Nach Vorlage von Beweisen für die negativen Auswirkungen drahtloser Strahlung auf die Gesundheit lehnte das Repräsentantenhaus in Stamford im US-Bundesstaat Connecticut eine Vereinbarung ab, die es den Telekomkonzernen AT&T und Verzon erlaubt hätte, 5G-Geräte auf stadteigenen Versorgungsmasten zu installieren. Das berichtet The Defender.
Zuvor hatte das Büro von Gouverneur Ned Lamont einen Mustervertrag zwischen den beiden grössten Telekommunikationsanbietern der USA und den fünf grössten Städten des Bundesstaates ausgearbeitet. Ziel war es, eine schnelle Installation von 5G zu erreichen.
Stamford ist die zweitgrösste Stadt des Staates und die einzige, in der bisher gegen den Vertrag gestimmt wurde. 21 Abgeordnete stimmten gegen den Pakt, fünf stimmten dafür, acht enthielten sich der Stimme.
W. Scott McCollough, leitender Prozessanwalt von Children Health Defense im Bereich elektromagnetische Strahlung, kommentierte die Entscheidung der Stadt gegenüber The Defender wie folgt: «Ich begrüsse Stamfords prinzipientreue Haltung.»
Befürworter des Vertrags warnten, Stamfords Ablehnung könnte eine Klage gegen die Stadt nach sich ziehen. Doch McCollough widerspricht:
«Die Mobilfunkunternehmen haben noch keinen Fall. Es ist noch zu früh. Dies war lediglich die Entscheidung, eine Mustervereinbarung abzulehnen. Nach Bundes- und Landesrecht kann die Stadt stattdessen individuelle Bedingungen aushandeln, und genau dafür hat sich Stamford entschieden.»
Einem lokalen Medienbericht zufolge liessen sich die 21 Vertreter weitgehend von Vorträgen überzeugen, in denen sechs unabhängige Experten wissenschaftliche Beweise für die Schädlichkeit von Hochfrequenzstrahlung einschliesslich 5G skizzierten.
Die Experten, darunter die Toxikologin und Epidemiologin Devra Davis, erklärten, dass drahtlose Strahlung in vielfältiger Weise schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt habe. Dazu zählten Hirnschäden, Gedächtnisverlust, Rückgang der Fortpflanzungsfähigkeit, DNA-Schäden und Schäden für Insekten.
Der Landnutzungsausschuss des Verwaltungsrats stimmte nach Anhörung der Experten dafür, die Ablehnung des Abkommens zu empfehlen. Davis, Gründerin und Präsidentin von Environmental Health Trust (EHT), betonte gegenüber The Defender:
«Angesichts überwältigender, unabhängiger wissenschaftlicher Informationen über die realen und gegenwärtigen Gefahren, die von der Annäherung elektromagnetischer Felder an den Menschen ausgehen, hat Stamford dafür gestimmt, die Menschen und ihre Umwelt zu schützen. Wir sollten aufhören, darüber zu debattieren, ob wir Beweise für die Schädigung von Menschen haben, und jetzt Massnahmen ergreifen, um die Ausbreitung dieser Schäden zu verhindern. Die Stadt hat die Pflicht, die Bürger zu schützen.»
Einige Abgeordnete wie Don Mays befürchten derweil, dass eine Ablehnung des Pakts bedeuten könnte, dass AT&T und Verizon die Stadt verklagen. Auf der Sitzung am 18. Oktober sagte er: «Solange sich die Technologie [die drahtlose Strahlung aussendet] auf dem Markt nicht ändert, müssen wir sie im Wesentlichen akzeptieren.»
Eine Entscheidung der Federal Communications Commission (FCC) aus dem Jahr 2018 verbietet es Staaten und Gemeinden in den USA, Massnahmen zu ergreifen, die die Nutzung von Funkfrequenzen erschweren könnten. Vor diesem Hintergrund fügte Mays hinzu: «Wenn Städte versuchen, gegen die FCC-Regeln zu verstossen, werden die Betreiber die Städte verklagen (...) Und ich glaube nicht, dass wir unsere Stadt dem aussetzen wollen.»
Stadtrat James Grunberger war jedoch anderer Meinung: «Ich glaube nicht, dass wir wegen der Androhung einer Klage davon abrücken sollten (...) Wenn wir in dieser Sache ein Präzedenzfall sein müssen, dann sollten wir ein Präzedenzfall sein (...) Die Bundesregierung hat keine Richtlinien für Langzeitexposition, also müssen wir unsere Stadt selbst schützen und dürfen uns nicht von juristischen Drohungen beeinflussen lassen.»
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2022 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare