Die Europäische Kommission versteht unter Aufarbeitung der Coronazeit nicht das Ziehen von Schlussfolgerungen zu den RKI-Protokollen. Diese amtlichen Dokumente, die während der Coronazeit vom staatlichen Robert Koch Institut erstellt wurden, geben den Kritikern der Coronamaßnahmen praktisch in allen Punkten Recht. Die Europäische Kommission will mehr vom Gleichen. Das zeigt das EUVABECO-Projekt.
Das Ziel ist: zentral gesteuerte schnelle Anpassungen, beschleunigte Impfstoffentwicklungen und «innovative», sprich: Top-down organisierte Verteilungsstrategien.
Das EUVABECO-Projekt (European Vaccination Best Practices and Cross-border Cooperation), finanziert durch das EU4Health-Programm, will «bewährte» Impfpraktiken validieren und in einen Rahmen überführen, der in allen EU-Mitgliedsstaaten funktioniert – unabhängig von deren spezifischen infrastrukturellen und gesellschaftlichen Bedingungen.
Europa ist geprägt von einer Vielfalt an Gesundheitssystemen, kulturellen Eigenheiten und logistischen Rahmenbedingungen. Anstatt das zu akzeptieren und es damit bewenden zu lassen, setzt EUVABECO auf einen flexiblen Ansatz, der zentral definiert, was die besten Praktiken sind, anpasst und in länderspezifischen Implementierungsplänen zusammenführt. Das Projekt kommt wohlklingend daher:
«Wir wollen eine Grundlage schaffen, auf der jedes Land aufbauen kann, ohne die Eigenheiten seiner Bevölkerung und Infrastruktur zu vernachlässigen», erklärt Laurent Dumont, Leiter des Projekts. «EUVABECO steht für Zusammenarbeit und Austausch, damit alle von den besten Ansätzen profitieren.»
Das heißt konkret: Es gibt jemanden, der die «besten Ansätze» hat. Ob alle profitieren können oder profitieren müssen, scheint bisher nicht klar. Die Vermutung ist aber wohl nicht weit hergeholt, dass EUVABECO einen Hebel darstellen kann, unbotmäßige Länder auf die gewünschte Linie zu bringen.
EUVABECO will fünf zentrale Instrumente ausrollen. Ziel ist es, die Impfprogramme in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu stärken und weiterzuentwickeln. Die fünf Instrumente sind:
Clinical Decision Support System (CDS) – Klinisches Entscheidungshilfesystem
Das CDS-Tool bietet personalisierte Impfempfehlungen für Bürger und verschreibende Gesundheitsfachkräfte. Diese Empfehlungen werden individuell angepasst, basierend auf Faktoren wie Gesundheitszustand, Alter, Lebensumständen, Beruf und geplanten Reisen.
Das Tool liefert Begründungen für empfohlene Impfungen und hilft Fachkräften, stets über die neuesten Empfehlungen nationaler oder regionaler Gesundheitsbehörden informiert zu bleiben.
Bei Integration in eine Elektronische Gesundheitsakte (EHR) oder ein Impf-Informationssystem (IIS) kann das CDS präzise den Anteil der Bevölkerung bewerten, der gegen «impfpräventable» Krankheiten geschützt ist.
Data Linkage Tool (Datenverknüpfungstool)
Das Datenverknüpfungstool basiert auf der Verknüpfung mehrerer bestehender Datenquellen auf individueller Ebene. Dies ermöglicht verschiedene Anwendungen im Kontext von Impfungen, sei es im Routinebetrieb oder in Krisensituationen.
Ein mögliches Einsatzgebiet ist die gezielte Ansprache von Bevölkerungsgruppen anhand spezifischer Gesundheits- und demografischer Kriterien, um priorisierte Impfeinladungen auszustellen. So soll sichergestellt werden, dass Personen mit höherem Risiko rechtzeitig benachrichtigt und eingeladen werden.
Darüber hinaus kann die Datenverknüpfung zur Überwachung verwendet werden. Diese kontinuierliche Überwachung ermöglicht es den Gesundheitsbehörden, Impfkampagnen effektiv zu steuern.
Electronic Patient Information Leaflet (ePIL) – Elektronischer Beipackzettel
Der elektronische Beipackzettel (ePIL) ersetzt die traditionelle Papierform durch eine digitale Version, die über Plattformen wie Websites oder Data-Matrix-Codes zugänglich ist. Der Inhalt des ePIL entspricht dem der Papierbeilage und bietet Informationen über das Medikament, einschließlich Anwendung, Vorsichtsmaßnahmen und möglicher Nebenwirkungen.
Die Anforderungen an mehrsprachige Verpackungen und Beipackzettel in den EU- und EWR-Ländern behindern eine effiziente Versorgungskette. In Notfällen akzeptieren einige Länder zwar ausländische Verpackungen, jedoch ist dies keine allgemeine Regel.
Die Einführung des ePIL würde die Versorgung flexibler gestalten, insbesondere in Situationen mit Impfstoffmangel oder Epidemien.
European Vaccination Card (EVC) – Europäischer Impfpass
Der Europäische Impfpass (EVC) ist ein Dokument, das Bürgern ihre Impfgeschichte zugänglich macht – auch bei Wechsel zwischen nationalen oder regionalen Gesundheitssystemen in Europa.
Der EVC liegt in zwei Formaten vor:
- Einem lesbaren Textdokument.
- Einer digitalen Version, die von Gesundheitsanwendungen verarbeitet werden kann.
Forecasting Tool – Prognosetool
Modellierung und Prognosen spielten schon in der Coronazeit eine entscheidende Rolle im öffentlichen Gesundheitswesen. Sie sollen helfen, die Verbreitung von Krankheiten und die Wirkung von Interventionen systematisch zu verstehen.
Präzise Modelle ermöglichen die Vorhersage potenzieller Szenarien und unterstützen eine rechtzeitige, fundierte Entscheidungsfindung. Dies ist essenziell, um Gesundheitskrisen vorzubeugen oder deren Auswirkungen zu mildern.
Das Prognosetool bildet eine datengetriebene Grundlage für die Gesundheitsstrategie, indem es Brücken zwischen theoretischer Planung und praktischer Umsetzung schlägt.
Kommentar von Transition News
Eines der Hauptziele des EUVABECO-Projekts ist es, das Vertrauen der europäischen Bevölkerung in Impfprogramme zu stärken. Gerade in Zeiten wachsender Impfskepsis sei es entscheidend, dass Impfstrategien nicht nur effektiv, sondern auch transparent und nachvollziehbar seien.
«Das Vertrauen der Menschen ist der Schlüssel», betont Dr. Dumont. «Wenn die Bürger sehen, dass ihre Regierungen auf valide Daten und bewährte Methoden setzen, wird die Akzeptanz von Impfprogrammen deutlich steigen.»
Die oben beschriebenen fünf Tools zeigen schlaglichtartig, dass die EU-Kommission nicht nur nichts aus der Coronazeit gelernt hat, sondern dass genau das geplant ist, was Maßnahmenkritiker seit dem Auslaufen der Coronamaßnahmen fürchten: dass nämlich genau diese Maßnahmen, die nachgewiesenermaßen falsch waren, auf Dauer angelegt sind: Sie sollen zentral geplant werden, basieren auf Modellrechnungen und nicht auf klinischen Daten, Patientendaten werden austauschbar und sind digital.
Sonst noch Wünsche?
Wenn dieses Programm ausgeführt wird, muss man sich nicht wundern, wenn die Impfskepsis (neudeutsch: vaccine hesitancy) weiter zunimmt und Parteien, die eine wirkliche Aufarbeitung der Coronazeit und einen Stopp von Programmen wie EUVABECO verlangen, regen Zulauf erhalten.
Der Europäische Impfpass ist zum Beispiel nicht nur für den Bürger gedacht, sondern so ausgestaltet, dass auch die Behörden wissen, wer gegen was geimpft oder eben nicht geimpft ist. In der Schweiz ist es zum Beispiel heute noch so, dass die Behörden das nicht wissen, respektive nicht wissen können.
Insbesondere muss geprüft werden, ob das geplante Gesundheitsabkommen EU-Schweiz auch ein Andocken der Schweiz an EUVABECO vorsieht.
Die Philosophie und der technologiegetriebene Geist, der dieses Programm atmet, sind mit einer freiheitlichen Gesundheitspolitik nicht und mit dem Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit schwerlich vereinbar, denn es ist leicht vorstellbar, dass für «Ungehorsame» Sanktionen eingebaut werden.
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