Kürzlich berichteten wir über eine Nature-Studie, der zufolge Einsamkeit und soziale Isolation die Gesundheit auf molekularer Ebene beeinflussen. Forscher identifizierten demnach Schlüsselproteine und Signalwege, die soziale Beziehungen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Sterblichkeit in Verbindung bringen.
Ins gleiche Horn bläst jetzt der ehemalige US-amerikanische Surgeon General Vivek Murthy in einem aktuellen Interview, in dem er vor den negativen Auswirkungen chronischer Einsamkeit warnt. Diese könne zu einer Verkürzung der Lebenserwartung führen. Das berichtet The Hill.
In der Sendung Meet the Press von NBC erklärt Murthy der Moderatorin Kristen Welker, dass der Kampf mit Einsamkeit und Isolation das Risiko von Depressionen, Angstzuständen und Selbstmord sowie das Risiko von Herzerkrankungen, Schlaganfällen und Demenz bei älteren Menschen erhöhe. Murthy meint:
«Der allgemeine Anstieg der Sterblichkeit, der mit sozialer Isolation in Verbindung gebracht werden kann, ist vergleichbar mit den Auswirkungen von Rauchen und Fettleibigkeit auf die Sterblichkeit. Das zeigt, wie stark und wichtig Einsamkeit ist.»
Welker wiederum weist auch darauf hin, Murthy habe in seinem 2020 erschienenen Buch «Together» herausgefunden, dass chronische Einsamkeit dem Rauchen von 15 Zigaretten pro Tag entspreche.
«Es stellt sich heraus, dass unsere Verbindung zueinander nicht nur eine schöne Sache ist, sondern, biologisch gesehen, eine Notwendigkeit für uns», sagte er. «Wir brauchen sie zum Überleben, genau wie wir Nahrung und Wasser brauchen.»
Murthy fügt hinzu, dass der Mangel an sozialen Kontakten den menschlichen Körper in einen Stresszustand versetzen könne. Das könne zu verstärkten Entzündungen führen, die wiederum das Risiko für Herzkrankheiten und andere Leiden erhöhen könnten, die letztlich das Leben der Betroffenen verkürzten.
Er äußert außerdem seine Sorge über die Auswirkungen der Technologie auf die sozialen Kontakte junger Menschen. Murthy sagt:
«Wir neigen dazu, zu denken: ‹Oh, Kinder sind in den sozialen Medien. Das ist toll, weil sie miteinander verbunden sind.› Aber nein, wir müssen erkennen, dass es einen Unterschied zwischen den Verbindungen gibt, die man online hat, und den Verbindungen, die man persönlich hat.»