Schon länger ist bekannt, dass TikTok Inhalte zensiert. Es «weist seine Moderatoren an, Videos zu zensieren, die den Platz des Himmlischen Friedens, die tibetische Unabhängigkeit oder die verbotene religiöse Gruppe Falun Gong erwähnen», schrieb The Guardian Ende 2019.
Inzwischen setzen auch US-Behörden das Videoportal mehr und mehr unter Druck. Sie werfen dem Portal, das von dem chinesischen Unternehmen ByteDance betrieben wird, unter anderem Spionage vor.
Klar ist: Die USA stehen den Chinesen in nichts nach: Auch sie verlangen mittlerweile , dass TikTok Inhalte zensiert, die die Sicherheitsinteressen der USA gefährden würden.
Neben dem Repräsentantenhaus verbieten inzwischen zahlreiche Regierungen der Gliedstaaten die TikTok-App auf amtlichen Geräten. Sie befürchten, dass die chinesische Regierung die App nutzen könnte, um Amerikaner zu überwachen und Inhalte zu zensieren, die den «nationalen Sicherheitsinteressen» Chinas zuwiderlaufen, lautet die herrschende Meinung innerhalb der US-Machteliten.
US-Behörden haben dem chinesischen Unternehmen jüngst Bedingungen erteilt, damit diese auch in Zukunft einen Zugang zum amerikanischen Markt erhalten. Und TikTok scheint bereit zu sein, mitzuspielen und Zugeständnisse zu machen. So plant das chinesische Unternehmen, die «Inhaltsmoderation» an Gruppen auszulagern, die von der US-Regierung kontrolliert werden.
Der Journalist Glenn Greenwald, der ausführlich über den Fall berichtete, schreibt:
«TikTok hat bereits mehrere Massnahmen vorgestellt, die darauf abzielen, die US-Regierung zu besänftigen, darunter eine Vereinbarung mit der Oracle Corp, um die Daten der App-Nutzer in den Vereinigten Staaten zu speichern. Vorgesehen ist auch eine Abteilung für Datensicherheit in den Vereinigten Staaten, die die Entscheidungen über Datenschutz und Inhaltsmoderation überwacht. Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Quelle hat das Unternehmen 1,5 Milliarden Dollar dafür (...) ausgegeben, um diese Abteilung aufzubauen.»
Wer über die «Inhaltsmoderation» wacht, der entscheidet de facto darüber, welche Inhalte noch verbreitet und welche zensiert werden.
«TikTok, das verzweifelt versucht, den Zugang zu Hunderten von Millionen Amerikanern nicht zu verlieren, hat eine Reihe von bedeutenden Zugeständnissen gemacht, um das Pentagon, die CIA und das FBI zu beschwichtigen – jene Behörden also, die am meisten dagegen sind, dass TikTok in den USA bleiben darf», resümiert Greenwald.
Der US-amerikanische Journalist ist bereits selbst Opfer von TikTok-Zensur geworden. Der Grund: Greenwald hatte dort ein Video veröffentlicht, in dem er sich mit der Berichterstattung über Wolodimir Selenski auseinandergesetzt hat.
Der Journalist machte anhand von Beispielen darauf aufmerksam, dass Selenki in den westlichen Medien seit dem russischen Angriff im Februar 2022 überwiegend positiv dargestellt worden sei. Dies sei bis 2021 noch anders gewesen. Zuviel des Guten also.
«Kurz nachdem wir dieses Video veröffentlicht hatten, wurden wir von TikTok benachrichtigt, dass das Video von der Plattform entfernt wurde», so Greeenwald.
Das chinesische Unternehmen teilte ihm mit, dass das Video «die Integrität» von TikTok sowie auch die «Authentizität» der Nutzer untergraben habe. Zudem habe TikTok eine Warnung hinzugefügt, dass das Portal «Inhalte und Konten entfernt, die (...) irreführende Informationen enthalten, die erheblichen Schaden verursachen».