Es gibt viele Arten zu töten.
Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen,
einem das Brot entziehen,
einen von einer Krankheit nicht heilen,
einen in eine schlechte Wohnung stecken,
einen durch Arbeit zu Tode schinden,
einen zum Suizid treiben,
einen in den Krieg führen usw.
Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.
Bertolt Brecht
Liebe Freundinnen und Freunde
Smileys, Daumen, Sprachnachrichten oder ab und zu Videotelefonate: Das ist der armselige Ersatz, den wir für Mimik, Gestik, Geruch und Berührungen im Kontakt mit anderen Menschen haben. Das Handy hält uns vom direkten Erleben vielfältiger Sinneseindrücke und Beziehungen ab – ganz unabhängig von den gesendeten Inhalten. Menschen starren auf den Bildschirm, aber sie riechen, schmecken und spüren außer der Glasoberfläche nichts.
Darauf hat mich eine Leserin als Reaktion auf meinen letzten Newsletter hingewiesen. Ich hatte darin die negativen Auswirkungen von Handys auf unsere Psyche durch die ständige Wiederholung bestimmter Narrative und Glaubenssätze beschrieben.
Im deutschsprachigen Raum hat sich Manfred Spitzer in seinem Buch «Digitale Demenz» ausführlich mit den Auswirkungen fehlender Sinneseindrücke und Beziehungen befasst. Der mangelnde persönliche Kontakt ist insbesondere für Kinder und Jugendliche problematisch, da sie sich noch in der Entwicklungsphase befinden. Spitzer plädiert dafür, Jugendlichen erst ab 18 ein Smartphone zu geben.
Im Interview mit dem Südkurier erklärte der Hirnforscher schon 2018:
«In der medizinischen Fachliteratur nachgewiesen sind Ängste, Aufmerksamkeitsstörungen, Depression, Bewegungsmangel, Übergewicht, Haltungsschäden, ein verstärktes Suchtverhalten – im Übrigen auch, was Tabak und Alkohol angeht. (...)
Störungen der Sprachentwicklung, der Aufmerksamkeit, des Lernens und der Motivation bis hin zur Willensbildung sind allesamt vor allem bei jungen Menschen anzutreffen. In diesem Alter befindet sich das Gehirn noch in Entwicklung, und genau diese normale Gehirnentwicklung wird durch das Smartphone gestört. Manche Schäden sind irreparabel.»
Weitere negative Auswirkungen der Benutzung von Smartphones sind zum Beispiel Kurzsichtigkeit und Todesfälle, weil Menschen Selfies mit dem Handy in riskanten Situationen machen und dabei verunglücken.
Sich von diesem Gerät fernzuhalten ist aber nicht so einfach. Eine wichtige Rolle spielt dabei die «Angst, etwas zu verpassen» (Fear of missing out «FOMO») – eine bekannte und verbreitete Angst. Früher war Hausarrest für uns Kinder eine harte Strafe. Heute ist es umgekehrt: Ein Entzug von Handy oder Internetverbindung lässt Panik aufkommen.
Die – gemessen an der Evolution – blitzartige Verbreitung der Handys weltweit ist ein riesiger Menschenversuch und hat sicher drastische Auswirkungen auf uns. Auf dem Weg zum Transhumanismus sind gefühllose Menschen ohne guten Kontakt zu ihrem Körper und ihren Bedürfnissen sicher erwünscht.
Herzlich
Ihr Lars Ebert
[email protected]
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Redaktion und Moderation Christoph Pfluger
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