In seiner langen Laufbahn hat der Gründer und ehemalige Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums (WEF) Klaus Schwab zugegeben, dass seine Organisation gerne Regierungen infiltriert. Und zwar mit Politikern, die zuvor eine Ausbildung bei ihm zum Young Global Leader durchlaufen haben. In einem Interview sagte er vor Jahren:
«Dieser Gedanke, junge Führungskräfte zu integrieren, ist seit vielen Jahren Teil des Weltwirtschaftsforums (...) Sogar Wladimir Putin war Young Global Leader des WEF. Wir sind sehr stolz auf die junge Generation, wie auf Premierminister Trudeau oder den Präsidenten von Argentinien und so weiter, und darauf, dass wir in die Kabinette eindringen. Gestern war ich bei einem Empfang von Premierminister Trudeau – und ich weiß, dass mehr als die Hälfte seines Kabinetts tatsächlich junge globale Führer des WEF sind (...) Es ist wahr in Argentinien, es ist wahr in Frankreich (...).»
Schwabs Karriere endete im April 2025 abrupter, als er sich das vielleicht gewünscht hätte. Nachdem der WEF-Vorstand Untersuchungen gegen ihn und seine Gattin «wegen finanziellen und ethischen Fehlverhaltens» eingeleitet hatte, trat er von seinem Posten zurück (wir berichteten).
Zwar lenkt Schwab die Geschicke seines WEF nicht mehr, aber seine Ziele werden weiterhin verfolgt: Vom 9. bis zum 11. Juli fand in Genf der Jahresgipfel 2025 der Global Shapers statt. Dieser stand unter dem Motto «Next Generation Now».
Auf seiner Website kündigte das WEF an, dass sich das Global Shapers-Netzwerk treffe, «um neue Ideen zu entwickeln, Partnerschaften aufzubauen und kollektives Handeln für eine nachhaltige Wirkung anzustoßen». In einer Welt, die zunehmend von Krisen geprägt sei – Klimaschocks, wirtschaftliche Ungleichheit und politische Polarisierung – würden junge Menschen nicht auf den Wandel warten, sondern ihn vorantreiben.
Mit dabei sein durften 500 junge Führungskräfte aus über 150 Ländern und Gebieten. Diese stehen laut dem WEF «an der Spitze einer neuen Generation, die entschlossen ist, systemische Veränderungen von Grund auf voranzutreiben». Diese jungen Menschen seien nicht nur die Führungskräfte von morgen – sie würden schon heute führen. Ihre Einsichten und ihr Handeln seien «nicht nur eine Frage der Integration, sondern ein strategisches Gebot für den Aufbau einer nachhaltigeren, gerechteren und innovativeren Zukunft».
Screenshot: Foto vom Global Shapers-Jahresgipfel; WEF
Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 habe die Global Shapers-Gemeinschaft mehr als 3000 lokale Initiativen ins Leben gerufen, an denen sich weltweit über 15 Millionen Menschen beteiligt hätten, lobt das WEF sich selbst. Diese reichten von der Beseitigung medizinischer Schulden in den USA über die Stärkung der Klimaresilienz in Peshawar (Pakistan) bis hin zum städtischen Wandel in Budaiya (Bahrain), die allesamt Gewinner des Innovationspreises 2025 seien. Laut WEF haben diese jungen «Changemaker» eine «echte und nachhaltige Wirkung».
Aber dieser Gipfel sei mehr als eine Anerkennung der Führungsqualitäten junger Menschen, fährt das WEF fort, er sei eine Plattform für kollektives Handeln. In «spannenden Workshops und strategischen Dialogen» würden die Global Shapers ihre Fähigkeiten vertiefen, starke Partnerschaften aufzubauen und Lösungen für die dringendsten Herausforderungen unserer Zeit voranzutreiben. Die vier Schlüsselthemen, die das diesjährige Programm bestimmten:
1. Gemeinsam führen: Kooperative Leitung für die Herausforderungen von heute
- Junge Führungskräfte wissen, dass die komplexe, schnelllebige Welt von heute einen neuen Führungsstil erfordert – einen, der auf Zusammenarbeit, Empathie, Vertrauen und gemeinsamer Verantwortung beruht. Sie wenden sich von traditionellen Top-down-Strukturen ab und wählen integrativere, partizipatorische Ansätze, die eine Vielzahl von Perspektiven und Erfahrungen berücksichtigen.
- Ihr Aufruf ist kühn und klar: Echte Führung erfordert heute, gemeinsam zu führen – denn Zusammenarbeit ist keine Soft Skill, sondern eine Notwendigkeit in einer zunehmend vernetzten Welt.
2. Arbeit neu gestalten: Integrative und widerstandsfähige Volkswirtschaften schaffen
- Während künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung die Zukunft der Arbeit verändern, entwerfen junge Führungskräfte neue Wirtschaftssysteme, in deren Mittelpunkt Gerechtigkeit und Integration stehen. Hartnäckige Barrieren – aufgrund von Ethnie, Geschlecht, Identität und Geografie – schränken die Chancen von Millionen Menschen weiterhin ein.
- Gleichzeitig sind junge Menschen nach wie vor unverhältnismäßig stark von den globalen Krisen betroffen. Angefangen bei globalen Pandemien, Klimakatastrophen und geopolitischer Instabilität ist die Jugendarbeitslosigkeit nach wie vor hoch, und viele junge Arbeitnehmer sind mit informellen, prekären oder minderwertigen Arbeitsplätzen konfrontiert. Diese systemischen Herausforderungen erfordern mutige, zukunftsorientierte Lösungen.
- Die Global Shapers folgen diesem Ruf. Sie stützen sich auf die Erkenntnisse der Initiativen des Weltwirtschaftsforums Future of Jobs, Global Gender Gap und Future of Inclusion und entwickeln praktische Strategien, um Chancenlücken zu schließen – indem sie Gemeinschaften weiterbilden, verschiedene Unternehmer unterstützen und eine integrative Wirtschaftspolitik gestalten.
- Ihre Botschaft ist eindringlich: Wir müssen eine Wirtschaft aufbauen, in der alle – und nicht nur einige wenige – gedeihen können. Eine widerstandsfähige Zukunft hängt vom Erfolg der jungen Menschen von heute ab.
3. Mutig innovieren: Lösungen entwickeln, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen
- Jugendgeleitete Innovation gestaltet die Welt neu – nicht, indem sie das Bestehende verbessert, sondern indem sie Systeme für die Menschen und den Planeten neu aufbaut. Global Shapers leisten Pionierarbeit bei Lösungen, die mutig, integrativ und lokal verankert sind. Ob sie mit GovTech die Verwaltung neu gestalten, digitale Gesundheitsplattformen entwickeln oder gemeindebasierte Klimainstrumente bereitstellen – junge Innovatoren beweisen, dass der Wandel mit Kreativität und Mut beginnt.
4. Die Generationen vereinen: kollektives Handeln für den Klimaschutz
- Der Klimawandel ist nicht nur eine Umweltkrise – er ist eine entscheidende Herausforderung für die Generationen. Und das Jahr 2025 markiert einen entscheidenden Wendepunkt. Während sich die Länder auf die COP30 in Brasilien vorbereiten, müssen sie auf die erste globale Bestandsaufnahme im Rahmen des Pariser Abkommens reagieren – eine offizielle Überprüfung der Fortschritte beim Klimaschutz.
- Dies ist der Moment, um den Ehrgeiz zu steigern, Gerechtigkeit zu verankern und den Kurs zu korrigieren. Die Global Shapers treten mit Dringlichkeit und Weitblick auf den Plan. Von der Mitverfasserin eines Jugend-Klimamanifests bis hin zur Förderung einer gerechten Übergangspolitik gestalten junge Führungskräfte Klimastrategien, bei denen Menschen und Gerechtigkeit an erster Stelle stehen.
Das WEF lässt sich auf seiner Website auch darüber aus, warum Investitionen in junge Menschen noch nie so wichtig waren wie heute. Denn vor allem gehe es darum, «das globale Vertrauen wiederherzustellen». Dafür brauche man «die Stimmen der Jugend am Tisch». Auf diesem Gipfel hätten die Global Shapers deshalb «Instrumente zur Skalierung von Basisinnovationen, zur Erprobung neuer Ansätze und zur Nutzung globaler Partnerschaften» vorgestellt.
Ihr Ansatz gehe über bloße Disruption hinaus, so das WEF. Es gehe um die Gestaltung von Systemen, «die gerechter, menschlicher und reaktionsfähiger sind». Der Appell der Global Shapers an die Welt sei: «Investieren Sie in jugendgeführte Innovationen als Motor des Wandels.»
Durch die Zusammenarbeit mit der Global Plastic Action Partnership, der Alliance for Clean Air und der Equitable Transition Initiative würden sie die Perspektive der Jugend in die Klimagovernance einbringen – von der lokalen Organisation bis zur globalen Politikgestaltung.
Die Forderung der Global Shapers sei klar: Sie wollten Generationen und Sektoren für dringende, dauerhafte Klimaschutzmaßnahmen vereinen und junge Menschen «nicht nur als Fürsprecher, sondern als Architekten einer gerechteren, widerstandsfähigeren Zukunft anerkennen».
Der 2025 Global Shapers Annual Summit sei deshalb mehr als ein Treffen – er sei eine strategische Plattform, auf der die nächste Generation die Zukunft jetzt gestalte. Indem diese jungen Führungskräfte Erkenntnisse austauschten, Ideen entwickelten und Allianzen bildeten, würden sie nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch unsere gemeinsame Welt neu gestalten.
Das Weltwirtschaftsforum setze sich dafür ein, dass die Führungsrolle junger Menschen nicht nur symbolisch sei, sondern strukturell verankert werde. Von der jährlichen Teilnahme von 500 Global Shapers an den Jahrestreffen in Davos bis hin zur Einbindung junger Menschen in die Zentren und Impact-Initiativen des Forums baue man «Wege für die nächste Generation von Führungskräften auf, um Systeme zu gestalten».
Indem das WEF die Ideen und Lösungen junger Menschen fördere, halte es nicht nur mit der sich wandelnden Welt Schritt, sondern es helfe, sie zu gestalten. «Die Global Shapers setzen Lösungen für die Gemeinschaft um, während das Forum Systemführer zusammenbringt. Gemeinsam verwandeln wir Erkenntnisse in Taten und Ziele in Fortschritt», resümiert das Weltwirtschaftsforum.