Wir sind als Feinde gekommen
und wir gehen als Freunde.
Russische Soldaten 1994
Liebe Leserinnen und Leser
30 Jahre ist es her, dass die letzten russischen Soldaten Deutschland verließen. Sie wurden am 31. August 1994 mit einer feierlichen Zeremonie auf dem Berliner Gendarmenmarkt verabschiedet – nicht mit einer gemeinsamen Parade der einstigen Alliierten, mit den Truppen aus den USA, Großbritanniens und Frankreichs.
Und während die russischen Einheiten als Nachfolger der sowjetischen Armee das einst besiegte und besetzte Land verließen, blieben die westlichen Alliierten weiter – bis heute. Und vor allem die USA nutzen weiterhin alle Besatzungsrechte aus und benehmen sich, wenn es ihnen passt, wie sie es wollen, wovon unter anderem die US Air Base Ramstein kündet.
An einem 9. Mai vor wenigen Jahren fragte mich der Kabarettist Uwe Steimle am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow, ob ich den Unterschied zwischen Russland und dem Westen kenne. Auf mein Schulterzucken gab er die Antwort: «Die Russen sind wir los.»
Dieser satirische Scherz bringt auf den Punkt, was viele denken. Zugleich war der Ort passend, an dem Steimle mir die Frage stellte: Das Ehrenmal in Berlin-Treptow, wo viele Tausende sowjetische Soldaten begraben sind, die im Kampf gegen den deutschen Faschismus ihr Leben ließen.
Der Ort erinnert zugleich an den Grund, warum die Rote Armee mit ihren Soldaten aus allen Republiken und Regionen der Sowjetunion 1945 in Deutschland einmarschierte: Ihr Heimatland war am 22. Juni 1941 von der faschistischen deutschen Wehrmacht und deren Verbündeten überfallen und mit einem Vernichtungskrieg überzogen worden. Den bezahlten nach offiziellen Angaben etwa 27 Millionen Menschen in der Sowjetunion mit ihrem Leben.
Ohne dieses Verbrechen hätte die sowjetische Rote Armee Deutschland nicht besetzt, hätte kein sowjetischer Soldat seinen Stiefel auf deutschen Boden gesetzt. Ohne dieses Verbrechen hätte es keine deutsche Teilung mit all ihren Folgen gegeben.
Daran muss immer wieder erinnert werden, wenn es um die Frage geht, warum überhaupt sowjetische/russische Truppen in einer Stärke von bis zu 500‘000 Soldaten in Deutschland waren, samt aller Waffenarten einschließlich Atomwaffen. Und umso bedeutungsvoller bis heute ist die Tatsache, dass die russischen Truppen von 1991 bis 1994 friedlich aus dem vergrößerten Deutschland abzogen.
Sie machten es nicht aus völlig freien Stücken, sondern weil das 1990 bei den sogenannten 2+4-Verhandlungen zur deutschen Einheit vereinbart wurde. Der damals noch existierenden Sowjetunion wurde dabei versprochen, dass der Westen in Gestalt der Nato «nicht einen Fußbreit» («not one inch») nach Osten an die russische Grenze heranrückt.
Der Bruch dieses mündlich mehrmals gegebenen Versprechens westlicher Politiker wird von Experten zu den grundlegenden Ursachen des heutigen Krieges in der Ukraine gezählt. Und insofern ist der Abzug der russischen Truppen vor 30 Jahren damit verbunden.
Und wie beim Krieg in der Ukraine wird auch bei den Ereignissen vor 30 Jahren immer wieder die Vorgeschichte von jenen weggelassen, die sich dazu äußern. Die selbst damit ein Problem haben, dass der ehemalige Kanzler-Berater Horst Teltschik 2019 bei einer Tagung an die Zeilen aus einem Lied erinnerte, das 1994 russische Soldaten bei der Abschiedsveranstaltung auf dem Gendarmenmarkt in Berlin sangen:
«Wir sind als Feinde gekommen und wir gehen als Freunde.»
Ja natürlich waren die sowjetischen Truppen zuallererst Besatzungstruppen in Deutschland und auch in dem Teil, der ab 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) bildete. Und natürlich entstanden daraus zahlreiche Probleme, die auch die offiziell propagierte «Deutsch-Sowjetische Freundschaft» nicht verdecken konnte. Aber gleichzeitig wurde damit auch der Keim eines Gedankens in die (ostdeutsche) Gesellschaft gelegt, der anscheinend bis heute Früchte trägt: Nie wieder Krieg zwischen Russland und Deutschland!
Wer sich über die sowjetischen Besatzer und all die Probleme, die es im Verhältnis zwischen der DDR und der Sowjetunion gab, bis heute aufregt, sollte nicht dem Irrtum verfallen, die USA und ihre westlichen Verbündeten seien keine Besatzer im Westteil und nun in ganz Deutschland. Auch den Aufenthalt der US-amerikanischen, britischen und französischen Besatzungstruppen haben diese sich von der Bundesrepublik bezahlen lassen – was für die US-Truppen samt ihrer Atomwaffen bis heute gilt.
Die Frage, die mir der Kabarettist Steimle stellte, stammt aus seinem Bühnen-Programm. Dort geht es noch weiter, indem die nach dem Unterschied zwischen Russland und dem Westen gefragte Frau Bähnert sagt: «Wir haben 40 Jahre gebraucht, um sie los zu werden. Wer sagt, dass das nicht dieses Mal auch so klappt?»
Mit diesem Newsletter weisen wir Sie auf einen Text hin, den ich schon 2019 nach zwei Tagungen aus Anlass des damals 25-jährigen Jubiläums des russischen Truppenabzugs für Sputniknews verfasste. Dabei diskutierten deutsche und russische Zeitzeugen über das Ereignis, seine Ursachen und Folgen. Weil ein solches Treffen heute undenkbar und das Thema bis heute bedeutsam ist, haben wir den Bericht noch einmal zugänglich gemacht.
Die anderen Beiträge sind den direkt aktuellen Themen gewidmet, vom Krieg in der Ukraine über die anhaltenden Verbrechen der Pharma-Industrie und ihrer Handlanger in der «Weltgesundheitsorganisation» WHO bis hin zur Frage, wem die «Künstliche Intelligenz» nutzt und wem sie schadet. Nicht zu vergessen auch das Andere Wort zum Sonntag. Wie an jedem Samstag wünsche ich Ihnen wieder Wissensgewinn und Lesespaß mit den Beiträgen auf Transition News sowie vor allem ein friedvolles und erholsames Wochenende!
Herzliche Grüße
Tilo Gräser
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