Die erste Hälfte dieses Beitrags und auch Teil 1 dazu sind zuerst bei The Defender erschienen. Teil 1 hat Transition News am 10. Juni auf Deutsch veröffentlicht, die erste Hälfte dieses Beitrags am 19. Juni. Die Wissenschaftsplattform NEXT LEVEL, für die Marvin Haberland aktiv ist, hat jeweils einen Telegram-Post dazu gemacht (siehe hier und hier).
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Bisher haben wir aufgezeigt, dass es kein Beispiel einer Impfstoffstudie mit echtem Placebo gibt, die aufzeigt, dass der Impfstoff besser abschneidet als das wirkungslose Scheinmedikament – die Impfstoffe gegen Polio, HPV, COVID, Tuberkulose und Grippe eingeschlossen.
Placebo-Studie zu Masern basiert auf Messung von wertlosem Antikörpertiter
Impfstoffverfechter wie die Gesundheitswissenschaftlerin Jess Steier führen derweil auch einen Placebo-Versuch zum Masernimpfstoff an, nämlich eine 1968 veröffentlichte Studie aus Israel. Diese trägt den Titel «Eine vergleichende Studie von vier Lebendimpfstoffen gegen Masern in Israel».
In dieser Studie wurden die Kinder der Impfgruppe in vier Untergruppen aufgeteilt, die jeweils einen der vier verschiedenen Impfstoffe erhielten. Die übrigen Kinder erhielten ein Placebo (Kochsalzlösung). Laut Steier war das Ergebnis, dass die Impfstoffe im Vergleich zu Placebo «sicher und wirksam» seien.
Doch wie sie zu dieser Schlussfolgerung kommt, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Tatsächlich lässt sich nämlich aus der Studie herauslesen, dass bei den Geimpften deutlich mehr Symptome auftraten:
«Fieberreaktionen von ≥ 37,5 °C variierten in den verschiedenen Behandlungsgruppen zwischen 86,4 % in der Enders-Edmonston-Gruppe und 63,1 % in der Moraten-Gruppe sowie 51,2 % nach Placebo-Impfung. Die Fieberhäufigkeit verlief stets in der gleichen relativen Reihenfolge: Enders Edmonston > Beckenham > Schwarz > Moraten > Placebo … Die Häufigkeit von Hautausschlag … war in den mit den Impfstoffen von Enders Edmonston und Beckenham geimpften Gruppen am höchsten (36,4 % bzw. 36,9 %); sie war in der Gruppe mit dem Schwarz-Impfstoff geringer (28,4 %) und in der Gruppe mit dem Moraten-Impfstoff am niedrigsten (20,2 %). In der Placebogruppe wurde bei 11,9 % der Kinder Hautausschlag festgestellt …
Die vier Impfstoffe lassen sich in absteigender Reihenfolge des induzierten Fiebers (≥ 37,5 °C) wie folgt auflisten: Enders Edmonston (86,4 %), Beckenham (78,6 %), Schwarz (66,7 %) und Moraten (63,1 %). Derselbe abnehmende Trend war bei Fieber über 38,3 °C und über 40 °C zu beobachten. Es ist jedoch zu beachten, dass solche Temperaturen auch in der Placebogruppe auftraten, wenn auch in geringerem Ausmaß.»
Die einzige Möglichkeit, die Steier zu der Schlussfolgerung geführt haben könnte, der Masernimpfstoff sei «sicher und wirksam im Vergleich zum Placebo», ist ihre Bezugnahme auf die Serokonversion. Dies ist die Phase einer Impfung oder Infektion, in der erstmals spezifische Antikörper gegen Antigene eines Fremdkörpers (zum Beispiel des behaupteten Virus) im Blutserum nachweisbar sind. Eine hohe Serokonversion gilt als gutes Zeichen. Und die in der Studie ermittelten Zahlen der Serokonversionen sind:
92,7 % nach Beckenham-Impfung, 97,1 % nach Schwarz-Impfung und 100 % nach Enders-Edmonston- und Moraten-Impfstoff. In jedem Fall einer Serokonversion wurde ein mindestens vierfacher Anstieg des Antikörpertiters beobachtet. Darüber hinaus reagierten drei der 37 Kinder, die Placebo erhielten, mit hohen Serokonversionstitern. Da in diesen Fällen keine klinischen Masern beobachtet wurden und Masern zu diesem Zeitpunkt noch nicht verbreitet waren, ist eine mögliche Erklärung, dass diese Kinder versehentlich mit dem Impfstoff geimpft und die Ergebnisse falsch erfasst wurden.
Eine andere Erklärung für die Beobachtung, dass drei der 37 Kinder, denen ein Placebo verabreicht wurde, mit hohen Serokonversionstitern reagierten, wäre jedoch, dass sogenannte Surrogatmarker wie Antikörpertests nicht zuverlässig sind und auf alles Mögliche reagieren.
Tatsächlich stellte das Magazin Impf-Report fest, dass selbst die Bundesbehörden keinen Nachweis erbringen konnten, dass Menschen mit einem hohen Antikörpertiter einen gesundheitlichen Nutzen haben. Und selbst verschiedene orthodoxe Quellen bestätigen, dass die Menge sogenannter Antikörper im Blut keinen zuverlässigen Hinweis auf die Immunität einer Person gibt.
Der unwiderlegbare Beweis, dass es keinen Beweis für die Nützlichkeit der Masernimpfung gibt, geht unterdessen auch aus den historischen Daten hervor, wie ja etwa auch von Kass und Mawson dargelegt. So wurde die Masernimpfung in Westdeutschland Mitte der 1970er Jahre eingeführt (siehe die Spritze in der unten eingefügten Grafik), also zu einem Zeitpunkt, als der «Masernspuk» im Wesentlichen vorüber war. Der Pfeil (Anfang der 1990er Jahre) zeigt die zusammengefassten Daten aus dem wiedervereinigten Deutschland.
Quelle: Gerhard Buchwald. Impfen: Das Geschäft mit der Angst, Knaur, 1997, S. 133. Datengrundlage: Statistisches Bundesamt
Surrogatmarker korrelieren nicht zwingend mit einem gesundheitlichen Nutzen
Es ist eines der grundlegenden Probleme unserer Zeit, dass sich Impfstoffstudien (und auch viele andere Studien zu Medikamenten) oft in erster Linie auf Ersatzmarker wie «Antikörpertiter» oder PCR-Testergebnisse stützen und nicht auf direkt messbare klinische Ergebnisse wie Symptomlinderung, Funktionsverbesserung oder Sterblichkeitsreduktion.
Dies wurde bereits im Zusammenhang mit der Polioimpfstoffstudie von Salk/Francis kritisiert. M. Beddow Bayly erklärte dazu:
«Die Schlussfolgerung, dass das Vorhandensein eines hohen Antikörpertiters in menschlichem Blut oder Serum darauf hinweist, dass ein Schutz gegen eine Poliomyelitis-Infektion besteht, ist nicht gerechtfertigt.»
Wie Bayly weiter ausführt, sei die Annahme, die Bildung von Antikörpern sei ein Maß für die Immunität, falsch und in einem im Mai 1950 vom Medical Research Council veröffentlichten Bericht mit dem Titel «Eine Studie über Diphtherie in zwei Gebieten Großbritanniens» vollständig widerlegt worden.
Die Belege dafür, dass solche Surrogatmarker nicht unbedingt mit einem bedeutsamen gesundheitlichen Nutzen korrelieren, sind derweil auch überwältigend. In der COVID-19-Impfstoffstudie von Biontech/Pfizer zum Beispiel wurden symptomatische Fälle ohne positive PCR-Tests («COVID-19-Verdachtsfälle») ausgeschlossen, was die Wirksamkeitsergebnisse erheblich verzerrte. Die Einbeziehung dieser Fälle hätte die beobachteten Wirksamkeitsunterschiede zwischen Impfstoff- und Placebogruppen eliminieren können.
An dieser Stelle sei auch betont, dass sich die Welt zwar auf die PCR zur «Diagnose» einer SARS-CoV-2-Infektion verlassen hat, die Wissenschaft jedoch eindeutig ist: Diese Tests sind für ihren Zweck ungeeignet. Tatsächlich können COVID-19-PCR-Tests im Zusammenhang mit dem Nachweis von Viren und Virusinfektionen als «wissenschaftlich bedeutungslos» bezeichnet werden.
Sogar Anthony Fauci räumte Ende Dezember 2021 gegenüber MSNBC ein::
«Die PCR misst nicht das replikationsfähige Virus (...) Der einzige Weg, um festzustellen, ob es übertragbar ist, [ist], wenn man nachweisen kann, dass man wirklich ein lebensfähiges Virus in sich trägt, und die Tests [= PCR- und Antigentests] messen das nicht.»
Was den Masernimpfstoff betrifft, stellt sich eine weitere Frage: Warum wurde er bei seiner Einführung nicht gegen Placebo getestet? Mit anderen Worten: Warum wurden mehrere Masernimpfstoffe erst 1968 in Israel gegen Placebo getestet und nicht schon 1960, als John Enders in seiner im New England Journal of Medicine veröffentlichten Arbeit den weltweit ersten Masernimpfstoff auf seine Wirksamkeit prüfen wollte?
Das heißt, das «ethische Argument» greift auch hier nicht, da es besagt, dass es unethisch ist, den Teilnehmern ein Placebo zu verabreichen, wenn bereits eine wirksame Behandlung existiert, da ihnen dadurch eine wirksame Behandlung vorenthalten wird. Da Enders seine Masernimpfung jedoch nicht gegen ein Placebo getestet hat, lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass Nichtstun besser ist oder war. Auch im Fall der Masernimpfung wird also das von Steier beschriebene, weit verbreitete Prinzip ad absurdum geführt.
Placebo ist nicht gleich Placebo
Übrigens ist es auch wichtig zu bedenken, dass sich eine geeignete Placebo-Kontrolle wissenschaftlich gesehen nur in einem Faktor vom Impfstoff unterscheiden sollte: der hypothetischen aktiven Komponente. Die alleinige Verwendung von Kochsalzlösung erfüllt diese Anforderung streng genommen nicht, da sie sich in mehreren Variablen vom Impfstoff unterscheidet – nicht nur in der sogenannten oder angeblichen Viruskomponente, sondern auch in der chemischen Zusammensetzung, der biologischen Wirkung und der pharmakologischen Aktivität. Daher ist Kochsalzlösung keine 100-prozentig gültige Negativkontrolle, wenn es darum geht, die Wirkung der Viruskomponente gezielt zu isolieren.
Ein besserer Ansatz wäre die Verwendung eines Placebos, das allen Komponenten der Impfstoffzusammensetzung mit Ausnahme der sogenannten unabhängigen Variable – dem angeblich viralen Element – entspricht und somit die Definition einer wissenschaftlichen Negativkontrolle erfüllt.
Ein weiteres wichtiges Element, das bei Impfstoffstudien typischerweise fehlt, ist die Einbeziehung einer Nullgruppe – einer Kohorte, die keinerlei Intervention erhält. Diese Gruppe ist unerlässlich, um den natürlichen Krankheitsverlauf genau zu beurteilen und Placeboeffekte vollständig zu berücksichtigen. Ohne eine echte, unbehandelte Kontrollgruppe bleibt die Interpretation von Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten grundsätzlich problematisch.
Schließlich erfordert eine strenge wissenschaftliche Bewertung, dass wir sowohl relative als auch absolute Risikominderungen berücksichtigen. Derzeit wird in Impfstoffstudien häufig auf die relativen Risikominderungen abgehoben, wodurch aber die Wirksamkeit der Impfstoffe in übertriebener beziehungsweise irreführender Weise dargestellt wird, insbesondere wenn die tatsächliche Fallzahl in der Studie gering war.
Die Bereitstellung absoluter Risikozahlen neben relativen Risiken würde die Transparenz und die praktische Relevanz erheblich erhöhen.
Kennedys Forderung nach Placebo-kontrollierten Studien stellt also einen wichtigen Schritt hin zu einer strengeren wissenschaftlichen Überprüfung von Impfstoffen dar. Man kann ihm gar nicht genug dafür danken, dass er den Mut hatte, eine solche Maßnahme in einem Umfeld zu ergreifen, das seit Jahrzehnten von der Pharmaindustrie dominiert wird und in dem die Mainstreammedien oft genug als Sprachrohr der Pharmaindustrie auftreten.
Die New York Times-Journalistin Natalie Angier drückte es 1991 so aus:
«Wir Wissenschaftsjournalisten fungieren vielleicht mehr als jede andere Kategorie von Reportern zu oft als muntere Cheerleader für unser Thema und unsere Quellen.»
Wenn wir jedoch ideale Bedingungen und eine Wissenschaft anstreben, die in ihrer Solidität unübertroffen ist, sollten die Reformen eine vollständige Doppelblindstudie, definierte klinische Endpunkte, echte Placebo-Kontrollen, unbehandelte Nullgruppen und eine transparente Berichterstattung sowohl über relative als auch absolute Risikoreduktionen umfassen.
Für eine wirklich transparente und wissenschaftlich fundierte Impfstoffforschung wird die Einführung umfassender Standards künftig von entscheidender Bedeutung sein.
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Torsten Engelbrecht arbeitet als Journalist in Hamburg und ist Redakteur bei Transition News. Er ist Mitautor des 2006 erstmals erschienenen Buches «Virus-Wahn», das 2021 in einer stark erweiterten 10. Auflage erschien. Im Jahr 2009 kam sein Buch «Die Zukunft der Krebsmedizin» auf den Markt (mit vier Ärzten als Co-Autoren). Im selben Jahr erhielt er den Alternativen Medienpreis für seinen Artikel «Die Amalgam-Kontroverse». Ausgebildet wurde er beim Medienmagazin Message, das von dem Journalistik-Professor Michael Haller gegründet worden war. Er war u.a. fester Redakteur bei der Financial Times Deutschland. Als freier Journalist schrieb er unter anderem für OffGuardian, SZ, NZZ und The Ecologist.
Marvin Haberland ist Wirtschaftsingenieur und hat unter anderem an der University of California in Berkeley studiert. Er ist Pressesprecher der Wissenschaftsplattform NEXT LEVEL.
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