Die Mutter eines in Gaza getöteten israelischen Soldaten erhebt schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee. Wie The Grayzone berichtet, behauptet sie, dass ihr Sohn absichtlich mit Giftgas getötet wurde, ähnlich wie in Auschwitz.
In einem kürzlich auf Facebook veröffentlichten Beitrag schrieb Maayan Sherman, dass ihr Sohn Ron «in der Tat ermordet wurde – nicht von der Hamas», sondern unter Umständen, die eher mit «Auschwitz und den Duschen» vergleichbar seien.
Die Ermordung ihres Sohnes, so Sherman, sei «weder durch zufällige Schüsse noch durch Kreuzfeuer, sondern durch vorsätzlichen Mord – Bombardierung mit Giftgas» verursacht worden. Die Mutter ist überzeugt, dass Ron von der israelischen Armee und nicht von palästinensischen Widerstandskämpfern getötet wurde.
Sherman beschuldigt die Regierung und das Militär zudem der Vertuschung und gibt an, dass der Grabstein ihres Sohnes nach ihrer viral gegangenen Kritik entfernt wurde.
«Sergeant Ron Sherman wurde entführt und in Gaza von der israelischen Regierung im Stich gelassen und geopfert», hiess es auf dem Stein.
The Grayzone zufolge wurde Shermans Leiche zusammen mit den Leichen der anderen gefangenen Soldaten Nik Beizer und Elia Toledano im Dezember 2023 aus einem Tunnel in Gaza geborgen. Die Mainstream-Medien hätten zuvor die Palästinenser für die Tötung von mindestens einem der Gefangenen verantwortlich gemacht. Sein Tod sei fälschlicherweise als «Hamas-Exekution» bezeichnet worden.
Israel habe sich geweigert, weitere Informationen über die Umstände des Todes preiszugeben, und in einer Pressemitteilung erklärt, es könne «weder geleugnet noch bestätigt werden, dass die Geiseln durch Strangulation, Erstickung, Vergiftung oder als Folge eines Angriffs der IDF [Israelische Streitkräfte] oder einer Hamas-Operation getötet wurden».
Die trauernde Sherman schrieb weiter:
«Sie fanden auch heraus, dass er mehrere gequetschte Finger hatte, offenbar aufgrund seiner verzweifelten Versuche, dem Giftgrab zu entkommen, das die IDF für ihn gegraben hatte, als er versuchte, frische Luft zu atmen, aber nur IDF-Gift einatmete. Mein Liebster, möge ich an deiner Stelle sterben, was für einen Albtraum du durchgemacht hast. Ein Tod unter schrecklichen Qualen – und das alles auf Geheiss des [israelischen] Kabinetts und der IDF, der du so sehr vertraut und die du so sehr geschätzt hast.»
Die Mutter fragt sich, ob die gleiche Entscheidung getroffen worden wäre, «wenn Bibis [Premierminister Benjamin Netanjahus] Sohn im Tunnel gewesen wäre (...) oder der Enkel von [Verteidigungsminister Yoav] Gallant? Hätte man sie auch «mit Gasbomben vergiftet?».
Shermans schonungslose Anprangerung hochrangiger israelischer Beamter ist The Grayzone zufolge einer der wenigen Fälle, in denen israelische Bürger öffentlich Kritik an ihrer Regierung üben. Das Portal erinnert daran, dass die Netanjahu-Regierung nach dem 7. Oktober ein strenges Redeverbot verhängte. Sogar denjenigen, die zu einem Waffenstillstand aufriefen, drohten häufig lange Gefängnisstrafen wegen angeblicher Sympathie mit Terroristen.
The Grayzone sieht Ron Shermans Tod im Kontext der sogenannten «Hannibal-Direktive» der israelischen Armee. Dabei geht es darum, Geiselnehmer ohne Rücksicht auf die Geiseln umzubringen. Das Ziel ist es, zu verhindern, dass Geiseln zu einem Gefangenenaustausch mit Palästinensern führen. Laut Zeugenaussagen führte dieses hemmungslose Vorgehen zum Tod zahlreicher israelischer Zivilisten am 7. Oktober (wir berichteten hier und hier).
Gemäss The Grayzone wurden in Gaza seit dem israelischen Angriff am 7. Oktober mindestens 36 israelische Entführte getötet. Dazu gehöre wahrscheinlich auch die Familie von Yarden Bibas, einem Israeli, der im Gazastreifen als Geisel festgehalten wird. In einem beunruhigenden Video, das von den Al-Qassam-Brigaden am 13. Dezember veröffentlicht wurde, ist ein weinender Bibas zu sehen, der Israel beschuldigt, seine Frau Sherry und seine beiden kleinen Kinder Ariel und Kfir bei einem Luftangriff getötet zu haben.
Der israelische Armeesprecher beharrte ohne Beweise darauf, dass Bibas Familie noch am Leben sei, und deutete an, dass die israelischen Bürger die «psychologische Kriegsführung», die in Bibas’ Video vermittelt wird, ignorieren sollten.
So wurde heute in Israel der erste Geburtstag von Kfir gefeiert. Und der israelische Präsident Isaac Herzog zeigte am Weltwirtschaftsforum in Davos ein Bild des Kleinen und rief «das gesamte Universum auf, unermüdlich daran zu arbeiten, Kfir und alle Geiseln, die sich dort befinden, zu befreien».