Die US-Amerikaner werden rasant fetter: Auf Daten aus dem Jahr 2021 bezogen, werden laut einer aktuellen Lancet-Studie fast die Hälfte der Jugendlichen und drei Viertel der Erwachsenen als übergewichtig oder fettleibig eingestuft. Das entspricht 208 Millionen US-Amerikanern. Diese Rate ist demnach mehr als doppelt so hoch wie 1990. Die Autoren prognostizieren, dass diese Zahlen bis 2050 auf über 80 Prozent der Erwachsenen und fast 60 Prozent der Jugendlichen ansteigen werden, wenn nicht eingegriffen wird.
Bei Personen ab 18 Jahren wurde der Zustand, den die Forscher als «Übergewicht» bezeichnen, mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 kg/m² bis unter 30 kg/m² und Fettleibigkeit (Adipositas) mit einem BMI von 30 kg/m² oder mehr definiert. Für Personen unter 18 Jahren basierten die Definitionen auf den Kriterien der International Obesity Task Force.
Die Wissenschaftler weisen auf frühere Forschungen hin, wonach Fettleibigkeit zu erheblichen Gesundheitsrisiken beiträgt, darunter Diabetes, Herzkrankheiten und psychische Probleme. Allein im Jahr 2021 wurde sie mit 335.000 Todesfällen in Verbindung gebracht. Außerdem verursacht sie enorme Kosten: Die durch Fettleibigkeit verursachten Gesundheitsausgaben werden laut einem Bericht der republikanischen Mitglieder des Joint Economic Committee des US-Kongresses bis 2034 voraussichtlich 9,1 Billionen Dollar erreichen.
Besonders alarmierend sind die Adipositasraten bei Kindern und Jugendlichen: Fast 20 Prozent der Menschen im Alter von 2 bis 19 Jahren sind gemäß der Arbeit davon betroffen. Bei den Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren hat sich die Rate seit 1990 mehr als verdoppelt. Bis 2050 wird erwartet, dass eines von fünf Kindern und einer von drei Jugendlichen fettleibig sein wird, was das Risiko chronischer Krankheiten und sozialer Probleme erhöht.
The Conversation, das über die Studie berichtet, macht darauf aufmerksam, dass geografische, rassische und sozioökonomische Ungleichheiten das Problem verschärfen. So weisen einer Arbeit aus dem Jahr 2021 zufolge afroamerikanische und hispanische Bevölkerungsgruppen höhere Adipositasraten auf. Dasselbe gelte für die südlichen Bundesstaaten. Diese Ungleichheiten würden durch systembedingte Hindernisse wie Diskriminierung, ungleichem Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung sowie wirtschaftlicher Ungleichheit noch verstärkt.
Dem Portal zufolge werden in der Forschung zu Adipositas-Interventionen verschiedene Ansätze untersucht, darunter die Besteuerung von gesüßten Getränken, die sich bei der Senkung des BMI von Kindern als wirksam erwiesen hat, wie eine Studie aus Seattle zeigt. Initiativen auf Gemeindeebene würden sich auf die Verbesserung des Zugangs zu körperlicher Betätigung und gesunden Lebensmitteln in unterversorgten Gebieten konzentrieren.
In klinischen Studien seien zudem Medikamente gegen Fettleibigkeit entwickelt und evaluiert worden. Auch seien technologiegestützte Lösungen wie mobile Gesundheits-Apps vielversprechend für das Gewichtsmanagement, wobei Fragen zu ihrer Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit nach wie vor ein Hindernis für eine breite Umsetzung seien.
Ernsthafte Bedenken sind allerdings bei den Medikamenten angebracht. So ermittelten Wissenschaftler kürzlich einen alarmierenden Zusammenhang zwischen beliebten Abnehmmedikamenten wie Ozempic und einem Anstieg der Suizidalität. Zu den weiteren Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Erbrechen, Pankreatitis, Darmverschluss und Magenlähmung.
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