Die Informationen aus dem Gazastreifen sind derzeit mehr denn je begrenzt. Israel lässt keine Journalisten in die Enklave, und diejenigen vor Ort sowie deren Familien scheinen selbst eine Zielscheibe zu sein – und dürfen nicht hinaus.
Der Regierung in Gaza zufolge sind seit dem 7. Oktober mindestens 92 Journalisten durch militärische Angriffe Israels im Gazastreifen getötet worden. Dies berichtet der Middle East Monitor mit Bezug auf die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
In einer Erklärung des Medienbüros der Regierung in der belagerten palästinensischen Enklave habe es am Sonntag geheissen, bei den jüngsten Todesopfern handele es sich um die Journalisten Rami Badir und Assem Kamal Musa. Sie seien in den vergangenen zwei Tagen bei israelischen Angriffen getötet worden. Das Büro habe keine näheren Angaben zu den Umständen des Todes der Journalisten gemacht, aber erklärt:
«Durch die Ermordung von Journalisten versucht die israelische Besatzung, die palästinensische Geschichte zu verdunkeln und die Wahrheit zu verschleiern, aber sie ist kläglich daran gescheitert, den Willen unseres grossen palästinensischen Volkes zu brechen.»
Für Anadolu arbeitet auch der Reporter und Kameramann Mohammed Alaloul. Er gehört zwar nicht selbst zu den Todesopfern, jedoch ein Grossteil seiner Familie. Wie Arte in einer Reportage berichtet, schlugen am 4. November in der Nähe seiner Wohnung Bomben ein, als er gerade bei Dreharbeiten war. Dabei starben vier seiner fünf Kinder, drei seiner Brüder, eine Schwester und drei Neffen. Trotz seiner tiefen Trauer entschied sich Alaloul, weiter als Reporter zu arbeiten. Das tragische Schicksal lastet jedoch schwer auf ihm. Seine Motivation:
«Die westlichen Medien erzählen die israelische Geschichte, aber wir hier müssen die palästinensische Geschichte erzählen.»
Nicht nur in Gaza, sondern auch im Westjordanland leben Journalisten gefährlich. Das zeigt zum Beispiel der Angriff der israelischen Polizei auf den Anadolu-Fotojournalisten Mustafa Alkharouf in Ost-Jerusalem am 15. Dezember, den selbst die israelische Gewerkschaft der Journalisten verurteilt.
Die Tat wurde gefilmt. Die Polizei hat zunächst ihre Waffen gezogen und dann auf Alkharouf eingeschlagen. Er musste mit Verletzungen im Gesicht und am Körper ins Krankenhaus gebracht werden. Laut dem Middle East Monitor griff die israelische Polizei auch den Kameramann Faiz Abu Rumaila an, der Alkharouf begleitete.
Die israelischen Behörden hätten angegeben, dass die Polizeibeamten, die auf dem Video den Journalisten Alkharouf angreifen, suspendiert worden seien.
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