Das Hickhack bei den Olympischen Spielen um die Boxer(innen) Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-Ting aus Taiwan sorgte weltweit für Aufsehen. Beide waren bei den IBA-Boxweltmeisterschaften der Frauen 2023 in Neu Delhi «nach ihrer Zustimmung» vor ihren ersten Kämpfen erneut getestet worden – und die Befunde waren absolut identisch mit den Testergebnissen aus dem Jahr 2022. Dabei wurde die Definition «Mann/männlich/Junge = Individuum mit XY-Chromosomen» angelegt. Als Folge davon informierte der damalige Generalsekretär und CEO der IBA, George Yerolimpos, sowohl Khelif als auch Lin über ihren Ausschluss von den Frauenkämpfen, da sie die Zulassungskriterien nicht erfüllt hatten.
Laut IBA «wurden Khelif und Lin über die Entscheidung informiert und erkannten sie durch ihre Unterschrift an». Dennoch konnten beide bei den Olympischen Spielen bei den Frauenwettkämpfen starten. Und tatsächlich gewannen beide dort in ihrer Gewichtsklasse schließlich die Goldmedaille. Thomas Bach, Präsident des Olympischen Komitees (IOC), sagte dazu: «Was wäre die Alternative gewesen? Zwei Frauen von der Teilnahme an einem Frauenwettkampf auszuschließen, weil man ihnen etwas völlig Unglaubliches vorwirft?» (Transition News berichtete).
Das Geschehen erhitzte auch zweieinhalb Monate danach noch die Gemüter. So berichtete die Bild am 23. Oktober, dass «die Boxerin Khelif (25) nach ihrem Gold-Triumph bei einer Veranstaltung in ihrer algerischen Heimat über den Roten Teppich lief und anschließend mit einer Trophäe geehrt wird». Doch dabei sei «vor allem ihr Gang von einigen Usern ebenso genau unter die Lupe genommen [worden] wie ihr Handschlag – und mit zahlreichen Kommentaren versehen, größtenteils deutlich unter der Gürtellinie».
Und die Bild schlägt sich auch im weiteren Textverlauf deutlich auf die Seite von Khelif. So sei «behauptet» worden, «dass sie ein Mann sei». Und bei dem von der IBA 2023 durchgeführten Geschlechtstest sei «angeblich» festgestellt worden, «dass sie sowohl ein X- als auch ein Y-Chromosom hat – normalerweise nur bei Männern üblich». Dazu zitiert das Boulevardblatt Khelif mit folgenden Worten:
«Die gesamte Welt war gegen mich und hatte eine bösartige Kampagne gegen mich gestartet. Meine Antwort ist die Goldmedaille. Ich bin eine starke Frau, eine Frau mit besonderer Kraft ... Ich bin eine Frau wie jede andere auch. Ich bin als Frau geboren, war immer eine und habe nur gegen Frauen gekämpft.»
Dass Khelif und auch Yu-Ting «als Frauen geboren wurden», das behauptete auch das IOC-Presseteam in einer E-Mail vom 28. Oktober an Transition News. Doch Transition News stellte anschließend folgende Frage:
«Wie passt der Umstand, dass die Boxer(innen) Imane Khelif und Lin Yu-Ting mit einem XY-Chromosomen ausgestattet sind, mit Ihrer Aussage zusammen, dass sie ‹als Frauen geboren wurden›?»
Doch anstatt diese Frage konkret zu beantworten, schrieb das IOC lediglich zurück:
«Vielen Dank für Ihre E-Mail. Wir haben zur bereits gegebenen Antwort nichts weiter hinzuzufügen.»
Auf eine weitere Nachfrage wurde bis dato gar nicht mehr geantwortet. Das dürfte wohl damit zusammenhängen, dass niemand auf der Welt bestreiten kann, dass eine Person, die ein XY-Chromosomensatz hat, als männlich einzustufen ist.
Derweil sind jetzt Unterlagen aufgetaucht, die weitere harte Belege dafür liefern sollen, dass Khelif ein Mann ist. Sogar der Bild ist dies ein Artikel wert. Das Blatt schreibt:
«Das französischsprachige Recherchemagazin Le correspondant nennt Details aus der Krankenakte von Khelif mit zwei medizinischen Gutachten aus dem Jahr 2023. Bei den Untersuchungen sei festgestellt worden, dass Khelif weder Eierstöcke noch eine Gebärmutter habe – dafür aber innen liegende Hoden, eine penisähnliche Klitoris und eine deformierte Vagina. Außerdem in dem Bericht: Die Eltern von Khelif seien möglicherweise blutsverwandt.
Zu diesem Ergebnis kommen laut Krankenakte gleich zwei Krankenhäuser: das Kremlin-Bicètre-Krankenhaus in Paris und das Mohamed-Lamine-Debaghine-Krankenhaus in Algier. Hinter den Untersuchungen stehen die Professoren Soumaya Fedala und Jacques Young.
Sie stellen fest, dass bei Khelif ein sogenannter ‹5a-Reduktase-2-Mangel› vorliegt. Das ist eine Geschlechtsentwicklung abseits der Norm, die nur bei biologischen Männern auftreten kann. Weil die Hoden innen liegen, werden Neugeborene oft als Mädchen eingestuft. Allerdings setzt später eine männliche Pubertät ein, das männliche Sexualhormon Testosteron wird vermehrt ausgeschüttet. Vor Olympia soll sie sich einer Hormontherapie unterzogen haben. Bis heute muss sie monatlich ihren erhöhten Testosteronwert mit einer Injektion künstlich senken.»
Und die Bild schließt mit folgenden Worten:
«Le correspondant, dem die Unterlagen vorliegen, kommt zu dem Schluss: Khelif ist ein Mann, der in der Hülle einer Frau lebt.»
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