Der Begriff «ultraverarbeitete Lebensmittel» ist verstärkt in aller Munde. Selbst ein Magazin wie IT Boltwise, bei dem KI und Robotik im Fokus stehen, brachte vor einigen Tagen den Beitrag «Gesundheitsrisiken durch ultra-verarbeitete Lebensmittel steigen». Auch Transition News hat sich dem Thema zuletzt intensiver beschäftigt. Anfang Mai berichteten wir, dass hochverarbeitete «Lebens»mittel, auf Englisch «ultra-processed foods» (UPF), laut einer Studie mehr Todesfälle verursachen als die «Zombie-Droge» Fentanyl – ein künstlich hergestelltes Opioid, das ca. 100-mal stärker wirkt als Morphin und 50-mal stärker als Heroin. Und Mitte März war eine Untersuchung erschienen, der zufolge der Verzehr hochverarbeiteter Speisen das Risiko für schwerste Krankheiten wie Herzattacken, Krebs oder mentale Störungen drastisch erhöht (TN berichtete ebenfalls).
Demnach kann Junk Food in einigen Ländern mit hohem Einkommen bis zu 58 Prozent der täglichen Gesamtenergiezufuhr ausmachen, während in vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dessen Konsum in den vergangenen Jahrzehnten rapide zugenommen hat. Laut einer kürzlich erschienenen Studie mit dem Titel «Wie viel der Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Kanada ist auf ultra-verarbeitete Lebensmittel zurückzuführen?» machten hochverarbeitete «Lebens»mittel 43,4 Prozent der gesamten täglichen Energiezufuhr bei Erwachsenen im Alter von 20 Jahren und älter aus. Dazu schreiben die Forscher:
«Dieser hohe Konsum von UPF wurde mit einer hohen Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht, die 38 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Jahr 2019 ausmachten. Dies entspricht schätzungsweise 96.043 neuen Fällen von kardiovaskulären Erkrankungen (Herzkrankheiten und Schlaganfall), 17.417 Todesfällen und 388.654 verlorenen Lebensjahren oder Behinderungen durch diese Krankheiten pro Jahr.
Würden die Kanadier ihren UPF-Konsum um die Hälfte reduzieren, würde dies zu 45.914 weniger neuen Fällen von kardiovaskulären Erkrankungen, 8314 weniger Todesfällen und 185.209 weniger verlorenen Lebensjahren oder Behinderungen aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen pro Jahr führen. Würde die UPF-Aufnahme jedoch um 50 Prozent erhöht, gäbe es jedes Jahr zusätzlich 19.979 neue Fälle, 3489 Todesfälle und 77.691 verlorene oder durch Behinderung beeinträchtigte Lebensjahre aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen.»
Zudem heißt es, Analysen von Daten aus nationalen Ernährungserhebungen in Kanada und anderen Ländern mit hohem Einkommen hätten durchweg einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von UPF und einer schlechten Ernährungsqualität gezeigt, die durch eine hohe Aufnahme von freiem Zucker, gesättigten Fetten und Natrium sowie eine geringere Aufnahme von Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen gekennzeichnet sei. Es gebe auch vorläufige Hinweise darauf, dass mehrere Inhaltsstoffe von UPF wie Emulgatoren, Konservierungsmittel und Lebensmittelfarbstoffe für die menschliche Gesundheit schädlich seien.
Angesichts des Zusammenhangs mit einer schlechten Ernährungsqualität überrasche es nicht, dass ein hoher UPF-Konsum mit einem erhöhten Risiko für die Gesamtmortalität und chronische Krankheiten einschließlich kardiovaskulärer Erkrankungen in Verbindung gebracht wurde. In Kanada sei der Konsum von UPF auch mit einer höheren Rate an Fettleibigkeit, Diabetes und Bluthochdruck assoziiert worden.
Die Wissenschaftler schlussfolgern: «Kanada braucht dringend einen umfassenden Ansatz, der mehrere politische Maßnahmen und Interventionen umfasst, um die allgegenwärtige Exposition gegenüber UPF in der kanadischen Lebensmittelangebot zu reduzieren und den Konsum dieser Produkte in der Bevölkerung zu verringern.» Solche Maßnahmen wären ein wichtiger Schritt zur Bewältigung der erheblichen Belastung der kanadischen Gesellschaft durch kardiovaskuläre Erkrankungen.
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