Der Journalist und Autor Chris Hedges geht in einem Beitrag in der SheerPost auf Israels «historische Neigung zur Täuschung und zur Verwendung von Lügen zur Rechtfertigung seiner Handlungen» ein. Israel sei auf Lügen gegründet worden, meint der Pulitzer-Preis-Gewinner. Dabei benennt er unter anderem die Lüge,
«(...) dass palästinensisches Land weitgehend unbesetzt sei. Die Lüge, dass 750’000 Palästinenser während der ethnischen Säuberung durch zionistische Milizen im Jahr 1948 aus ihren Häusern und Dörfern flohen, weil sie von arabischen Führern dazu aufgefordert wurden. Die Lüge, dass es arabische Armeen waren, die 1948 den Krieg begonnen haben, der dazu führte, dass Israel 78 Prozent des historischen Palästina eroberte. Die Lüge, dass Israel 1967 vor der Vernichtung stand und dadurch gezwungen wurde, in die verbleibenden 22 Prozent Palästinas sowie in das zu Ägypten und Syrien gehörende Land einzumarschieren und dieses zu besetzen.»
Israel wird laut Hedges auch von Lügen getragen:
«Die Lüge, dass Israel einen gerechten Frieden will und einen palästinensischen Staat unterstützen wird. Die Lüge, dass Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten sei. Die Lüge, dass Israel ein ‹Aussenposten der westlichen Zivilisation in einem Meer der Barbarei› sei. Die Lüge, dass Israel die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte respektiere.»
Der Journalist weist darauf hin, dass er selbst über die Lügen bezüglich Israels Gräueltaten gegen die Palästinenser in der New York Times berichtet hatte, als er deren Büroleiter für den Nahen Osten war.
Er geht auf spezifische Vorfälle israelischer Aktionen und deren Reaktionen ein, darunter den Beschuss des al-Ahli-Krankenhauses in Gaza am 17. Oktober 2023, bei dem laut palästinensischen Quellen über 500 Menschen getötet wurden. Israel und die Hamas beschuldigten sich gegenseitig, dafür verantwortlich zu sein (wir berichteten). Hedges zufolge beweist der Klang der Rakete, dass sie von Israel stammte.
Der Autor hebt die Verwendung von Lügen und Propaganda seitens Israels zur Gestaltung der öffentlichen Wahrnehmung hervor. Darunter macht er auch die «grosse Lüge» aus, die «den Mythos eines Kampfes der Kulturen, eines Krieges zwischen Demokratie, Anstand und Ehre auf der einen Seite und islamischem Terrorismus, Barbarei und Mittelaltertum auf der anderen» nähre. Diese Lüge nähre somit die beiden Reaktionen, die Israel hervorzurufen versuche: Rassismus unter seinen Anhängern und Terror unter seinen Opfern.
Hedges erklärt, er habe zusammen mit dem Zeichner Joe Sacco gesehen, wie israelische Soldaten im Flüchtlingslager Khan Younis in Gaza kleine Jungen verspottet und auf sie geschossen hätten. Anschliessend hätten sie die Jungen und ihre Eltern im Krankenhaus interviewt. In einigen Fällen hätten sie an ihren Beerdigungen teilgenommen. Sie hätten ihre Namen sowie die Daten und Orte der Schiessereien gekannt. Die Antwort Israels sei gewesen: Hedges und Sacco wären nicht in Gaza gewesen und hätten alles erfunden.
Sacco hat übrigens mehrere «Graphic Novels» über Palästina veröffentlicht. Die Zusammenarbeit mit Hedges führte zu «Days of Destruction, Days of Revolt», in dem die beiden Autoren über Gegenden in den USA mit grosser Armut berichten.
Hedges geht in seinem Beitrag unter anderem auch auf die Tötung von Journalisten und weitere Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen seitens Israels ein. Er hebt die wiederholte Taktik der israelischen Regierung hervor, die Wahrheit zu verschleiern und weist auf die Mitwirkung der Medien bei der Verbreitung dieser Unwahrheiten hin.
Die Täuschungstaktiken erstrecken sich über eine lange Zeitspanne und beinhalten behauptete «Beweise», die später als falsch entlarvt werden. Hedges erinnert an den Fall des 12-jährigen Muhammad al-Durrah, der 2000 von israelischen Schüssen getötet wurde. Israel habe wiederholt die Schuld auf die Palästinenser geschoben und sogar behauptet, dass das entsprechende Video von France 2 TV gefälscht sei.
Ähnlich verlief die Erklärung des Todes der amerikanischen Aktivistin Rachel Corrie, die von einem israelischen Soldaten mit einem Bulldozer totgedrückt wurde. Die israelische Armee habe angegeben, es habe sich um einen Unfall gehandelt, für den Corrie selbst verantwortlich gewesen sei.
Gemäss Hedges hat Israel im Laufe der Jahre gezielt medizinische Einrichtungen, Rettungsfahrzeuge und medizinisches Personal angegriffen, was zu zahlreichen Todesfällen und Verletzungen geführt habe. Diese Aktionen würden im krassen Widerspruch zu internationalen Normen und Gesetzen stehen. Der Journalist zitiert auch Amnesty International, das die von Israel präsentierten «Beweise» für Angriffe auf Krankenhäuser als falsch entlarvte.
Abschliessend stellt Hedges fest, dass diejenigen, die israelische Lügen aufdecken, häufig als Antisemiten und Unterstützer von Terroristen bezeichnet werden. Sie würden aus den Mainstream-Medien verbannt und keine Möglichkeit erhalten, um über das Thema zu sprechen. Der Autor selbst erwähnt, dass er «Narben» von den Lügen habe, die von Israel und seinen Lobbyisten verbreitet werden. Er schliesst:
«Unterdessen setzt Israel sein Gemetzel fort, unterstützt und sogar gelobt von westlichen politischen Führern, darunter Joe Biden, welche die Flut von Lügen aus Israel wie einen Wagner-Chor begleiten.»
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Chris Hedges ist ein mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter Journalist, der fünfzehn Jahre lang Auslandskorrespondent für die New York Times war, wo er für die Zeitung als Büroleiter für den Nahen Osten und den Balkan fungierte. Zuvor arbeitete er im Ausland für The Dallas Morning News, The Christian Science Monitor und NPR. Er ist Moderator der Sendung «The Chris Hedges Report» und Autor des gleichnamigen Substack.
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