Die Rotlichttherapie, auch bekannt unter dem Begriff Photobiomodulation (PBM), wird als eine fortschrittliche Behandlungsform präsentiert, die zunehmend in der medizinischen Gemeinschaft Anerkennung findet, vor allem im Bereich der Schmerztherapie, aber auch bei Nervenleiden oder Kurzsichtigkeit.
Man sollte keine Wunder von ihr erwarten. Aber der Umstand, dass die Behandlung, bei der spezifische Wellenlängen von rotem und nahinfrarotem Licht zur Stimulierung der Zellfunktionen eingesetzt werden, praktisch nebenwirkungsfrei ist und durchaus erwähnenswerte Ergebnisse zutage fördert, macht zumindest neugierig. Das sollte einen freilich nicht davon abhalten, nach den eigentlichen Ursachen eines wie auch immer gearteten Leidens Ausschau zu halten. Denn nur wenn man eine Ursache kennt, kann ein Problem wirklich gelöst werden.
Vor einigen Monaten erschien zum Beispiel eine Studie in der Fachzeitschrift Clinics mit dem Titel «Low-level red-light (LLRL) therapy for myopia control in children: A systematic review and meta-analysis» (Schwache Rotlichttherapie zur Myopiekontrolle bei Kindern: Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse). Myopie steht für Kurzsichtigkeit. Die Autoren schlussfolgern:
«Die LLRL-Therapie ist eine nicht-invasive, wirksame und sichere Kurzzeit-Behandlungsoption; die Langzeitbewertung, insbesondere im Vergleich zu anderen Therapien, erfordert jedoch weitere Untersuchungen.»
Auch mercola.com bringt die LLRL-Therapie in einem aktuellen Beitrag ins Spiel bei der Behandlung von Kurzsichtigkeit und verweist auf eine noch aktuellere Studie, veröffentlicht im September im British Journal of Ophthalmology. Sie trägt den Titel «How Red Light Therapy Benefits Neuropathy, Myopathy and More» (Wie die Rotlichttherapie bei Neuropathie, also der Erkrankung der Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark, Myopathie, also der Erkrankung des Muskelapparates, und mehr hilft). Mercola.com:
Die Arbeit zeigt auf, wie sehr Kurzsichtigkeit weltweit immer mehr zunimmt, insbesondere bei Kindern. Demnach ist die weltweite Prävalenz der Myopie von 24,32 Prozent im Jahr 1990 auf 35,81 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Noch besorgniserregender sind gemäß den Autoren die Prognosen, denen zufolge diese Zahl bis 2050 auf knapp 40 Prozent ansteigen könnte.
Dieser Trend sei bei bestimmten Bevölkerungsgruppen besonders ausgeprägt, so mercola.com. Die ostasiatischen Bevölkerungsgruppen weise mit 35,22 Prozent eine höhere Prävalenz auf, während in städtischen Gebieten die Raten bei 28,55 Prozent liege. Jugendliche seien mit einer Prävalenzrate von 47 Prozent besonders betroffen. Mercola.com:
«Diese Statistiken unterstreichen den dringenden Bedarf an wirksamen Maßnahmen zur Behandlung und Verhinderung des Fortschreitens der Myopie bei Kindern. Hier kommen innovative Ansätze wie die Low-Level-Rotlichttherapie ins Spiel.»
In diesem Zusammenhang verweist man auf eine umfassende Überprüfung mehrerer Studien, die ergab, dass die Rotlichttherapie mit Wellenlängen zwischen 635 und 650 Nanometern (nm) – einer Maßeinheit zur Beschreibung von Lichtwellenlängen – die axiale Verlängerung des Auges, die zur Kurzsichtigkeit führt, wirksam reduziert und die Zunahme der myopischen sphärischen äquivalenten Refraktion verlangsamt. Dies würde darauf hindeuten, dass die Kurzsichtigkeit langsamer voranschreitet.
Besonders interessant sei derweil, dass diese Vorteile bei Behandlungen von nur vier Wochen bis zu 24 Monaten beobachtet wurden.
Vergessen werden darf dabei freilich nicht – Stichwort Ursachenforschung –, was eine Myopie bedingt. Dazu veröffentlichte Transition News 2021 den Beitrag «Volkskrankheit Myopie: Sehkraft verschlechtert sich durch Lockdowns», in dem auf folgende entscheidenden Ursachen verwiesen wird: zu viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringen (fehlendes Tageslicht) und das zu nahe und zu lange Sitzen vor Bildschirmen. Weiter heißt es darin:
«Die Myopie kann leider schon im Kleinkindalter beginnen. Aus augenärztlicher Sicht sind PCs, Smartphones und Tablets für Kinder unter drei Jahren völlig ungeeignet. Vier- bis Sechsjährige sollten nicht mehr als 30 Minuten pro Tag mit diesen Geräten verbringen, in der Grundschule maximal eine Stunde.»
Doch vieles davon lässt sich, bedingt durch das tägliche Umfeld und Sachzwänge, leider nicht immer umsetzen. Auch vor diesem Hintergrund sollte die LLRL-Therapie nicht einfach abgetan werden. Zumal die Behandlung ziemlich einfach sei, wie mercola.com schreibt:
«Kinder schauen zweimal täglich an fünf Tagen in der Woche drei Minuten lang in ein Rotlichtgerät. Die Behandlung kann leicht zu Hause durchgeführt werden, und die Eltern können die Fortschritte ihres Kindes über eine App überwachen.»
Unter Verweis auf Untersuchungen schreibt mercola.com weiter, die Rotlichttherapie stimuliere die Produktion von Dopamin in der Netzhaut, das als «Stoppsignal» für das Augenwachstum wirke. Außerdem erhöhe sie die Durchblutung der Aderhaut, der Schicht aus Blutgefäßen, die die Netzhaut versorgt. «Eine dickere Aderhaut steht in Zusammenhang mit einer besseren Augengesundheit und einem geringeren Fortschreiten der Myopie», so mercola.com.
Die Photobiomodulationstherapie lindere darüber hinaus neuropathische Schmerzen, was darauf zurückgeführt wird, dass sie die Funktionsfähigkeit der Mitochondrien fördere und rote Blutkörperchen vor oxidativem Stress schütze. Studien zufolge zielen die bei der PBM-Therapie verwendeten Wellenlängen, die in der Regel von rotem bis nahinfrarotem Licht reichen, auf die betroffenen Nerven und fördern die Heilung auf zellulärer Ebene.
Sie sei im Übrigen besonders wirksam, wenn sie mit anderen Behandlungen wie Bewegung oder elektrischer Stimulation kombiniert werde. Eine Studie etwa habe ergeben, dass die Anwendung von PBM zusammen mit einer Handgelenkschiene bei Karpaltunnelpatienten zu einer Schmerzreduzierung, einer verbesserten Handgriffstärke und einem verbesserten Funktionsstatus führte.
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