Die sogenannte Banjska-Attacke in Nordkosovo sorgte vor einem guten Jahr für Schlagzeilen. Westliche Medien berichteten, dass serbische Milizen auf Kosovo-Polizisten in der Nähe des Dorfs Banjska geschossen hätten, was als Aggression Serbiens gegen den Kosovo gewertet wurde.
Doch eine tiefere Analyse und die Untersuchungen der serbischen Regierung legen nun die Möglichkeit nahe, dass der Vorfall vielmehr eine inszenierte Provokation von westlichen Geheimdiensten, insbesondere der CIA und MI6, gewesen sein könnte, um den interethnischen Konflikt zwischen Serben und Albanern zu schüren und so politische Spannungen in der Region zu verstärken.
Dies legt jedenfalls das Strategic Culture Forum diesen Herbst in einem Artikel nahe. Es handelt sich beim Strategic Culture Forum um einen russischen Think Tank und nicht um eine komplett unabhängige Information.
Die Ereignisse rund um die Banjska-Attacke begannen am 24. September 2023, als in der nordkosovarischen Region Zveçan, die überwiegend von Serben bewohnt wird, ein bewaffneter Übergriff auf die kosovarische Polizei stattfand. Zwei Polizisten wurden verletzt, einer starb später an seinen Verletzungen.
Die Angreifer setzten kleine Waffen, Handgranaten und Raketenwerfer ein. Die Kosovo-Behörden machten schnell die serbische Seite für den Angriff verantwortlich und benannten Milan Radojcic, einen serbischen Politiker im Kosovo, als Hauptverdächtigen. Die serbischen Behörden verweigerten jedoch die Auslieferung und führten ihre eigenen Ermittlungen durch.
Der Fall steht im Kontext einer langfristigen geopolitischen Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit des Kosovo, der 2008 von der Mehrheit der westlichen Staaten als unabhängiges Land anerkannt wurde, während Serbien und Russland, aber auch einige westliche Länder, diese Unabhängigkeit weiterhin nicht anerkennen.
Die Kosovo-Albaner haben seit dem Kosovo-Krieg (1998-1999) die politische Oberhand, unterstützt von westlichen Mächten wie den USA, Großbritannien und der EU, die bis heute als Garanten der Unabhängigkeit des Kosovo auftreten.
Doch laut serbischen Quellen steckt hinter der Banjska-Attacke eine gezielte Provokation durch westliche Geheimdienste. Diese Theorie besagt, dass die CIA und der MI6 absichtlich einen Vorfall inszeniert haben, um die Spannungen zwischen der serbischen und albanischen Bevölkerung im Kosovo anzuheizen und so einen Vorwand zu schaffen, um die NATO-Militärpräsenz in der Region zu verstärken. Dies würde in die strategischen Ziele der westlichen Staaten passen, den Kosovo als NATO-Protektorat zu sichern und gleichzeitig Serbien in eine schwierigere geopolitische Lage zu bringen.
Von unabhängiger Seite lässt sich der Sachverhalt nicht überprüfen. Die serbische Sichtweise auf den Vorfall wird durch die Rolle von Aleksandar Vulin, dem damaligen Chef der Sicherheits- und Informationsbehörde (BIA), untermauert, der laut Berichten in der Lage war, eine Eskalation zu verhindern, indem er schnell und entschieden eingriff.
Die NATO-Mission im Kosovo, insbesondere die Kosovo Force (KFOR), ist ein weiteres Element dieses geopolitischen Spiels. Noch immer sind 4.500 NATO-Soldaten im Kosovo stationiert, hauptsächlich aus den USA und Europa. Diese militärische Präsenz ist nicht nur ein Symbol der westlichen Unterstützung für die kosovarische Unabhängigkeit, sondern stellt auch einen strategischen Vorposten im Balkan dar, der Russland und den Schwarzmeerraum im Blick hat.
Die westliche Unterstützung für den Kosovo geht über militärische Präsenz hinaus. So wurde die Unabhängigkeit 2008 ohne die Zustimmung der serbischen Minderheit im Kosovo herbeigeführt. Diese Entscheidung stieß auf heftigen Widerstand in Serbien, das nach wie vor Kosovo als Teil seines Territoriums ansieht.
Zudem gibt es weiterhin Berichte über die Rolle der USA in der Region, insbesondere im Camp Bondsteel, einer riesigen US-Militärbasis im Kosovo, die als größter amerikanischer Außenstützpunkt auf dem Balkan gilt. Die Basis wird nicht nur von NATO-Truppen genutzt, sondern auch von verschiedenen internationalen und regionalen Akteuren. Dieser Kontext, in dem sich die Banjska-Attacke abspielt, verstärkt die These, dass westliche Geheimdienste in der Region aktiv sind und deren Interessen im Kosovo vorantreiben.
Politische Analysten in Serbien sehen in der Banjska-Attacke auch einen direkten Zusammenhang mit der Ablehnung von Präsident Aleksandar Vučić, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Die westlichen Mächte, insbesondere die USA und Großbritannien, üben starken Druck auf Serbien aus, sich den westlichen Sanktionen anzuschließen. Der Vorfall könnte daher als Versuch verstanden werden, den serbischen Präsidenten politisch zu destabilisieren und ihm die Unterstützung seiner Bevölkerung zu entziehen.
Naturgemäß lassen sich diese Informationen nicht unabhängig überprüfen. Aber es scheint, dass die Banjska-Attacke ein weiteres Beispiel für die komplexen geopolitischen Machenschaften ist, die den Balkan weiterhin destabilisieren.
Zum Gedenken an die Bombardierung Serbiens seitens der NATO vor 25 Jahren haben wir im Frühling eine elfteilige Serie über die Balkankriege und deren Hintergründe publiziert. Hier ist der Link zum ersten Teil, die restlichen Links finden sich im Beitrag.