Israelische Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen im Gazastreifen, die von den Soldaten selbst gefilmt und in sozialen Medien veröffentlicht wurden. Darum geht es in einem neuen Dokumentarfilm «Investigating War Crimes in Gaza» des arabischen Senders Al Jazeera, auf den The Cradle aufmerksam macht. Laut der palästinensischen Schriftstellerin Susan Abulhawa wurde der Film als «der erste live übertragene Völkermord in der Geschichte» beschrieben, wie sie gegenüber Al Jazeera erklärte.
Der investigative US-Journalist Seymour Hersh geht in einem aktuellen Beitrag anhand des Dokumentarfilms auf den seit einem Jahr andauernden israelischen Vernichtungsfeldzug gegen die Palästinenser ein. Er meint: «Dies ist nicht mehr das zivilisierte Israel, das ich seit vielen Jahrzehnten besucht und über das ich berichtet habe.» (wir berichteten)
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen im vergangenen Oktober haben israelische Soldaten Tausende von Videos und Fotos auf Instagram, Facebook, TikTok und YouTube veröffentlicht. Gemäß Rodney Dixon, einem Experten für internationales Recht, der in dem Film zu Wort kommt, sind diese Videos «eine Fundgrube, auf die man nur sehr selten stößt (...) etwas, über das sich die Staatsanwälte sicher die Lippen lecken werden».
Der Film enthält auch Informationen, die von Al Jazeera-Journalisten gesammelt wurden, die vor Ort in Gaza arbeiteten, sowie Aufnahmen von israelischen Militärdrohnen. Es ist The Cradle zufolge unklar, wie Al Jazeera in den Besitz der Drohnenaufnahmen gekommen ist.
Die Videos zeigen die Ermordung unbewaffneter Zivilisten durch die israelische Armee, mutwillige Zerstörungen, die Folterung von Gefangenen und den Einsatz menschlicher Schutzschilde in Gaza. Dixon macht klar:
«Das Gesetz verbietet es, Personen auf eine Weise zu behandeln, die nicht den normalen, menschlichen Standards entspricht. Sie müssen also menschlich behandelt werden. Und was wir hier sehen, ist das genaue Gegenteil davon.»
In vielen Aufnahmen sieht man, wie israelische Soldaten Sprengstoff einsetzen, um Wohngebäude und Häuser zu zerstören. Die Stadt Khirbet Khuza’a nahe der Grenze zu Israel, mit 13.000 Einwohnern, wurde vom Kampfbataillon 8219 vollkommen zerstört. Aus Rache, wie die Soldaten selbst stolz zugeben. Deren Oberstleutnant Meir Duvdevani kommentierte auf Facebook:
«Wir sind süchtig nach Explosionen geworden.»
Charlie Herbert, Generalmajor im Ruhestand der britischen Armee und Forscher für das Projekt, erklärte gegenüber Al Jazeera:
«Die Tatsache, dass sie in der Lage waren, diese Gebäude mit Sprengstoff zu versehen, zeigt ganz klar, dass von diesen Gebäuden keine aktuelle Bedrohung ausgeht.»
In einem Video zieht ein französisch-israelischer Soldat einen Gefangenen aus einem Lastwagen und sagt:
«Ich zeige euch jetzt seinen Rücken. Ihr werdet darüber lachen. Er wurde gefoltert.»
Der Palästinenser Abu Amer teilte dem Sender mit:
«Sie haben meinen Sohn mitgenommen, den ältesten, der gerade geheiratet hatte. Er wurde gefoltert. Ich konnte seine Schreie hören, als sie ihn im Nebenraum erstickten und schlugen. Wir konnten nichts tun, da die Gewehre auf unsere Köpfe gerichtet waren. Wir konnten uns nicht rühren.»
Laut Fadi Bakr, einem Palästinenser aus Gaza, wurde er von einem Soldaten mit der Hinrichtung bedroht und gezwungen, sich auf einen verwesenden Leichnam zu legen. Später wurde Bakr in das berüchtigte Sde Teiman-Gefängnis im Süden Israels gebracht, wo er angeblich sah, wie Wachen einen Hund benutzten, um einen jungen männlichen Insassen zu vergewaltigen.
Eine andere Aufnahme zeigt, wie israelische Soldaten einen Häftling zwingen, leere Gebäude zu inspizieren, während er von einer Drohne überwacht wird. Weitere Videos dokumentieren mit Kameras ausgestattete, blutüberströmte Häftlinge, die möglicherweise mit Sprengfallen versehene Gebäude vor den israelischen Soldaten betreten müssen.
Ein Video, das der Soldat Shalom Gilbert, Mitglied des Fallschirmjägerbataillons 202, ins Internet gestellt hatte, offenbart, wie drei unbewaffnete Männer von Scharfschützen getötet werden.
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