Es ist eine der, wenn nicht gar die spannendste Frage der Politik derzeit: Wird Robert F. Kennedy Jr., der so ziemlich jedes «extrem heiße Eisen», das man sich nur denken kann, anpacken will, tatsächlich Leiter des US-Gesundheitsministeriums (DHHS)? Unter anderem will er für Aufklärung sorgen über den Zusammenhang von Impfungen und Autismus und auch über die wahren Hintergründe des Attentats auf seinen Onkel John F. Kennedy.
Zwar ist der 70-Jährige bereits von Donald Trump nominiert worden, doch der Senat muss diese Nominierung erst noch bestätigen. Und der mediale und überhaupt allgemeine Widerstand ist ziemlich groß. So haben kürzlich erst 77 Nobelpreisträger einen Brief unterzeichnet, um gegen die Nominierung von Robert F. Kennedy Jr. als Leiter des DHHS zu protestieren (siehe dazu den Transition-News-Newsletter «Können 77 Nobelpreisträger irren? Ja!»).
Für alle diejenigen, die mit RFK Jr. Hoffnungen auf wirkliche Veränderung zum Positiven verbinden, gibt es jetzt good news: So scheinen sich die Senatoren der Trump-Partei mit Robert F. Kennedy Jr. als Leiter des Gesundheitsministeriums anzufreunden – «trotz seiner kontroversen Ansichten über Impfstoffe und seiner Abtreibungsbefürwortung», wie The Hill berichtet. Das Portal weiter:
«Ursprünglich wurde angenommen, dass Kennedy es schwer haben würde, bestätigt zu werden, aber nach einem Treffen mit etwa zwei Dutzend Senatoren scheinen viele bereit, über sein politisches Gepäck hinwegzusehen und sich auf Bereiche von gemeinsamem Interesse zu konzentrieren.
Kennedys Bestätigung ist keine sichere Sache, aber er wurde weit weniger skeptisch betrachtet als einige von Trumps anderen umstrittenen Kandidaten, insbesondere Pete Hegseth, der das Pentagon leiten soll, und die ehemalige Abgeordnete Tulsi Gabbard (D-Hawaii), die ein wichtiges Geheimdienstbüro leiten soll.»
The Hill zitiert etwa den republikanischen Senator Thom Tillis mit den Worten, er habe ein «produktives» Gespräch mit Kennedy geführt und ähnliche Äußerungen von seinen Kollegen gehört. Er räume allerdings ein, dass es noch einige «mögliche Streitpunkte» geben könnte. Tillis:
«Ich denke, dass [Kennedy] Fortschritte gemacht hat. Ich habe allgemein positive Kommentare vernommen.»
Der republikanische Senator Markwayne Mullin wiederum habe vorgetragen, sein Eindruck sei, dass Kennedy sympathisch sei, auch wenn sie sehr unterschiedliche Ansichten über die fossile Brennstoffindustrie und deren Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit hätten. Allerdings glaube Mullin, dass Kennedy angemessene Fragen zur Wissenschaft und Sicherheit von einigen Impfstoffen stelle. Mullin:
«Je mehr man mit ihm spricht, je mehr er erklärt, desto mehr mag man ihn.»
The Hill erwähnt auch Roger Marshall, ebenfalls ein republikanischer Senator. Er sei Arzt und gehöre zu den «enthusiastischsten Unterstützern Kennedys». Er unterstützte Kennedy sofort nach ihrem Treffen. Und nicht nur das. Auch habe er jetzt zusammen mit den republikanischen Senatoren Tommy Tuberville, Rick Scott, Cynthia Lummis und Ron Johnson einen «Make America Healthy Again»-Wahlausschuss gebildet, also mit einem Claim, der auf Kennedy Jr. zurückgeht. Marshall:
«Derzeit ist es um die Gesundheit in Amerika sehr schlecht bestellt. Bedenken Sie nur, dass 60 Prozent der Amerikaner unter einer chronischen Krankheit leiden, 20 Prozent unserer Kinder nehmen irgendwelche Medikamente. Lassen Sie uns den Traum von RFK Jr. in die Tat umsetzen – und das ist auch mein Traum.»
Was das Thema Abtreibung betrifft, so hatte Kennedy zunächst, als er noch Präsidentschaftskandidat der Demokraten werden wollte, ein Verbot der Abtreibung nach dem ersten Trimester (nach drei Monaten) befürwortet. Doch dann habe er hier «einen Rückzieher gemacht», so The Hill, und angedeutet, dass er gegen ein Verbot der Abtreibung vor der Lebensfähigkeit des Fötus sei. Dies sei in der Regel nach etwa 24 Wochen, also nach rund 6 Monaten, der Schwangerschaft der Fall.
Das Medium zitiert in diesem Zusammenhang den republikanischen Senator James Lankford, der sich selbst als den «Pro-Life»-Senator bezeichnet und gesagt habe, er habe sein Treffen mit Kennedy «mit einem beruhigenden Gefühl» verlassen. Lankford:
«Ich glaube nicht, dass er versucht hat, mich von seinem Engagement für das Leben zu überzeugen. Wir alle wissen, dass er im Laufe der Jahre mehrere Positionen in diesem Bereich vertreten hat. Er hat mir versichert, dass Präsident Trump ... für das Leben ist.»
Tuberville wiederum zieht folgendes Fazit auf X:
«Unser Treffen bestätigte, was ich bereits wusste: RFK Jr. ist der richtige Mann, um dafür zu sorgen, dass unsere Lebensmittel sicher sind, Transparenz bei Impfstoffen und im Gesundheitswesen zu schaffen und Amerika wieder gesund zu machen.»
Noch nicht getroffen habe sich Kennedy etwa mit dem republikanischen Senator Mitch McConnell, der in jüngerem Alter an Kinderlähmung erkrankt sei. Dieser hat vor kurzem die Bemühungen um eine eventuelle Rücknahme der Zulassung des Polioimpfstoffes scharf kritisiert. Ohne Kennedy namentlich zu erwähnen, sagte McConnell:
«Bemühungen, das öffentliche Vertrauen in bewährte Heilmethoden [wie den Polioimpfstoff] zu untergraben, sind nicht nur uninformiert, sondern auch gefährlich. Jeder, der die Zustimmung des Senats für einen Posten in der neuen Regierung sucht, täte gut daran, auch nur den Anschein einer Verbindung mit solchen Bemühungen zu vermeiden.»
Robert F. Kennedy Jr. hatte unterdessen vor einigen Tagen versucht, Bedenken zu zerstreuen, dass er den Zugang zu Impfstoffen, insbesondere gegen Polio, einschränken würde. «Ich bin sehr für den Polio-Impfstoff», habe Kennedy «vor einer Schar von Reportern» gesagt, wie die New York Times berichtet.
Allerdings, so die Times, habe «Kennedy immer wieder Ansichten über den Polioimpfstoff geäußert, die im Widerspruch zum medizinischen Konsens stehen. So hat er beispielsweise behauptet, dass der Impfstoff nach seiner Einführung eine Welle von Krebserkrankungen ausgelöst haben könnte, «an der viel, viel, viel, viel mehr Menschen gestorben sind als an Polio›.» Zudem sei nach Auffassung von Kennedy, so die Times weiter, die Vorstellung, der Impfstoff habe zu einem drastischen Rückgang der Poliofälle geführt, «ein Mythos», der «einfach nicht wahr» sei.
Dass Kennedy hier keine klare Linie fährt, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass auch das Thema Polio ein extrem «heißes Eisen» ist, über das nicht jede/r mit kühlem Verstand sprechen kann – und schon gar nicht von Kinderlähmung Betroffene, für die es unter Umständen besonders schwer ist, sich für Kritik am offiziellen Polio=Virus-Krankheit-Dogma zu öffnen.
Fakt ist derweil, dass es für die Polioimpfung keinen Wirknachweis gibt. So waren die Polio zugeschriebenen Todesfallzahlen schon von 1923 bis 1953 zurückgegangen, wie die einschlägigen Statistiken unmissverständlich darlegen, also lange bevor die großen Polioimpfungen durchgeführt wurden (diese begannen erst Mitte der 1950er Jahre). In den USA gab es einen Rückgang um 47 Prozent und in Großbritannien um 55 Prozent. In anderen europäischen Ländern sehen die Statistiken vergleichbar aus.
Zugleich gibt es zahlreiche Hinweise, die den Verdacht begründen, dass die Ursache von Kinderlähmung nicht in einer Virusinfektion zu suchen ist, sondern insbesondere in Industriegiften (siehe dazu den Transition-News-Beitrag «Trump: ‹RFK Jr. soll Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus untersuchen›»).
Und wie sieht es aus mit den Demokraten bei der Abstimmung? Sprich, was passiert, wenn sich alle Demokraten gegen Robert F. Kennedy Jr. aussprechen? Dann, so The Hill, «kann es sich Kennedy lediglich leisten, drei Stimmen von Republikanern nicht zu bekommen».
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