(...) offnen, brauchbaren und grossen Pass, welcher durch das vor Zeiten mit den
schönsten Alpen bekleidete Bergthal des untern Grindelwaldgletschers nach dem
Wallis geführt habe und dessen sich die kranken Grindelwaldner zu ihrem Gang
nach dem Viescherbade im Wallis, die Walliser aber zur Wallfahrt nach der
h. Petronella in Grindelwald bedient haben sollen.
Gottlieb Sigmund Grüner, «Die Eisgebirge des Schweizerlandes»,
Bern 1760, Band I, S. 83 und Band III, S. 147 ff.
Liebe Leserinnen und Leser
Die Rede des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán diese Woche in Straßburg macht weiterhin Schlagzeilen, und zwar keine positiven. Seine Rede war begleitet von Zwischenrufen zum Beispiel von Oppositionsführer Péter Magyar. Andere Abgeordnete sangen aus Protest «Bella Ciao», bis Parlamentspräsidentin Roberta Metsola mahnte, man sei hier nicht beim Eurovision Song Contest.
Was hat Orban aber genau gesagt? Das Ziel der Rede war, seine Pläne für die EU-Ratspräsidentschaft seines Landes vorzustellen. Hier sind die wichtigsten Punkte:
- EU-Krise und Sicherheitslage: Orbán betonte, dass die EU sich in einer ihrer schwierigsten Phasen befinde, geprägt von Kriegen und einer drohenden Migrationskrise, die das Schengen-System gefährden könnte.
- Wettbewerbsfähigkeit der EU: Er kritisierte den Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit der EU im Vergleich zu den USA und China und forderte umfassende Investitionen in Energie und Industrie, um das Wachstum zu sichern.
- Migration und Grenzschutz: Orbán plädierte für einen besseren Schutz der EU-Außengrenzen und eine striktere Prüfung von Asylanträgen an «externen Hotspots», um illegale Migration zu bekämpfen.
- Friedenspolitik: Er forderte einen Waffenstillstand in der Ukraine und eine bessere Kommunikation mit Russland, um einen diplomatischen Ausweg aus dem Konflikt zu finden.
So weit so banal. Das sind meines Erachtens alles wichtige oder zumindest diskussionswürdige Punkte. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begann mit dem Reigen der Kritik, die dann von den grossen Medien praktisch unisono gebracht wurden. Positive Reaktionen gab es praktisch keine. Sie sagte, 400.000 Ungarn hätten während der Regierungszeit Orbáns das Land verlassen und die Geburtenrate sei auf Tiefstand.
Das zweite war gelogen. Seit den 1970er Jahren war die Geburtenrate in Ungarn auf einen Tiefststand von 1,23 Geburten pro Frau im Jahr 2010 gefallen. Das ist exakt das Jahr, indem Orbán Ministerpräsident wurde. Seither erholt sich die Fertilität in Ungarn kontinuierlich und beträgt nun wieder 1,59. Damit ist sie im Vergleich der EU-Länder überdurchschnittlich (ich habe hier mehr darüber geschrieben, wie das geht).
Es wird aber in diesem Zusammenhang nicht nur gelogen, sondern auch selektiv kritisiert. Dass Griechenland einen extrem großen, negativen Wanderungssaldo hat und dessen Geburtenrate seit mindestens den 1980er Jahren sinkt und das Land vor einem Bevölkerungskollaps steht, das beunruhigt weder die EU-Politiker, noch unsere Medien. Die deutschsprachigen Medien plappern die Kritik einfach nach.
Ich habe den Verdacht, dass das damit zusammenhängt, dass die Griechen im Moment in vorauseilendem Gehorsam alles tun, was Brüssel und Washington wollen, sich aber Orbán eine eigene Meinung erlaubt und sich auch traut, diese zu vertreten.
Es wird also heute in Politik und Medien gelogen und Unangenehmes wird verschwiegen. Ein anderes aktuelles, ganz anders gelagertes Beispiel für diese Omertà:
Gemäß einer Überlieferung befand sich in einer Felshöhle über dem Unteren Grindelwaldgletscher im Berner Oberland, auf Karten von 1570 verzeichnet, eine Kapelle, die der heiligen Petronella geweiht war. Einer Überlieferung nach soll es einen Pass zwischen dem bernischen Grindelwald und dem Ort Fiesch im Wallis auf der anderen Seite des Berges gegeben haben.
Der Weg, der bei der Kapelle begann, soll durch Gletschervorstöße unpassierbar geworden sein. Er wurde aber erst 150 Jahre nach seiner Verödung dokumentiert, was zu Kritik an der Wahrhaftigkeit der Überlieferung führte.
Anlässlich des 850-jährigen Jubiläums von Grindelwald wurden informative Tafeln zur historischen Entwicklung der Gemeinde aufgestellt, die heute im Heimatmuseum ausgestellt sind. Diese Woche habe ich erfahren, dass diejenige über den St. Petronell-Weg verschwunden ist. Die Gewährsperson, die mir das mitteilte, fragte nach den Gründen und erhielt diese Antwort: Die Verbreitung dieser Überlieferung würde den Leugnern des Klimawandels in die Hände spielen. Deshalb habe man die entsprechende Tafel entfernt.
Ob an der Überlieferung etwas dran ist, weiß ich nicht. Holzreste, die durch sich zurückziehende Gletscher freigelegt beziehungsweise ausgespült werden, deuten immerhin darauf hin, dass es in den letzten 10.000 Jahren häufig wärmer war als heute (siehe hier und hier). Dass man diese Überlieferung verschweigen will, lässt allerdings tief blicken. Aber vielleicht finden sich ja, falls sich der Gletscher komplett zurückzieht, irgendwann Überreste der Kapelle!
Dass heute in Politik und Medien gezielt gelogen und Dinge, die nicht ins herrschende Narrativ passen, verschwiegen werden, darf hingegen als gesichert gelten.
Herzlich
Daniel Funk
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