Von einer Schicksalswahl für Deutschland, von der Entscheidung über Leben und Tod, der letzten Hoffnung für das Land konnte man in den Tagen vor der heutigen Bundestagswahl hören und lesen. Da bietet es sich eigentlich an, einige Zeilen über die Hoffnung zu schreiben, die aus dem christlichen Glauben kommt.
Allein, ich zögere. Was wirkliche Not ist, darf nicht zum Aufhänger für das verkommen, «was man als Pfarrer gerne sagen möchte». Oft genug habe ich mich besonders an evangelistisch gemeinten Äußerungen mit ihren «Anknüpfungspunkten» gestoßen. Die Redner und Schreiber haben sich dann allzu rasch hinübergeflüchtet zu dem, was sie ohnehin loswerden wollten; das scheinbar sichere Terrain dispensierte von den Niederungen gewöhnlichen Daseins. Das ewige Heil müsse ja grad über allem anderen stehen.
Oder wie ging es Ihnen eben mit dem obigen Titelbild? Die Welt ist im Umbruch, Deutschland in der Zerreißprobe, die Schweiz steht etwas hilflos in der politischen Landschaft herum − und mitten auf dieser Homepage prangt ein Bild, wie es frommer kaum daherkommen könnte?
Wer schon drin ist in Bild und Botschaft, dem ist vieles auf den Punkt gebracht, «ins Bild gesetzt»: Leben aus dem offenen Buch und Wort, sich darin auf einen Weg machen, vor Augen immer das Ziel, das hinter dem Kreuz erst richtig aufscheinen wird.
Anderen steht es für die große Ablenkung vom ganz Realen. Über hundert Vergewaltigungen jeden Tag erschüttern die einst friedlichen deutschen Lande, und in der Schweiz ist die Regierung drauf und dran, einer WHO jene Souveränität abzutreten, die vom Volke auszugehen hätte. Sich in einer solchen Situation mit Seelenheil und Tugendpfad auseinanderzusetzen erscheint als mehr denn nur ein Luxus.
Die Spannung ist groß zwischen dem Innen und dem Außen. Doch «selig sind, die sie wahrnehmen, denn ihrer ist die Veränderung», möchte ich jenen berühmten Abschnitt aus der Bergpredigt von Jesus weiterführen.
Auf keiner Seite darf das Gegengewicht fehlen. Wer mit Dem Wort auf dem Weg ist, der darf sich eben nicht über die − im Bilde − harten Dielen gesellschaftlicher Mitverantwortung erhaben fühlen. Wer dort unten schwere Schritte geht, der sollte sich eben nicht um die Inspiration bringen lassen, die aus Dem Wort aufleuchtet.
Ich weise gerne noch einmal auf den freundlichen Seelsorger Peter Lippert aus den dreißiger Jahren hin, der geschrieben hatte:
«Stets haben sich die gläubigen Menschen für die besseren gehalten und die ungläubigen für die gescheiteren. Das war ein Irrtum auf beiden Seiten.»
Gerade wer sich mit wachen Sinnen dem Außen stellt, muss sein Herz verankert wissen, und gerade wer sich von innen angeredet weiß, sollte das in der Außenwelt sich bewähren lassen. Beiden wird etwas lebendig, das sie tot geglaubt haben: den einen das vermeintlich alte Buch, den anderen die vorgeblich böse Welt.
So kann es zunächst heißen: «Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht» durch den Glauben an Jesus Christus (Apostelgeschichte 2,40), nur um wenige Seiten weiter den Aufruf zu hören, «ohne Tadel und lauter» zu sein, «Gottes Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr scheint als Lichter in der Welt» (Philipper 2,15).
Heißt also: Ja, der Dielenboden draußen ist wirklich hart. Und: Ja, ihr lebt dort aus einer neuen Klarheit, die auch anderen zugute kommt.
Und so sind es nun vielleicht doch noch einige Zeilen über die christliche Hoffnung geworden,
die in der Bibel umschrieben wird «als ein sicherer und fester Anker unsrer Seele, der hineinreicht (…) hinter den Vorhang» (Hebräer 6, Vers 19) unserer Meinungen und Reflexe und uns stabilisiert in diesen stürmischen Zeiten.
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Wort zum Sonntag vom 16. Februar 2025: Wehret dem Bösen!
Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft in Gottesdiensten und an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf. Sein Telegram-Kanal lautet StimmeundWort.
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