Niemand, der bei Verstand ist,
zieht den Krieg dem Frieden vor;
denn in diesem begraben die Söhne ihre Väter,
in jenem die Väter ihre Söhne.
Herodot

Liebe Leserinnen und Leser

In wenige Tagen erscheint unser Jahrbuch 2024 mit dem Titel «Das Jahr der Kriege» (nähere Infos dazu folgen in Kürze auf unserer Website). Dass dieses Thema nicht allein im letzten Jahr im Mittelpunkt gestanden hat, sondern uns wohl auch in diesem Jahr weiter beschäftigen wird, zeigt die aktuelle Weltlage.

Zum Krieg in Nahost gibt es einen aktuellen Buchtipp von meinem Kollegen Tilo Gräser. Über einen weiteren aktuellen Konfliktherd, nämlich den Kongo, können Sie sich wiederum hier informieren. Auch die Ukraine ist natürlich weiterhin ein Dauerthema.

Als wären diese und viele weitere Kriege nicht schon schlimm genug, wird nun aber auch in hiesigen Gefilden immer unverhohlener für Krieg respektive den Kriegsdienst geworben. Auch in der Schweiz wird medial und politisch suggeriert, man müsse «kriegstüchtiger» werden. In einem aktuellen Interview der NZZ mit dem Chef der Logistikbasis der Armee, Rolf Siegenthaler, lautet die Kernaussage: «Gegenwärtig hat die Armee keine funktionierende Kriegslogistik.»

Und in Deutschland macht die Militarisierung immer häufiger nicht einmal vor Minderjährigen halt. Bereits Ende Januar erschien in der Online-Ausgabe der Zeitung Die Welt ein Artikel mit dem Titel: «Zahl minderjähriger Rekruten steigt auf Rekordhoch – Jetzt wird eine Warnung laut». Die BSW-Abgeordnete Nastić bemerkte gemäß der Welt zu dieser Praxis zu Recht:

«In Deutschland dürfen Minderjährige nicht an Bundestagswahlen teilnehmen, aber für das Militär sind sie erwachsen genug.»

Bemerkenswert ist außerdem, dass Deutschland eines von «nur» 46 Ländern weltweit ist, die Minderjährige in ihren Truppen beschäftigen. «Mehr als 150 sollen dieser Praxis dagegen abgeschworen haben», berichtet die Welt mit Verweis auf das Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.

Statt eine ganze Gesellschaft «kriegsfähig» zu machen und immer häufiger sogar Kinder (!) im Kriegsdienst «auszubilden» oder sogar in den Krieg zu schicken, um sie dort buchstäblich zu verheizen, sollte es wieder das «Lernziel Pazifismus» geben. Hierzu schreibt Ulrich Falke in einem aktuellen Artikel im Online-Magazin Manova:

«Kriegsfähig zu werden, oder, wie es der Faschismusforscher Paul Sering (Richard Löwenthal) seinerzeit formulierte (…), ‹das imperialistische Ziel der verstärkten Kriegsfähigkeit› zu verfolgen, dem ‹der zentralistische Staat all seine Kräfte unterordnet›, ist per Definition Kennzeichen für Faschismus.»

Nun, an dieser Stelle fragen Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich vielleicht, was es nun mit der Überschrift dieses Newsletters auf sich hat? Ist «optimistische Gleichgültigkeit» nicht ungeheuer zynisch angesichts dessen, was ich hier gerade geschildert habe?

Wenn diese sich auf den tatsächlichen Krieg bezieht, dann ja, ohne Zweifel. Nicht aber, wenn sich die optimistische Gleichgültigkeit auf die verbale Aufrüstung, das Anstacheln zum Krieg, die Propaganda zur Feindbildgenerierung bezieht. Wenn wir diese Mechanismen durchschauen, uns davon distanzieren und uns nicht in eine Kriegslogik hineinquatschen lassen, dann kann optimistische Gleichgültigkeit ein Weg zum Frieden sein.

Herzliche und optimistische Grüße
Susanne Schmieden