoBlu vor allem die Aufrüstung auf dem Programm. In diesem Zusammenhang hätten die 32 Länder einen Plan für die Integration neuer Militärtechnologien verabschiedet. Das Atlantische Bündnis treibe die Innovation voran, um mit Mächten wie China, die über fortschrittliche Systeme verfügen, konkurrenzfähig zu werden.
Die jüngsten militärischen Konflikte und der rasche Fortschritt bei Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) zeigen, dass diese Innovationen zunehmend für militärische Zwecke genutzt werden können. Um die Entwicklung entsprechender Lösungen zu fördern, wird ByoBlu zufolge der Defence Innovation Accelerator for the North Atlantic (DIANA) ausgeweitet. Diese Organisation, finanziert vom NATO-Innovationsfonds (NIF), unterstützt Technologien mit doppeltem Verwendungszweck – sowohl militärisch als auch zivil.
Gemäß dem Portal ist das Ziel des Einsatzes fortschrittlicher Technologien, Menschen im Krieg zu schützen, indem Risiken durch Automatisierung verringert werden. Das berge aber Risiken und es dürfe nicht dazu kommen, dass ethische Verantwortung an KI-Systeme delegiert wird.
Als warnendes Beispiel erwähnt ByoBlu die von Israel im Gaza-Krieg eingesetzte KI. Aufgrund einer oberflächlichen Programmierung seien die Verluste nicht verringert worden, sondern hätten sich sogar verdreifacht. Das von den israelischen Streitkräften eingesetzte System Lavender verursache viel mehr Kollateralschäden als normalerweise in einem Konflikt akzeptiert. Das liege an der fehlenden menschlichen Aufsicht und des Trainings des Algorithmus, der die Daten von Personen, die potenziell in der Nähe von Hamas-Kämpfern stehen, miteinander vergleicht. Deren Beteiligung an der Terrorgruppe werde jedoch nicht immer genau bestätigt. ByoBlu erläutert:
«Die Zahl der unschuldigen Opfer unter der Zivilbevölkerung war mit etwa 100 pro getroffenem Ziel höher als akzeptabel. Die israelische Armee wollte die Einzelheiten des Trainingsprozesses von Lavender nicht preisgeben. Bekannt ist nur, dass sie mit Fotos, Videos, Kontakten und Verbindungen von Hamas-Kämpfern trainiert wurde. Um die Angriffe zu beschleunigen, hat Israel außerdem Vorabgenehmigungen erteilt, um bei jeder fragwürdigen Entscheidung ein gerichtliches Eingreifen zu vermeiden.»
Israel setze neben dem KI-System Lavender auch das System Gospel ein, das persönliche und biometrische Daten von Palästinensern sammelt, um Angriffsziele zu identifizieren, so das Portal weiter. Diese Daten würden teils ohne Zustimmung erhoben, zum Beispiel über die App «Where’s Daddy?».
KI im Krieg entpersönliche sogar noch mehr als der Krieg selbst, indem sie auf der Grundlage unsicherer Daten einen Wahrscheinlichkeitsgrad zuweise. Die menschliche Verantwortung sei sogar noch schwerwiegender: Die israelische Armee (IDF) hätte zugegeben, die von der KI ausgewählten Ziele nicht untersucht zu haben, um den Prozess zu beschleunigen. Damit habe die IDF die grobe Entscheidung der Maschine als selbstverständlich angesehen und ihr die Zukunft eines Volkes anvertraut. ByoBlu schließt:
«Das Gesicht der Kriegsführung hat sich in der Ukraine und im Nahen Osten verändert, und mit der Beschleunigung der neuen Technologien durch die NATO wird sie sich zwangsläufig in diese Richtung entwickeln, wobei sich Big Tech wie Meta und Open AI in den Dienst des Pentagon stellen, indem sie die Verbote für den Einsatz von KI zu Kriegszwecken lockern und ethische Grenzen auslöschen. Damit wird eine rote Linie überschritten, die sehr gefährlich sein kann. Wir müssen also aufpassen, dass wir nicht alle Beschränkungen für die wahllose Zerstörung aufheben, nur um die Kriegslust zu befriedigen.»
Der Wettlauf Russlands und der Ukraine um die Perfektionierung tödlicher Drohnen.
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