Dieser Artikel (Teil 2) und auch Teil 1 sind zuerst bei The Defender erschienen. Teil 1 hat TN am 10. Juni auf Deutsch veröffentlicht. Die Wissenschaftsplattform NEXT LEVEL, für die Marvin Haberland aktiv ist, hat zeitgleich zu Teil 1 einen Telegram-Post gemacht, zu Teil 2 heute. Der letzte Beitrag (Teil 3) wird in Kürze veröffentlicht.
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Den ersten Teil dieses Beitrags schlossen wir mit der Bemerkung, dass von 1923 bis 1953, also lange bevor Mitte der 1950er in den USA mit großflächigen Polioimpfungen begonnen wurde, die auf Polio zurückgeführte Sterblichkeit bereits deutlich gesunken war: In den USA um 47 Prozent, in Großbritannien um 55 Prozent. In anderen europäischen Ländern sehen die Statistiken vergleichbar aus.
Was sich daraus schlussfolgern lässt, lässt sich auch aus den historischen Daten zu allen anderen «Infektionskrankheiten» ableiten. Edward H. Kass, Harvard-Mediziner und Gründungsmitglied sowie erster Präsident der Infectious Disease Society of America, erklärte 1971 in einem im Journal of Infectious Diseases veröffentlichten Artikel:
«In Wahrheit zeigen die Daten zur Tuberkulosesterblichkeit, dass diese seit Mitte des 19. Jahrhunderts stetig im Fallen begriffen waren und auch bis 1970 nahezu linear zurückgegangen sind. Lediglich in Kriegszeiten gab es einen Anstieg der Tuberkuloserate … , doch der allgemeine Rückgang der Tuberkulosetodesfälle wurde nicht durch die Entdeckung des Tuberkelbazillus messbar beeinflusst, nicht durch den Tuberkulosetest, nicht durch die Einführung einer BCG-Impfung, nicht durch die großen Reihenuntersuchungen, nicht durch Anti-Tuberkulosekampagnen und auch nicht durch die Entdeckung von [dem Antibiotikum] Streptomycin …
Ähnliche Trends sind in Bezug auf die Todesraten bei Krankheiten wie Diphtherie, Scharlach, rheumatischem Fieber, Keuchhusten, Masern und vielen anderen zu beobachten … Auf diesen Punkt haben bereits [der Pionier der Epidemiologie] Wade Hampton Frost und [der Mikrobiologe] René Dubos aufmerksam gemacht – und er wurde im Laufe der Jahre von vielen Beobachtern der öffentlichen Gesundheit wiederholt betont.»
Anthony R. Mawson, Professor für Epidemiologie und Biostatistik, vertrat 2018 dieselbe Ansicht, als er erklärte: „Es ist allgemein bekannt, dass die Todesfälle durch häufige Infektionskrankheiten vor der Einführung der meisten Impfstoffe aufgrund verbesserter Umweltbedingungen dramatisch zurückgingen – sogar bei Krankheiten, für die es keine Impfstoffe gab.“
In diesem Zusammenhang möchten wir auch kurz Jess Steiners Behauptung widerlegen, dass Salks Polio-Impfstoff zu einem «Rückgang der Fälle von 58.000 (1957) auf 161 (1961)» geführt habe.
Doch einerseits entkräftet diese Aussage, die sich auf die Polio-Fälle bezieht, nicht die genannten Daten zu den mit Polio in Verbindung gebrachten Todesfällen, die ja unmissverständlich aufzeigen, dass Salks Polio-Impfstoff nichts mit der Eindämmung der Kinderlähmung zu tun hatte.
Andererseits muss man auch bedenken, dass die Definitionsnormen für Polio im Jahr 1955 geändert wurden und die Zahl der Poliodiagnosen dadurch deutlich zurückging.
So weist der Wissenschaftsjournalist Neil Miller darauf hin, dass die neue Definition einer «Polio-Epidemie» erforderte, dass mehr Fälle gemeldet werden. Auch die paralytische Polio selbst wurde neu definiert, was die Bestätigung und Zählung der Fälle erschwerte. So musste zuvor der Patient lediglich 24 Stunden lang Lähmungssymptome aufweisen, um als Poliopatient eingestuft zu werden. Eine Laborbestätigung und Tests zur Feststellung einer verbleibenden (anhaltenden) Lähmung waren nicht erforderlich.
Die neue Definition erforderte hingegen, dass der Patient mindestens 60 Tage lang Lähmungssymptome zeigte und eine Restlähmung im Krankheitsverlauf zweimal bestätigt werden musste. Außerdem wurden von da an Fälle von aseptischer Meningitis und Coxsackie-Virus-Infektionen als von Polio getrennte Krankheiten gemeldet. Solche Fälle waren jedoch zuvor als Polio gezählt worden.
Miller führt sogar Folgendes an:
«1976 sagte Dr. Jonas Salk, der Erfinder des in den 1950er Jahren verwendeten Impfstoffs mit abgetöteten Viren, aus, dass der Impfstoff mit Lebendviren (der von den frühen 1960er Jahren bis zum Jahr 2000 in den Vereinigten Staaten fast ausschließlich verwendet wurde) die ‹Hauptursache, wenn nicht die einzige Ursache› aller seit 1961 in den USA gemeldeten Poliofälle gewesen sei.»
Was also hat die Polio-«Epidemie» verursacht?
Vieles deutet darauf hin, dass nicht nur Impfstoffe, sondern vor allem Giftstoffe wie das hochtoxische DDT schuld sind. Wie aus dem unten eingefügten Diagramm ersichtlich wird, hatte die Polio-Epidemie in den USA 1952 ihren Höhepunkt erreicht und ging von da an rapide zurück. Wie dargelegt, kann dies nicht durch die Salk-Impfung erklärt werden, da diese erstmals 1955 eingeführt wurde. Zugleich besteht eine äußerst auffällige Parallele zwischen dem «Aufkommen» von Polio und der Verwendung des starken Nervengifts DDT und anderer hochgiftiger Pestizide.
Quellen: Jim West Pesticides and Polio, Townsend Letter for Doctors and Patients, Juni 2000, S. 68 - 75; Jim West. Images of Poliomyelitis; Handbook of Pesticide Toxicology, Hrsg.: Wayland Hayes; Edward Laws, Academic Press Inc., Harcourt Brace Jovanovich, Publishers, San Diego, 1991, S. 769; Historical Statistics of the US (1975), US Government Printing Office; Ralph Scobey. Wird menschliche Poliomyelitis durch ein exogenes Virus verursacht?, Archives of Pediatrics, 1954; © Jim West
Auf den Philippinen zum Beispiel kam es spontan zur ersten Polio-Epidemie in den Tropen, und zwar mit der Einführung des Insektizids DDT.
So hatten US-Truppen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Philippinen täglich Unmengen von DDT versprüht, um Fliegen auszurotten. Nur zwei Jahre später berichtete das renommierte Journal of the American Medical Association, dass Lähmung bei auf den Philippinen stationierten Soldaten nicht von Polio zu unterscheiden sei und sich zur zweithäufigsten Todesursache entwickelt habe.
Lediglich Kampfübungen sollen mehr Opfer gefordert haben. In den Nachbargebieten, in denen das Gift nicht versprüht worden war, kam es hingegen zu keinen Lähmungserscheinungen.
Merck verwendete in Gardasil-Studien kein echtes Placebo
Auch die Zulassungsstudie zum Gebärmutterhalskrebs-Impfstoff Gardasil, der als Schutz vor dem Humanen Papillomavirus (HPV) promotet wird, wird von der Gesundheitswissenschaftlerin Steier als erfolgreiches Beispiel einer Placebo-Studie bezeichnet.
Doch in dieser Studie wurde kein Placebo in Form einer Kochsalzlösung verwendet, sondern ein mit Aluminium versetzter «aktiver Vergleichsstoff». In diesem Zusammenhang wird – etwa auch von Steier – behauptet, es sei bereits «erwiesen, dass das Aluminium-Adjuvanssystem sicher und für die Wirksamkeit des Impfstoffs notwendig ist».
Doch das Gegenteil ist der Fall. Gardasil, das zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen bei sexuell aktiven Frauen entwickelt wurde, hat sich in klinischen Studien weder als sicher noch als wirksam erwiesen. Tatsächlich löste der Impfstoff innerhalb von 15 Tagen bei 90 Prozent der Testpersonen Nebenwirkungen aus – was kaum als Hinweis auf Sicherheit gewertet werden kann.
Auch war die umstrittene aluminiumhaltige «Placebo»-Formel für 85 Prozent der Meldungen unerwünschter Ereignisse verantwortlich. Dies gibt Anlass zu berechtigten Bedenken hinsichtlich der genauen Unterscheidung zwischen impfbedingten und durch das Adjuvans verursachten Nebenwirkungen.
Ohne eine unbehandelte Nullgruppe bleiben verlässliche Sicherheitsprofile schwer fassbar. Zudem weiß die US-amerikanische Food and Drug Administration nicht, welche langfristigen Nebenwirkungen der Impfstoff haben könnte. Tatsächlich geht Gardasil mit schweren Nebenwirkungen einher, die von Rötungen und Schwellungen an der Injektionsstelle über Fieber, Nesselsucht und Arthritis bis hin zum Tod reichen.
Abgesehen davon reduzierte die Impfung laut der Cochrane-Review zu HPV-Impfstoffen aus dem Jahr 2018, die Daten von über 73.000 Teilnehmerinnen aus 26 Studien analysierte, weder die Rate an invasivem Gebärmutterhalskrebs noch die Gesamtmortalität. Sie zeigte lediglich eine Verringerung der Surrogatmarker – insbesondere der zervikalen intraepithelialen Neoplasie (CIN2+ und CIN3+), die sich spontan zurückbilden kann und nicht mit Krebs gleichzusetzen ist.
Diese sogenannten «Präkanzerosen» werden oft durch invasive Screening-Untersuchungen entdeckt und haben keine nachgewiesene klinische Relevanz. Daher bleibt die behauptete präventive Wirkung gegen Gebärmutterhalskrebs reine Spekulation.
Und damit nicht genug. Ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten des dänischen Medizinforschers und Mitbegründers der Cochrane Collaboration, Peter C. Gøtzsche, wirft dem Gardasil-Hersteller Merck im Zusammenhang mit einer US-Klage vor, Gardasil-Studiendaten gefälscht, schwere Nebenwirkungen verschwiegen und die Zulassungsbehörden getäuscht zu haben.
Dem Bericht zufolge seien die von Merck finanzierten Studien nicht geeignet, die negativen Auswirkungen des Impfstoffs richtig einzuschätzen.
Auch COVID-Impfstoffe erfüllen nicht den Placebo-Standard
Als positive Beispiele für placebokontrollierte Studien werden auch die COVID-19-«Impfstoffe» genannt, über die selbst Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied der Bayer AG, sagte, dass es sich bei ihnen nicht um klassische Impfstoffe handele (hier wird die mRNA in bestimmte Zellen eingeschleust, was bewirkt, dass die Zellen Antikörper produzieren).
Diese Studien weisen jedoch mehrere grundlegende Mängel auf. So waren die Zulassungsstudien der COVID-19-Injektionen lediglich «beobachterblind», das heißt, das impfende Gesundheitspersonal wusste, wer den Impfstoff und wer ein Placebo erhielt. Dies kann zu Verzerrungen bei der Datenerhebung und -interpretation führen.
Darüber hinaus wurde die Verblindung in diesen Studien nach etwa zwei Monaten aufgehoben, und die Teilnehmer in eine offene Phase überführt, was die Möglichkeit zur Beurteilung der langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit aufgrund möglicher Verzerrungen bei der Datenerhebung und -interpretation weiter einschränkte.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die «Forensische Analyse der 38 Todesfälle im 6-Monats-Zwischenbericht der klinischen Studie zum mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Pfizer/BioNTech», die vom DailyClout Pfizer/BioNTech Documents Investigations Team zusammengestellt wurde.
In dieser Analyse heißt es:
«Die hier berichtete Analyse ist einzigartig: Es handelt sich um die erste Untersuchung der Originaldaten aus der klinischen Studie zum mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Pfizer/BioNTech (C4591001), die von einer Gruppe durchgeführt wurde, die nicht mit dem Studiensponsor verbunden ist.
Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört, dass von den 38 Todesfällen, die im 6-Monats-Zwischenbericht über unerwünschte Ereignisse gemeldet wurden, 21 auf diejenigen entfiel, die die Pfizer/Biontech BNT162b2-Injektion erhielten, aber nur auf 17 aus der Placebo-Gruppe. Die Anzahl der aufgetretenen Herzkomplikationen war bei den Personen, die den BNT162b2-Impfstoff erhielten, 3,7-mal höher als bei den Placebo-Personen.»
Impfstoffstudien, bei denen allgemein anerkannt das Placebo besser abschnitt
Bemerkenswert ist, dass Leute wie Steiner wichtige Placebo-Studien nicht erwähnen, bei denen allgemein anerkannt ist, dass die Impfstoffe schlechter abschneiden als das wirkungslose Scheinmedikament. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür ist ein groß angelegter Feldversuch der WHO Ende der 1960er Jahre in Indien mit dem BCG-Impfstoff (gegen Tuberkulose).
In dieser Studie wurde «ein großes Kollektiv mit BCG geimpft, während ein ebenso großes Kollektiv ungeimpft blieb.» Das Ergebnis: Nicht nur zeigte die Impfung keinen Schutzeffekt gegen Tuberkulose, auch erkrankten und starben in der geimpften Gruppe deutlich mehr Teilnehmer als in der ungeimpften Gruppe.
Ein weiteres seltenes Beispiel einer solchen ordnungsgemäß kontrollierten Studie stammt aus dem Jahr 2012. Darin wurde ein Grippeimpfstoff bei Kindern mit einem Placebo verglichen. Das Ergebnis war niederschmetternd. Obwohl die Autoren versuchten, die Grippeimpfung gut dastehen zu lassen, erzeugte der Influenza-Impfstoff nicht nur in der Gruppe der Geimpften fast sechsmal so viele Atemwegserkrankungen wie unter denjenigen, die das wirkungslose Scheinpräparat erhielten. Auch war der Impfstoff kontraproduktiv, weil er das Gripperisiko sogar erhöhte.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum die Trump-Regierung angedeutet hat, ihr Plan, Placebo-Versuche für jede «neue Studie» verpflichtend zu machen, solle nicht für den Grippeimpfstoff gelten, der jedes Jahr aktualisiert werde und sich laut HHS «seit mehr als 80 Jahren bewährt hat».
Denn Grippeimpfstoffe werden ja hergestellt, bevor die (angeblichen) Viren, gegen die sie wirken sollen, überhaupt existieren. Und als ob das nicht genug wäre, drängt sich bei genauer Betrachtung der Grippedaten, auf denen die Warnungen der «Seuchenjäger» von CDC, RKI oder WHO basieren, die Frage auf: «Sind die US-amerikanischen Grippetodeszahlen mehr PR als Wissenschaft?»
Dies ist genau der Titel einer Studie, die 2005 im British Medical Journal veröffentlicht wurde. Der Autor ist Peter Doshi, außerordentlicher Professor an der Pharmazeutischen Fakultät der University of Maryland und leitender Redakteur des BMJ. Seine eindeutige Antwort: «Die US-Daten zu Todesfällen durch Grippe sind ein Chaos.»
Doshis Hauptkritikpunkt ist, dass die CDC davon ausgeht, jährlich würden 36.000 Amerikaner an einer Virusgrippe sterben – uns aber den Beweis schulden, dass diese Menschen tatsächlich an einem Grippevirus sterben. Doshis Fazit: Die Kommunikationsstrategie der CDC ist gleichbedeutend mit «Marketing der Angst».
Mehrere scharfsinnige Beobachter kritisierten die Werbekampagne der Regierung, die die Öffentlichkeit zur Grippeimpfung aufforderte, und stellten die von der CDC auf die Grippe zurückgeführte jährliche Todeszahl von 36.000 infrage. Besonders erwähnenswert ist die Meta-Analyse der veröffentlichten Grippeimpfstoffberichte von Tom Jefferson vom Cochrane Center. Das Ergebnis dieser Arbeit aus dem Jahr 2006 ist ernüchternd: Es besteht eine große Lücke zwischen Beweislage und den öffentlichen Bekundungen der Gesundheitspolitik.
Im abschließenden Teil 3, der wir in Kürze veröffentlichten werden, «zerpflücken» wir die von Steier zitiere Placebo-Studie zum Masernimpfstoff. Zudem zeigen wir darin auf, warum sogenannte Surrogatmarker wie Antikörpertests, die im Rahmen klinischer Studien als Ersatz (als «Surrogat») für einen klinisch relevanten Endpunkt wie Mortalität verwendet werden, mit grundsätzlichen Bedenken behaftet sind und warum es so wichtig ist zu erkennen, dass Placebo nicht gleich Placebo ist.
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Torsten Engelbrecht arbeitet als Journalist in Hamburg und ist Redakteur bei Transition News. Er ist Mitautor des 2006 erstmals erschienenen Buches «Virus-Wahn», das 2021 in einer stark erweiterten 10. Auflage erschien. Im Jahr 2009 kam sein Buch «Die Zukunft der Krebsmedizin» auf den Markt (mit vier Ärzten als Co-Autoren). Im selben Jahr erhielt er den Alternativen Medienpreis für seinen Artikel «Die Amalgam-Kontroverse». Ausgebildet wurde er beim Medienmagazin Message, das von dem Journalistik-Professor Michael Haller gegründet worden war. Er war u.a. fester Redakteur bei der Financial Times Deutschland. Als freier Journalist schrieb er unter anderem für OffGuardian, SZ, NZZ und The Ecologist.
Marvin Haberland ist Wirtschaftsingenieur und hat unter anderem an der University of California in Berkeley studiert. Er ist Pressesprecher der Wissenschaftsplattform NEXT LEVEL.
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