«Die Lockdowns wurden nicht durch das Virus verursacht. Menschen haben sich für Lockdowns entschieden – sie sind für die Folgen verantwortlich. Ihre Ausgangssperren wurden umgesetzt. Ihre Politik ist gescheitert – und hat Millionen Menschen getötet und vernichtet. Das ist eine Tatsache. Das sind die Daten.»
Das hat der US-amerikanische Mediziner und Gesundheitspolitiker Scott Atlas am 4. Oktober auf einer Konferenz der Stanford-Universität zum Thema «Pandemie-Politik: Planung der Zukunft, Bewertung der Vergangenheit» erklärt. Er sprach im Rahmen einer Diskussionsrunde über «Fehlinformation, Zensur und akademische Freiheit».
Atlas war von Juli bis Dezember 2020 Corona-Sonderberater des damaligen US-Präsidenten Donald Trump sowie Mitglied der entsprechenden Task Force des Weißen Hauses. Er trat zurück, nachdem seine Empfehlungen und Warnungen vor den Folgen der Corona-Politik ignoriert worden waren.
Seine Aussagen auf der Konferenz sind nicht nur eine deutliche Kritik an der Corona-Politik in den USA. Sie gelten nicht minder grundsätzlich für die entsprechenden Maßnahmen in anderen Ländern, so in Deutschland, und deren Folgen.
Der Gesundheitspolitiker erklärte, es sei notwendig, die Fakten anzuerkennen, bevor über Zensur in der Corona-Krise gesprochen werde. Dazu zählt er insbesondere die Folgen der verhängten Lockdowns, wobei er auf eine Reihe von Studien dazu verwies, unter anderem von John Ioannidis:
«Es wurden Lockdowns verhängt, aber sie konnten das Sterben nicht aufhalten, sie konnten die Ausbreitung nicht aufhalten … Und ja, Lockdowns haben auch Kindern massiv geschadet und Menschen buchstäblich getötet.»
Massive Folgen
In den nächsten 15 bis 20 Jahren werde laut einer Studie von 2023 die Arbeitslosigkeit allein 900.000 bis 1,2 Millionen zusätzliche Todesfälle in den USA verursachen, «durch den wirtschaftlichen Lockdown, nicht durch das Virus». Atlas verwies auf eine aktuelle Studie von Ioannidis, der zufolge die USA von 2020 bis Juli 2023 1,6 Millionen weniger Todesfälle gehabt hätten, wenn sie ihre Corona-Politik wie Schweden gestaltet hätten.
Doch immer noch würden jene in den USA die entsprechende Politik und ihre Folgen bewerten, die die Lockdowns verhängt haben: Deborah Birx, die als Trump-Beraterin die offizielle Politik gegenüber den Bundesstaaten durchsetzte, Anthony Fauci, langjähriger Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) und Berater mehrerer US-Präsidenten, die US-Seuchenschutzbehörde CDC und deren ehemaliger Leiter Robert Redfield sowie die «Experten» der Universitäten. Sie hätten die Beamten davon überzeugt, ihre Lockdown-Strategie umzusetzen.
Er selbst habe sich dagegen und für den «gezielten Schutz» der sogenannten Hochrisikogruppen ausgesprochen, was bis auf die Ausnahme Florida abgelehnt worden sei. Die Lockdowns hätten die am meisten Gefährdeten nicht geschützt. Atlas setzte sich nach seinen Worten dafür ein, die Ausgangssperren und Schulschließungen zu beenden, «die die Armen und unsere Kinder zerstörten».
Er betonte die Verantwortung derjenigen, die die Lockdowns entschieden und durchgesetzt haben. Diese Politik sei nicht nur gescheitert, sondern habe «Millionen Menschen getötet und vernichtet. Das ist eine Tatsache. Das sind die Daten.»
Der Gesundheitspolitiker stellte klar:
«Virologie ist keine Gesundheitspolitik; Epidemiologie ist keine Gesundheitspolitik – dies sind nur Teile eines größeren, komplexeren Puzzles.»
Er sei der Einzige in der Task Force des Weißen Hauses gewesen, der sich mit Gesundheitspolitik beschäftigt habe. Und der Einzige, der sich darauf konzentriert habe, «sowohl den Tod und die Zerstörung durch das Virus als auch den Tod und die Zerstörung durch die Politik selbst zu stoppen».
Atlas zitierte aus dem Buch «Eichmann in Jerusalem» von Hannah Arendt:
«Was ans Licht gekommen ist, ist weder Nihilismus noch Zynismus, wie man vielleicht erwartet hätte, sondern eine ganz außergewöhnliche Verwirrung über elementare Fragen der Moral.»
Folgenschwere Zensur
Die Zensur sei 2020 zuerst von den Medienunternehmen selbst ausgeübt worden, betonte er, als Schulschließungen und Ausgangssperren eingeführt wurden. So habe YouTube im Mai 2020 mit seiner «aggressiven Politik gegen Fehlinformationen» geprahlt.
Im August 2020 habe Facebook gegenüber der Washington Post zugegeben, bereits sieben Millionen Beiträge zur «Pandemie» entfernt zu haben. Seine eigenen Interviews als Berater des Präsidenten seien auf YouTube und Twitter entfernt worden.
Aber auch die Universitäten wie die von Stanford in Kalifornien und anderswo hätten die Wahrheit nicht verteidigt. Sie hätten stattdessen die Zensur mit Hilfe von «Rufmord, Einschüchterung und Tadel» durchgesetzt, in Nuancen, bis zum Verweigern von Vorträgen bei institutionellen Veranstaltungen und vieles mehr.
Bei der Zensur der Gesundheitspolitik handele es sich nicht nur um ein abstraktes Übel, stellte Atlas klar:
«Menschen sterben. Und Menschen starben durch die Zensur einer korrekten Gesundheitspolitik.»
Zensur werde nicht nur eingesetzt, um jemanden zum Schweigen zu bringen, erklärte er bei seinen Ausführungen. Sie diene vor allem dazu, um die Öffentlichkeit zu täuschen – «um andere davon abzuhalten, zuzuhören, um eine naive Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es einen ‹Konsens› gibt.»
Aber die Wahrheit sei «kein Mannschaftssport» und werde «nicht durch Konsens bestimmt, oder durch die Anzahl der Menschen, die zustimmen, oder durch Titel». Sie werde durch Debatten entdeckt und durch kritische Analyse von Beweisen bewiesen.
Argumente würden «durch Daten und Logik gewonnen, nicht durch persönliche Angriffe oder die Zensur anderer». Aber genau deshalb hätten die Befürworter von Lockdowns Zensur und Propaganda benötigt und benutzt. Denn «sie konnten mit den Daten nicht gewinnen; sie mussten gegensätzliche Ansichten als höchst gefährlich delegitimieren und dämonisieren, um die Öffentlichkeit zu überzeugen», so Atlas.
Unumstößliche Wahrheit
Er konstatierte «eine beängstigende Krise sowohl der Kompetenz als auch der Integrität».
«Die Befürworter von Lockdowns werden niemals zugeben, dass sie falsch lagen – in Bezug auf Ausgangssperren, Schulen, Masken und Impfvorschriften – und dass ich und andere hier Recht hatten – denn das würde Integrität erfordern.»
Aber die Wahrheit könne nicht geändert werden, betonte der Gesundheitspolitiker. Er zitierte Winston Churchill und erinnerte daran, was Wahrheit bedeutet:
• Die Erde ist rund
• 1+1 = 2
• Masken verhindern nicht die Ausbreitung einer viralen Atemwegsinfektion
• Lockdowns haben Millionen getötet und vernichtet, insbesondere, sündhaft, die Armen
Jene, die diese Maßnahmen entschieden und durchgesetzt haben, würden sich nun der Verantwortung entziehen, indem sie eine kafkaeske Perversion der Logik anwenden: «Sie wollen diejenigen von uns, die mit dem, was getan wurde, nicht einverstanden waren, für das Scheitern dessen, was getan wurde, verantwortlich machen!»
Er fürchte als Professor und Arzt an Spitzenuniversitäten um die Studenten. Diese könnten nicht mehr kritisches Denken, ohne unterschiedliche Ansichten zu hören, insbesondere Ideen, mit denen sie vielleicht nicht einverstanden sind. Kritisches Denken sei die «wichtigste Lektion, die man im College lernen kann».
Atlas beklagte, dass die Wissenschaftler der renommierten Universitäten gegenüber Meinungen, die ihrer bevorzugten Darstellung widersprechen, «gefährlich intolerant» seien. Einige von ihnen würden zu üblen Verleumdungen und Zurechtweisungen gegen jene greifen, die anderer Meinung seien.
Stolzer Abweichler
Er bekannte seinen Stolz, ein Abweichler zu sein, und habe «glücklicherweise recht behalten, wenn die Mitläufer so falsch liegen». Aber die Cancel Culture hindert andere daran, ihre Meinung zu äußern.
Hunderte von E-Mails von Ärzten und Wissenschaftlern aus dem ganzen Land hätten ihn erreicht, in denen es hieß: «Rede weiter, Scott, du hast hundertprozentig recht, aber wir haben Angst um unsere Familien und unsere Jobs.» Noch verheerender sei jedoch, «dass zukünftige Experten, die einen Ruf zu verlieren haben, möglicherweise nicht bereit sind, ihrem Land in strittigen Zeiten zu dienen – ein katastrophales Erbe, das wir unseren Kindern hinterlassen».
Die Wahrheit setze sich vielleicht langsam durch, sagte der Gesundheitspolitiker, aber es reiche nicht aus, Recht zu haben.
«Eine friedliche Gesellschaft basiert auf Vertrauen.»
Doch das werde gefährdet durch Menschen, «denen der moralische Kompass fehlt, um ihre abscheulichen Fehler einzugestehen, und die Ansichten, die ihren eigenen widersprechen, nicht zulassen».
«Wir alle brauchen den Mut, uns zu erheben und mit Gewissheit nach Arendts ‹elementaren Fragen der Moral› zu handeln.»
Atlas gab auf der Veranstaltung an der Stanford-Universität den Studenten eine Aussage des Journalisten und Schriftstellers Gilbert Keith Chesterton (1974-1936) mit auf den Weg:
«Richtig ist richtig, auch wenn es keiner tut. Falsch ist falsch, auch wenn alle falsch liegen.»