Besonders selbstsicher kommentiert bei Tamedia der Auslandredakteur der Süddeutschen Zeitung, Tobias Zick. Tamedia hat offenbar nicht mehr die nötige eigene Kompetenz im Auslandsressort.
Zicks Lebenslauf weist keine besondere Griechenlandkompetenz auf. Dass er in Hellas gelebt hat oder, wie der Autor dieser Zeilen, der Sprache Homers mächtig wäre, ist nicht dokumentiert. So entsteht eine Berichterstattung, die als Desinformation bezeichnet werden muss.
Mittwoch, 26. Juli: Der bisher heisseste Tag des Jahres auf der Insel Euböa, ungewöhnlich windstill und 36 Grad warm. Ein tiefes Brummen von vier langsam und tief fliegenden Löschflugzeugen. Was war passiert? Etwa 20 Kilometer weit entfernt hatte eine Zypresse ein Stromkabel berührt und sich entzündet. Der entstehende Waldbrand wurde schnell entdeckt und am gleichen Tag gelöscht.
In den Schweizer Medien sind vor allem die Brände auf den Touristeninseln Rhodos und Korfu ein Thema, insbesondere die katastrophale Entwicklung in Rhodos, wo der Brand auch nach einer Woche noch nicht wirklich unter Kontrolle war.
Während die Regierung bis am 26. Juli gebetsmühlenartig den Klimawandel dafür verantwortlich machte, musste sie am 27. Juli davon abrücken. Die mit den lokalen Verhältnissen vertrauten Bürgermeister von Rhodos und Korfu hatten den Verdacht geäussert, die Brände seien auf Brandstiftung zurückzuführen.
Die Mär vom Klimawandel als Brandursache ist mittlerweile derart absurd, dass selbst die Anhänger der Regierungspartei sie nicht mehr glauben.
In einem Artikel über Waldbrände in Griechenland könnten folgende Fragen thematisiert werden:
- Warum brennt es nur sehr selten dort, wo keine wirtschaftlichen Interessen im Spiel sind?
- Warum verlaufen fast alle Ermittlungen wegen Brandstiftung im Sande?
- Warum gibt es keinen Plan mehr dafür, die Wälder im Frühling systematisch von Totholz zu reinigen, so wie dies früher weit verbreitet gewesen ist?
- Warum gibt es an neuralgischen Punkten keine Brandwachen?
- Warum wird die Feuerwehr dauernd durch die Regierung geschwächt? (Vor zwei Jahren wurde eine grosse Zahl ungeimpfter Feuerwehrleute gerade am Anfang der Brandsaison entlassen und deren Lohnbudget gekürzt; Feuerwehrautos sind im Durchschnitt über zehn Jahre alt.)
- Warum ist die Feuerwehr effizient, wenn es darum geht, im Norden von Athen zu löschen, also dort, wo die Reichen wohnen, aber nicht in agrarischen Gebieten, wo Windparks geplant sind, die den Kleinbauern die Lebensgrundlage entziehen würden?
- Warum gab es nur wenige Waldbrände, als die jetzigen Oppositionsparteien an der Regierung waren, wenn man vom Brand in Mati 2018 absieht?
- Warum gibt es kein Gesetz, das es verunmöglicht, auf verbranntem Gebiet zu bauen oder Windparks und Solaranlagen zu installieren?
Der Versuch einer Antwort: In Griechenland verhält es sich seit Jahrzehnten so, dass es von Mai bis September oder Oktober fast gar nicht regnet und ein trockener Wind weht. Wenn man nicht sehr achtsam ist, sind Waldbrände schnell entfacht. Damit sei nicht gesagt, dass es den Klimawandel nicht gibt, aber er ist weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für die Waldbrände, die Griechenland seit Jahrzehnten heimsuchen.
Waldbrände entstehen durch grosse Trockenheit und werden begünstigt durch starke Winde. Hohe Temperaturen sind nicht entscheidend. Während es im letzten Jahr nach einem für griechische Verhältnisse strengen Winter bis im Juni häufiger regnete, war der Winter 2022/2023 ausserordentlich mild und regenarm. Im letzten Jahr waren Brände dann auch kaum ein Thema, während Feuersbrünste in diesem Jahr recht früh begannen.
Während der langen Regierungszeit der PASOK vor 2004 gab es wenige grosse Waldbrände, unter der jetzigen Regierungspartei ND gab es davor und gibt es seit 2004 immer wieder schlimme Feuersbrünste – meist aus Unachtsamkeit oder absichtlich gelegt.
Bei 80% der Brände kann jeweils die Ursache nicht ermittelt werden, knapp 20% sind auf menschliche Einwirkungen zurückzuführen und unter 1% der Brände haben eine natürliche Ursache (beispielsweise einen Blitzeinschlag).
Das sind die Fakten. Es handelt sich dabei um offizielle Zahlen der griechischen Feuerwehr, die Tamedia unterschlägt. Allein in den letzten Julitagen gab es in Griechenland fast hundert Festnahmen wegen Brandstiftung, meist im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Arbeiten, zum Beispiel dem Verbrennen von Ernterückständen oder dem Ausräuchern von Wespennestern.
Schlussfolgerung:
- Die Brände kommen nicht vom Klimawandel, sondern sind grösstenteils gelegt oder auf Nachlässigkeit zurückzuführen (wie das eingangs erwähnte Beispiel des Stromkabels).
- Die Regierung weiss das, tut aber kaum etwas dagegen.
Um diese Zusammenhänge zu erkennen, müsste eine Zeitungsgruppe Mitarbeiter vor Ort haben, welche die jeweilige Sprache sprechen und vor Ort recherchieren.
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