An einem mangelt es Robert F. Kennedy Jr. nach wie vor nicht: an Feinden. The Independent schrieb dazu am Sonntag:
«Kennedys langjährige Äußerungen und sein Aktivismus gegen Impfstoffe haben ihm unter Demokraten und Republikanern gleichermaßen ideologische Feinde eingebracht. Jetzt muss Kennedy einige dieser gemäßigten republikanischen Senatoren davon überzeugen, für seine Bestätigung zu stimmen, auch wenn er sich einer Flut von Angriffen seitens der Demokraten ausgesetzt sieht.»
Mit «Bestätigung» ist gemeint, dass der US-Senat noch final darüber entscheiden muss, ob der 70-Jährige tatsächlich die Position bekleiden wird, für die der künftige US-Präsident Donald Trump ihn auserkoren hat: Leiter des US-Gesundheitsministeriums und damit künftiger US-Gesundheitsminister (Transition News berichtete).
Ob das klappt, bleibt derzeit eine der spannendsten Politfragen. Seine Kritiker nehmen dabei kein Blatt vor den Mund, um ihrer Abneigung Ausdruck zu verleihen. Zuletzt sprachen sich sogar 77 Nobelpreisträger mit einem öffentlichen Statement gegen den Neffen des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy aus (siehe hier). Gerne wird Kennedy Jr. dabei als «Verschwörungstheoretiker» verunglimpft. Dies klingt allerdings noch harmlos im Vergleich zu dem, was der Demokrat Chris Murphy aus Connecticut am Sonntag einem konservativen Aktivisten, der ihn als «geistesgestört» bezeichnet hatte, verbal entgegenwarf:
«Wir müssen Verschwörungstheoretiker wie RFK jr. nicht mit Samthandschuhen anfassen. Es ist ganz einfach. Er hat seine Karriere damit verbracht, Schul-Impfprogramme zu bekämpfen (...). Wenn die Impfraten aufgrund der von RFK Jr. verbreiteten Verschwörungstheorien sinken, werden Kinder getötet.»
Trotz dieser massiven Anfeindungen wird es immer wahrscheinlicher, dass Kennedy Jr. Leiter des US-Gesundheitsministeriums wird (wir berichteten). Und die Wahrscheinlichkeit scheint sich weiter zu erhöhen. So soll sich, wie The Hill informiert, «eine Handvoll Demokraten im Senat die Tür offen halten, um für Robert F. Kennedy Jr. als nächsten Gesundheitsminister zu stimmen». Das Portal meint dazu:
«Während die Vorbereitungen für die Bestätigungsanhörungen Gestalt annehmen, sagen mehrere Quellen, dass insbesondere die Demokraten Bernie Sanders (Vermont) und John Fetterman (Pennsylvania) zumindest in Erwägung ziehen, für Kennedy zu stimmen. Denn sie teilen die Kritik an der starken Einflussnahme der Unternehmen auf die Lebensmittelindustrie und wollen sich für ein Land einsetzen, das weniger mit Chemikalien belastet ist.
Diese Offenheit kommt der heftigen negativen Reaktionen gegen Kennedys Nominierung zum Trotz von vielen innerhalb der Demokratischen Partei. Zwar könnte seine umstrittene Haltung zu Impfungen für viele in der Partei, die seine Ansichten als gefährlich für die öffentliche Gesundheit ansehen, immer noch ein entscheidender Faktor sein [bei ihrer Entscheidung darüber, ob sie ihn unterstützen]. Dennoch glauben einige Demokraten, dass sie dem Verbündeten von dem zum Präsidenten gewählten Trump und ehemaligen Präsidentenrivalen eine Chance geben wollen, seine Argumente vorzubringen.»
Was Impfungen angeht, so hat Kennedy Jr. übrigens kürzlich bei Tucker Carlson Network auf einen zentral wichtigen Sachverhalt aufmerksam gemacht. Er sagte:
«Keiner der verabreichten Impfstoffe hat je eine echte Placebostudie durchlaufen.»
Das sei ein unhaltbarer Zustand. Denn das bedeute, so Kennedy, dass niemand wisse, wie die Risikoprofile dieser Produkte sind. Folglich «kann niemand sagen, ob das Produkt mehr Probleme abwendet, als es verursacht» (Transition News berichtete). An diesem Fakt kommt niemand vorbei, der behauptet, Impfungen würden wirken.
Eine Quelle, die dem Büro von Senator Bernie Sanders nahestehen soll, wird von The Hill mit den Worten zitiert:
«Ich denke, Bernie wird ihm eine faire Chance geben.»
Derweil könnte die Unterstützung eines von Trump nominierten Kandidaten die meisten Demokraten in eine heikle Lage bringen. Vor allem die Person Kennedy mache die Sache noch komplizierter, so The Hill. So hätten die Demokraten im vergangenen Jahr einen Großteil der Wahlkampfzeit damit verbracht, den unabhängigen Kandidaten zu meiden, nachdem er der Demokratischen Partei den Rücken gekehrt hatte. Und diejenigen, die ihn nicht gänzlich ignorierten, hätten versucht zu verhindern, dass er bei den Wählern an Popularität gewinnt. Sie hätten befürchtet, dass jede Art von Unterstützung durch eine dritte Partei für sie in den allgemeinen Wahlen ein Problem darstellen könnte.
Als Trump Kennedy Jr. dann für den Posten des Leiters des Gesundheitsministeriums ausgewählt und ihn damit wieder ins Rampenlicht katapultiert habe, seien die Demokraten praktisch gezwungen worden, erneut über ihn nachzudenken.
«Und einige scheinen dies bereitwillig zu tun», so The Hill. «Sanders hat in letzter Zeit Schritte unternommen, von denen einige Verbündete glauben, dass sie ihm helfen, die Voraussetzungen für eine positive Unterstützung für Kennedy zu schaffen.»
The Hill verweist auch darauf, dass Sanders vor einigen Tagen in The Guardian einen Meinungsartikel veröffentlicht hat, in dem er Reformen für das Gesundheitssystem vorschlägt, das er als «dysfunktional» bezeichnet. Dabei habe er auch die Auffassung vertreten, dass die derzeitige Struktur Unternehmensinteressen gegenüber dem Wohlergehen kranker Menschen bevorzuge. Auch spricht er sich für eine umfassende Reform der Lebensmittelindustrie aus.
Was er schreibt, spiegelt wider, was Kennedy im Wahlkampf und im Rahmen seiner auf Trump ausgerichteten Initiative «Make America Healthy Again» (MAHA) diskutiert hat:
«Große Lebensmittelkonzerne sollten keine rekordverdächtigen Gewinne machen, indem sie Kinder von verarbeiteten Lebensmitteln abhängig machen, die sie übergewichtig und anfällig für Diabetes und andere Krankheiten machen.
Für den Anfang müssen wir die Werbung für Junkfood, die sich an Kinder richtet, verbieten und Produkte mit hohem Zucker-, Salz- und Fettgehalt mit deutlichen Warnhinweisen versehen. Längerfristig können wir das ländliche Amerika mit Familienbetrieben wieder aufbauen, die gesunde, nahrhafte Lebensmittel produzieren.»
Fetterman wiederum, so The Hill weiter, schien früher gegen Kennedy gewesen zu sein. Laut dem Medium sagt jetzt aber eine Pro-Kennedy-Quelle:
«Fetterman hat mich mit seiner Bereitschaft beeindruckt, sich mit Trumps Kandidaten zu treffen, ohne die üblichen parteipolitischen Verrenkungen und Beleidigungen, die mit dem Prozess verbunden sind. Für mich signalisiert er in Bezug auf [Trumps Claim ‹Make America Great Again›] MAGA, dass er bereit ist, in Bereichen zusammenzuarbeiten, die dem Volk zugutekommen und den Menschen im Alltag helfen können. Fetterman ist definitiv eine ausschlaggebende Stimme für alle von Trumps Nominierungen.»
The Hill zitiert des Weiteren Nina Turner, eine ehemalige Kongresskandidatin, die Sanders nahestehe, wie folgt:
«Ich bin kein Experte für Fetterman, aber mein Gefühl sagt mir, dass er und [Sanders] für RFK stimmen werden.»
Laut The Hill könnte der Senator Cory Booker, der als Veganer einen gesunden Lebensstil pflege, ein weiterer Demokrat sein, den man beobachten sollte. Booker scheine offen für eine Zusammenarbeit mit «Bobby» zu sein. Beide würden sich auf jeden Fall in vielen Gesundheitsfragen überschneiden.
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