Die Breschnew-Doktrin ist tot. Für die Staaten Osteuropas
gilt jetzt die Sinatra-Doktrin: «I do it my way!»
Eduard Schewardnadse
Liebe Leserinnen und Leser
Die Zeichen stehen auf Konfrontation zwischen Ost und West. Heute möchte ich aber nicht über die Ukraine sprechen. Viele kleine Länder spüren dieses Ringen, diesen Druck, sich für das eine oder das andere Lager zu entscheiden.
In einem Beitrag habe ich heute gezeigt, zu was das in Moldawien geführt hat – und die Geschichte wird in diesem Land weitergeschrieben, und zwar am 3. November bei der zweiten Runde der Präsidentenwahl.
Eduard Schewardnadse war der zweite Präsident Georgiens. Zusammen mit Gorbatschow leitete er als sowjetischer Außenminister eine außenpolitische Wende ein. Sein Entgegenkommen bei der deutschen Wiedervereinigung und bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen (1990) sowie die Unterstützung der Westorientierung der baltischen Sowjetrepubliken und Osteuropas ebneten den Weg zu Entspannung, Abrüstung und dem Ende der Teilung Europas.
1993 wurde er durch einen Putsch Präsident seiner georgischen Heimat, wissend, dass er dazu nicht legitimiert war. Er wurde dann mehrmals demokratisch wiedergewählt. Zehn Jahre später wiederum kam er bei der sogenannten Rosenrevolution durch seinen Rücktritt einem Sturz zuvor und verhinderte dann eine Eskalation und mögliches Blutvergießen. Der Guardian hat schon 2004 unverblümt enthüllt, dass dabei der Einfluss und die Manipulationen der USA eine wichtige Rolle spielten. Schon ein Jahr später hatte sich der große Georgier aber mit seinen Nachfolgern versöhnt.
Einige westlichen Politiker wussten damals, dass das «window of opportunity» nicht ewig offenstehen würde, und ergriffen die riesige Chance.
Seit die Zeichen wieder auf Konfrontation stehen, wird es vor allem für kleine Länder schwierig, einen eigenen Weg zu gehen. Auch die Schweiz – geopolitisch und mentalitätsmäßig dem Westen zugehörig – findet es zunehmend schwierig, militärisch neutral zu bleiben, und wird dabei von beiden Seiten angefeindet. Ich habe deshalb eine kleine Artikelserie zur Schweizer Neutralität begonnen. Der letzte Artikel finden sich hier und weitere Links sind im Beitrag.
Ein weiteres Land, das am Scheideweg steht, ist Georgien, das Land von Schewardnadse. Am nächsten Wochenende finden dort Parlamentswahlen statt. Das Land im Kaukasus ist ein weiteres, sehr komplexes Gebilde, für Außenstehende schwer zu verstehen. Das Trauma eines verlorenen Krieges mit Russland im Jahr 2008 wirkt nach, aber seit über 10 Jahren wird das Land durch die Partei «Georgischer Traum» recht umsichtig geführt.
Wirtschaftlich hat es sich gut entwickelt, junge Menschen sprechen Englisch als erste Fremdsprache, und die Regierung verfolgt seit Jahren das doppelte Ziel, Mitglied der EU und der NATO zu werden. Spätestens seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine änderte aber die Regierung ihre Strategie – und gerät damit in Konflikt zu den USA und der EU. Die nunmehr von der Partei «Georgischer Traum» verfolgte Grundlinie ist darauf ausgerichtet, möglichst nichts zuzulassen, was den großen Nachbarn im Norden provozieren könnte. Die Opposition, deren wichtigste Vertreterin Staatspräsidentin Salome Surabischwili ist, will das Land wieder auf einen konsequenten Westkurs bringen.
Wer macht das Rennen? Und wie geht es weiter? Ich werde nach dem Wahlsonntag darauf eingehen.
Bleiben Sie, geneigte Leserin, geneigter Leser, uns gewogen!
Daniel Funk
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Es bereitet sich etwas vor: im Finanzsystem, in Israel und der Ukraine. Stand der Dinge am 26. September 2024
Inhalt:
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