Einen zufälligen Abstecher in eine Zeltstadt der Drogenabhängigen im kanadischen Vancouver nimmt Kevin Yuill für das Magazin Spiked zum Anlass für einen Artikel. Der Ort sei nicht weit von den Restaurants und Attraktionen dieser recht wohlhabenden Stadt entfernt und man könne sich leicht dorthin verirren.
Solange sie nicht gewalttätig seien, würden obdachlose Süchtige im Allgemeinen in der ganzen Stadt ignoriert. Die Einwohner von Vancouver würden ihre Anwesenheit auf höfliche Art und Weise akzeptieren. Dennoch würden viele über die «Krise» der Süchtigen in Vancouver sprechen, wo Drogen praktisch entkriminalisiert worden seien.
Nun habe es jedoch den Anschein, als hätten die kanadischen Behörden eine neuartige, beängstigende Lösung für diese Krise gefunden, meint Yuill: Euthanasie.
Derzeit hätten Kanadier Anspruch auf medizinische Sterbehilfe (MAID), wenn sie an einer «schweren und unheilbaren Krankheit» leiden, zum Beispiel an einer schweren körperlichen Krankheit oder Behinderung. Wenn diese sie in einen fortgeschrittenen Zustand des unumkehrbaren Verfalls versetzt und anhaltendes physisches oder psychisches Leiden verursacht habe, könnten sie um Sterbehilfe bitten.
Seit der Legalisierung von Sterbehilfe für unheilbar Kranke in Kanada im Jahr 2016 wurden die Kriterien im Gesetz ständig erweitert (wir berichteten). In wenigen Jahren wurden sie auf Behinderte, Obdachlose und Gefangene ausgeweitet. Und bald würden Drogenabhängige die nächsten sein, so Spiked.
Es werde eine nationale Diskussion über Ausweitung der MAID auf Drogenabhängige geführt. De facto werden ab März 2024 auch Menschen mit psychischen Erkrankungen – ohne körperliche Beschwerden – für MAID in Frage kommen. Das gelte auch für Menschen mit Substanzmissbrauchsstörungen.
Dr. David Martell von der Kanadischen Gesellschaft für Suchtmedizin habe laut Spiked erläutert, dass die Ärzte unterscheiden müssten zwischen jemandem, der einen «begründeten Sterbewunsch» hat, und jemandem, der lediglich selbstmordgefährdet ist. Der Befürworter der Ausweitung der MAID auf Drogenabhängige habe jedoch eingeräumt, dass es «praktisch unmöglich» sei, diese Unterscheidung zu treffen, wenn die zu beurteilende Person berauscht sei.
Das kanadische Parlament könne laut Spiked eine Geschichtsstunde gebrauchen – wie man kürzlich gesehen habe, als es einem Veteranen der Waffen-SS stehende Ovationen gab (wir berichteten). Euthanasie als Lösung für Menschen, die ein schwieriges Leben führen, sei kein neues Konzept. Die grössten Befürworter seien diejenigen gewesen, die mit der Eugenik-Bewegung verbunden gewesen seien.
Eine bessere und menschlichere Lösung sei es, den Süchtigen eine Behandlung anzubieten, anstatt sie zu töten. Kevin Yuill fragt abschliessend: «Ist es wirklich so unvernünftig, das zu fordern?»
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