Wer gewinnt die US-Präsidentschaftswahlen Anfang November – Kamala Harris oder Donald Trump? Die Allermeisten würden womöglich in etwa wie folgt darauf antworten: Der Kandidat beziehungsweise die Kandidatin wird am Ende die Nase vorn haben, der oder die das bessere Wahlprogramm hat und sich dem Wahlvolk gegenüber besser zu präsentieren vermag.
Mit besonderer Spannung war in diesem Zusammenhang das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump erwartet worden, das am 10. September vom TV-Sender ABC ausgestrahlt wurde. Nachdem das Spektakel vorüber war, wurde der Mainstream nicht müde, die demokratische Präsidentschaftskandidatin Harris als klare Siegerin dastehen zu lassen. Die Frankfurter Rundschau ließ sich gar zu der Schlagzeile hinreißen: «‹Sie hat ihn vernichtet›: Trump steht nach TV-Duell gegen Harris vor US-Wahl als klarer Verlierer da.»
Die New York Post hingegen berichtete Gegenteiliges, nämlich dass «Kamalas Antworten aus der Konserve die Medien begeisterte, die Wähler aber nicht überzeugt haben». Beklagt wurde zudem unter anderem vom National Public Radio, dass die Moderatoren des TV-Duells Trump auf den Zahn gefühlt haben, Harris hingegen wegen ihrer «irreführenden Behauptungen» nicht «gegrillt» worden sei (wir berichteten hier und hier).
Doch es ist noch komplexer. So weist etwa der Münchner Merkur darauf hin, dass zwar landesweite Umfragen vor der US-Wahl wertvolle Einblicke in die Meinung der Wählerschaft böten. Doch der eigentliche Ausgang werde an anderer Stelle entschieden, nämlich in den sogenannten Swing States, den US-Bundesstaaten, in denen beide große Parteien gute Chancen auf den Wahlsieg haben. Der Merkur meint dazu weiter:
«In den Swing States ist der Ausgang weiterhin nicht vorhersehbar. In diesen Bundesstaaten schwankt die Mehrheit von Wahl zu Wahl. Die aktuellen Umfragen in den sieben Swing States zeigen, dass es in diesen zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen bei der US-Wahl 2024 kommen wird. Harris darf sich deshalb nicht auf die landesweiten Umfragen verlassen.»
Aber vielleicht auf Google? Dass man diese Frage mit einem Ja beantworten könnte, darauf deutet ein Beitrag von Vigilant News mit dem Titel «Wie Google still und leise die Präsidentschaftswahlen 2024 stiehlt» hin. Darin heißt es:
«Im Schatten des Wahlzyklus 2024 könnte eine weitaus raffiniertere und heimtückischere Kraft die Waage der Demokratie kippen: Google. Während die meisten Augen auf die Kandidaten, Wahlkampfspenden und Debattenauftritte gerichtet sind, liegt die wahre Macht im Silicon Valley. Und das Schlimmste daran? Fast niemand berichtet darüber.»
So habe Google mit seinem Beinahe-Monopol bei der Internetsuche die Möglichkeit, Millionen von Menschen zu beeinflussen, ohne dass es jemand merke. Was die Macht der Google-Suchmaschine betreffe, die öffentliche Meinung zu manipulieren, so sei Robert Epstein, ein leitender Forschungspsychologe, eine der wenigen Stimmen, die hier Alarm schlagen.
Seine umfangreichen Forschungen hätten gezeigt, wie subtile Änderungen in den Suchergebnissen – die Bevorzugung bestimmter Nachrichten, die Verharmlosung anderer oder die Anpassung der Reihenfolge, in der die Ergebnisse erscheinen – das Verhalten der Wähler verändern können. «Er nennt dieses Phänomen den Search Engine Manipulation Effect (SEME) – und man schätzt, dass dieser das Potenzial hat, Millionen von Wählern zu beeinflussen», so Vigilant News. Das Medium gibt zu bedenken:
«Stellen Sie sich das vor: Wenn Sie nach einem Kandidaten suchen, werden die Ergebnisse, die Sie sehen, vom Google-Algorithmus kuratiert. Das heißt, Google entscheidet, welche Informationen am relevantesten sind.
Eine geringfügige Änderung dessen, was auf der ersten Seite angezeigt wird, kann unentschlossene Wähler in eine bestimmte Richtung lenken, ohne dass sie überhaupt merken, dass sie beeinflusst wurden. Google muss nicht explizit einen Kandidaten bevorzugen, sondern lediglich die Berichterstattung kontrollieren.»
Was den Einfluss von Google so gefährlich mache? Der Mangel an Transparenz. Im Gegensatz zu den traditionellen Medien, in denen Vorurteile diskutiert und hinterfragt werden könnten, funktionierten Suchmaschinen wie Blackboxen. «Wir wissen nicht genau, wie der Algorithmus von Google funktioniert, und wir wissen schon gar nicht, wer hinter den Kulissen die Fäden zieht», zeigt sich Vigilant News besorgt. «Das ist weit entfernt von demokratischer Rechenschaftspflicht.» Und weiter:
«In Kombination mit Googles Datenerfassungsmöglichkeiten können Nutzerprofile erstellt und Suchergebnisse so zugeschnitten werden, dass bestimmte Ansichten subtil gestärkt oder andere untergraben werden.
Epstein hat davor gewarnt, dass bis zu 15 Millionen Stimmen durch die Manipulation von Suchergebnissen und anderen versteckten Tools wie automatischen Vervollständigungsvorschlägen beeinflusst werden könnten. Bei den Wahlen 2020 stellte Epstein fest, dass Google überproportional viele Wahlerinnerungen an Nutzer schickte, die einer bestimmten politischen Partei zuneigten – kein Zufall.»
Doch trotz dieser alarmierenden Ergebnisse würden die Mainstreammedien weitgehend zu diesem Thema schweigen. Vielleicht liege es daran, dass Big Tech und die großen Medien ähnliche politische und ideologische Neigungen haben, vermutet Vigilant News. Oder vielleicht liege es daran, dass die meisten Menschen einfach nicht verstünden, wie viel Einfluss ein Unternehmen wie Google auf unseren kollektiven Entscheidungsprozess hat. Das Medium zieht folgendes dramatische Fazit:
«Was auch immer der Grund sein mag, dieses Schweigen [der Medien] erlaubt es dem mächtigsten Unternehmen der Welt, den Kurs der amerikanischen Demokratie ohne öffentliche Rechenschaftspflicht zu diktieren. Der Einfluss von Google auf die Wahl 2024 ist eine versteckte Bedrohung für die Demokratie»
Der Einfluss von Google auf den demokratischen Prozess sei derweil kein neues Problem. Er gehe mindestens auf die Präsidentschaftswahlen 2016 zurück, als Epstein erstmals davor gewarnt habe, dass der Suchmaschinengigant die öffentliche Meinung mit seiner Suchmaschine manipulieren könnte. In seiner «bahnbrechenden Forschung» habe Epstein das Konzept des Search Engine Manipulation Effect (SEME) eingeführt und aufgezeigt, wie verzerrte Suchergebnisse unentschlossene Wähler beeinflussen können.
Auch Transition News hat diesen hochbrisanten Sachverhalt erst kürzlich zum Thema gemacht: Der US-Kongress hatte eine Untersuchung gegen Google und Meta eingeleitet, und zwar wegen einer möglichen Unterdrückung von Nachrichten über die versuchte Ermordung von Donald Trump am 13. Juli (Transition News berichtete).