Wer kennt sie nicht: die sogenannten Faktenfüchse von den Öffentlich-Rechtlichen. Einer von ihnen versuchte im Juli 2021 bei der Frage, ob die Corona-«Impfung» Menstruationsprobleme verursacht oder bedingen kann, abzuwiegeln.
«Bislang gibt es nur Theorien, was mit dem Zyklus passieren könnte», so der Faktenfuchs Fabian Dilger vom Bayerischen Rundfunk, der in seinem Lebenslauf erwähnt, er sei Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München. Da sollte solides Recherchieren und die Aufbereitung von Fakten vermittelt worden sein.
Und so schreibt Dilger, die Datenlage bei dieser Thematik sei einfach schlecht, was «unter anderem daraus resultiert, dass in den Zulassungsstudien der Covid-Impfstoffe bei Frauen nicht abgefragt wurde, ob sich ihr Zyklus veränderte».
Stellt sich die Frage, warum dies nicht abgefragt wurde. Und auch hier ist Dilger nicht um eine Antwort verlegen. Die liefert er, indem er Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar und Inhaberin des Lehrstuhls für Gynäkologie, zitiert. Sie sagte ihm, dem Journalistenschule-München-gestählten Faktenfuchs:
«Die Daten sind nicht abgefragt worden, weil ein solcher Zusammenhang zuvor schlicht unwahrscheinlich schien. Wenn man einen Hinweis darauf gehabt hätte oder irgendwas, dass es zu Zyklus-Störungen führen könnte, dann hätte man das auch gemacht. Aber darauf wäre kein Mensch gekommen. Deswegen halte ich das nicht für fehlerhaft in der Konzeption.»
Genau genommen hätte Direktorin Kiechle aber sagen müssen, dass kein Mensch, der dem Lauterbach-Narrativ (das sich bekanntlich als Irrglaube entpuppt hat) anhing, die Corona-Injektionen seien «nebenwirkungsfrei», darauf gekommen wäre.
Dies nicht zuletzt deswegen, weil von allen möglichen Impfstoffen seit langem bekannt ist, dass sie «stärkere Menstruationsblutungen» verursachen können, wie etwa die Mayo Clinic auf ihrer Website festhält. Mit ein wenig Recherche hätte Dilger das leicht herausfinden können.
Und jetzt berichtet sogar Nature, das weltweit bekannteste Wissenschaftsmagazin, dass «COVID-Impfstoffe mit unerwarteten vaginalen Blutungen in Verbindung gebracht werden». Das Fachblatt schreibt:
«Als die Covid-19-Impfung weltweit eingeführt wurde, berichteten viele Frauen kurz nach der Impfung über stärkere Menstruationsblutungen als üblich. Die Studienautorin Kristine Blix vom Norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit in Oslo wollte diesen Trend systematisch untersuchen, insbesondere bei Frauen, die normalerweise keine Periode haben, zum Beispiel Frauen, die Verhütungsmittel einnehmen oder in den Wechseljahren sind. Die Arbeit ist in Science Advances veröffentlicht.»
Blix und ihre Kollegen nutzten für ihre Arbeit eine laufende Gesundheitserhebung der Bevölkerung, die so genannte Norwegian Mother, Father, and Child Cohort Study. Blix: «Wir hatten bereits zu Beginn der Pandemie zweiwöchentliche Fragebögen an die Teilnehmer der Kohorte verschickt, um die Auswirkungen der Pandemie zu überwachen.» Im ersten Fragebogen, der sich auf die Corona-Injektionen bezog und im Jahr 2021 verschickt wurde, hätten einige Frauen in Freitextfeldern berichtet, dass sie starke Menstruationsblutungen hätten. «Dies veranlasste uns, strukturiert nach Blutungsmustern zu fragen», so Blix.
Das Team untersuchte mehr als 21’000 Antworten von Frauen nach der Menopause und in der Perimenopause und von Frauen vor der Menopause, die nicht menstruierten – darunter auch einige, die langfristig hormonelle Verhütungsmittel einnahmen.
Die Ergebnisse waren laut Brix überraschend. So fand ihr Team heraus, dass 252 Frauen nach der Menopause, 1008 Frauen in der Perimenopause und 924 Frauen vor der Menopause über unerwartete vaginale Blutungen berichteten.
Etwa die Hälfte dieser Frauen gab an, dass die Blutungen in den vier Wochen nach der ersten oder zweiten Dosis oder nach beiden Dosen auftraten. Frauen vor und während der Menopause berichteten am häufigsten über unerwartete Blutungen im Monat nach der «Impfung», wobei ihr Risiko drei- bis fünfmal so hoch war wie vor der Injektion. Das Risiko für Frauen nach der Menopause stieg um das Zwei- bis Dreifache.
Laut Nature «gelten unerwartete Blutungen nach der Menopause in der Regel als medizinisch ernst zu nehmen und könnten ein frühes Anzeichen für Erkrankungen wie Endometriumkarzinom und Krebsvorstufen sein.» Auch wenn die Ursache für die Blutungen nach der Impfung nicht klar sei, können Ärzte, wenn es sich um eine bekannte Nebenwirkung der Injektionen handelt, dies bei der Beurteilung des Zustands einer Patientin berücksichtigen.
Nature zitiert in diesem Zusammenhang Kate Clancy, biologische Anthropologin an der University of Illinois Urbana-Champaign, deren Team die Ergebnisse ihrer eigenen Untersuchung veröffentlicht, die Veränderungen der Menstruationsblutungen nach der Covid-19-Impfung zeigen:
«Postmenopausale Blutungen sind oft sehr besorgniserregend und ein mögliches Anzeichen für Krebs. Wenn man den Impfstatus einer Patientin kennt, kann man die Häufigkeit der Blutungen in einen Zusammenhang bringen. [Blix’] Ergebnisse stimmen mit den Erkenntnissen meines Teams überein und können zur Information von Patienten und Ärzten beitragen.»
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