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Kürzlich berichteten wir über eine «bahnbrechende» Studie, die bestätigt, was Kritiker der Mobilfunkstrahlung bereits seit geraumer Zeit zu bedenken geben: Dass die so genannte «nicht-ionisierende» Strahlung mit dem Potenzial negativer gesundheitlicher Effekte verbunden ist.
Doch nicht nur die Strahlung kann negative gesundheitliche Effekte haben. Dies gilt auch für häufiges Posten in sozialen Medien, das erhöhte Reizbarkeit und emotionale Instabilität erzeugen kann. Dass es zu diesem negativen Effekt kommt, hat nun auch eine groß angelegte Studie, veröffentlicht Anfang Januar im Journal of the American Medical Association (JAMA), ergeben. Demnach ist es um den psychischen Zustand von Personen, die häufig in sozialen Medien scrollen und posten, schlechter bestellt als um den von Menschen, die in digitalen Medien nur selten aktiv sind.
Wie die Studie ergibt, löst aktives Engagement wie häufiges Posten deutlich mehr Stress aus als passives Scrollen, und zwar indem es verstärkt dazu beiträgt, sich sozial zu vergleichen, in Online-Konflikte zu geraten und sich von externen Bestätigungen abhängig zu fühlen oder zu werden. Der Anblick von kuratierten, idealisierten Versionen des Lebens anderer Menschen schürt Unzufriedenheit und Ressentiments, was zu einer reizbareren und reaktionsfreudigeren Denkweise führt. Dieser Effekt ist bei Nutzern, die häufig posten, besonders ausgeprägt, da sie sich möglicherweise unter Druck gesetzt fühlen, eine Online-Persönlichkeit aufrechtzuerhalten. Das verstärkt ihren emotionalen Stress dann noch.
Der Mediziner Joseph Mercola schreibt dazu:
«Die Amerikaner sind reizbarer als je zuvor, und die sozialen Medien spielen dabei eine wichtige Rolle. Eine groß angelegte Umfrage unter mehr als 42.000 Erwachsenen in den USA hat diese These nun untermauert. Dass insbesondere diejenigen, die häufig online posten, ein deutlich höheres Maß an Reizbarkeit aufweisen, bedeutet, dass allein die Nutzung sozialer Medien – das Kommentieren, Teilen oder Reagieren – eine langfristige emotionale Instabilität begünstigen könnte.
Diese Ergebnisse geben Anlass zu ernster Besorgnis darüber, wie soziale Medien die psychische Gesundheit beeinflussen – vor allem, da die Plattformen die Nutzer zunehmend dazu drängen, sich mit Inhalten zu beschäftigen. Die Forscher stellten einen ‹Dosis-Wirkung›-Effekt fest, das heißt: Je mehr jemand sich engagiert, desto ausgeprägter wird seine Reizbarkeit»
Um zu verstehen, warum die Nutzung sozialer Medien diesen negativen emotionalen Effekt hat, verwiesen die Forscher auf die Art und Weise, wie diese Plattformen gestaltet sind. Die Algorithmen der sozialen Medien verstärken emotional aufgeladene Inhalte, sprich die Nutzer werden absichtlich mit Material konfrontiert, das Frustration, Empörung oder Neid auslöst. Diese emotionale Stimulierung hält die Menschen bei der Stange, was die Wahrscheinlichkeit einer wiederholten Exposition erhöht und wiederum die Muster der Reizbarkeit verstärkt.
Interessanterweise bestand der Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und erhöhter Reizbarkeit über alle wichtigen Plattformen hinweg, einschließlich Facebook, X, Instagram und TikTok. Allerdings waren nicht alle Plattformen gleichermaßen betroffen. Bei TikTok und Facebook wurde der stärkste Zusammenhang beobachtet, wobei die Nutzer, die «die meiste Zeit des Tages» auf diesen Plattformen verbrachten, den höchsten Anstieg der Reizbarkeitswerte vermeldeten. X- und Instagram-Nutzer erlebten ebenfalls eine erhöhte Reizbarkeit, aber ihre Werte waren der JAMA-Studie zufolge im Vergleich dazu etwas niedriger.
Mercola verweist in diesem Zusammenhang auf etwas eigentlich ganz Simples, was aber im Zeitalter der Digitalisierung zu etwas ganz Schwierigem geworden zu sein scheint:
«Zu den Strategien, die Ihr emotionales Wohlbefinden verbessern können, gehören die Verringerung des Kontakts mit sozialen Medien, eine Pause von den sozialen Medien und die Reduzierung der Posting-Häufigkeit. Und konzentrieren Sie sich statt auf soziale Medien auf reale Beziehungen und Offline-Aktivitäten, um Ihr emotionales Gleichgewicht und Ihre geistige Klarheit wiederherzustellen.»
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