Zionistische Lobbygruppen haben in den USA einen enormen Einfluss. Zu den mächtigsten gehören das American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) und die Anti-Defamation League (ADL). Letztere prahlte im Frühling sogar damit, alle großen Tech-Plattformen zu beeinflussen. L’Indipendente offenbart nun, dass bei bedeutenden US-Medien obendrein ehemalige israelische Agenten als «Journalisten» arbeiten.
So machte die italienische Publikation in großen US-Zeitungen und -Sendern Journalistinnen und Journalisten aus, die eine Vergangenheit in israelischen Militäreinheiten oder Geheimdiensten haben. Ihrem Schaffen nach zu urteilen, würden sie anscheinend «auch weiterhin die Interessen ihres Landes in der Informations- und Propagandakriegsführung vertreten». Zu diesen Medien, die Personen mit erheblichen Interessenkonflikten beschäftigen – «insbesondere in Bezug auf ihre Berichterstattung über den laufenden Genozid in Gaza und den von Israel vorangetriebenen erweiterten Konflikt im Nahen Osten» –, zählten die New York Times, CNN und Axios.
L’Indipendente hebt einige Beispiele hervor. So arbeite Barak Ravid, der von US-Präsident Joe Biden mit dem renommierten White House Press Correspondents’ Award ausgezeichnet wurde, bei Axios. Ravid sei zuvor Analyst der israelischen Spionageeinheit Unit 8200 und bis letztes Jahr Reservist der israelischen Armee gewesen. Die Zeitung erläutert:
«Die Einheit 8200 ist Israels größte und umstrittenste Geheimdienstorganisation, die für zahlreiche hochkarätige Spionage- und Terrorismusoperationen verantwortlich ist, darunter auch ein jüngster Angriff auf Suchdienste, bei dem Hunderte von Menschen getötet und Tausende libanesische Zivilisten verletzt wurden.»
L’Indipendente weist darauf hin, dass Ravid ein Jahr nach Beginn des israelischen Kriegs im Gazastreifen einen Artikel für Axios geschrieben hat, in dem er die «Erfolge» Benjamin Netanjahus seit dem 7. Oktober 2023 auflistete. Dabei betonte er, dass der israelische Premierminister trotz interner und externer Kritik die Kontrolle behielt. Und nach der israelischen Invasion im Libanon erklärte Ravid in einem CNN-Interview und auf seinen sozialen Kanälen die von ihm befürwortete Strategie Israels mit der orwellschen Formulierung «Deeskalation durch Eskalation». Im April erhielt er den prestigeträchtigen White House Press Correspondents’ Award für «herausragende Berichterstattung über das Weiße Haus», überreicht von Präsident Biden persönlich. L’Indipendente kommentiert:
«Seine Artikel fallen jedoch durch eine unkritische Wiedergabe der Positionen Washingtons und Tel Avivs auf und dienen der Propaganda beider Länder, während in Gaza ein Genozid verübt wird.»
Ein weiteres Beispiel ist Tal Heinrich, eine ehemalige CNN-Mitarbeiterin, die nun für Trinity Broadcasting arbeitet und gleichzeitig als offizielle Sprecherin des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu fungiert. Gemäß L’Indipendente war Heinrich zwischen 2014 und 2017 ebenfalls als Agentin in der Einheit 8200 tätig. Gleichzeitig habe sie als Produzentin und Redakteurin im Jerusalemer Büro der CNN gearbeitet.
Bei CNN arbeitet auch Tamar Michaelis, die Inhalte zu Israel und Palästina betreut, obwohl sie zuvor als offizielle Sprecherin der Israelischen Streitkräfte (IDF) tätig war.
Die italienische Zeitung nennt auch Shachar Peled, die ebenfalls drei Jahre als Offizierin in der Einheit 8200 gedient und ein Team von Analysten in Überwachung, Geheimdienstarbeit und Cyberkriegsführung geleitet habe. Sie habe auch als Analystin für den israelischen Geheimdienst Shin Bet gearbeitet. Peled war für verschiedene Medien in Israel und den USA tätig, darunter von 2017 bis 2019 als Produzentin und Autorin für CNN. 2021 sei sie von Google als Senior Media Specialist eingestellt worden, wo sie bis 2023 tätig gewesen sei.
Schliesslich erwähnt L’Indipendente Anat Schwartz, eine ehemalige Offizierin des israelischen Luftwaffen-Geheimdienstes. Sie war Co-Autorin des berüchtigten Beitrags «Screams Without Words» («Schreie ohne Worte») in der New York Times, in dem behauptet wird, Hamas-Kämpfer hätten am 7. Oktober systematisch Israelis sexuell missbraucht – eine These, die später von verschiedenen Medien und internationalen Organisationen widerlegt wurde. L’Indipendente resümiert:
«In den USA wird ein Teil der Nachrichten über Israel somit direkt von Israel selbst gestaltet.»