Pavel Durov, der Gründer und CEO des populären Messengerdienstes Telegram, wurde am Mittwochabend aus der französischen Polizeihaft entlassen, wie zum Beispiel die Zeit berichtet. Ein Gericht in Paris entschied, anstatt der Verhängung von Untersuchungshaft, Durov gegen strenge Auflagen auf freien Fuß zu setzen. Durov muss eine Kaution hinterlegen, sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden und darf Frankreich bis auf Weiteres nicht verlassen. Trotz der Freilassung laufen die Ermittlungen gegen ihn weiter.
Dem Unternehmen Telegram und seinem Gründer werden schwerwiegende Straftaten vorgeworfen, darunter Beihilfe zu Kinderpornografie und Drogenhandel. Die Pariser Staatsanwaltschaft ließ Durov vernehmen, und es könnte ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, sollte es genügend belastendes Material geben. Ein solches Verfahren könnte in einen Strafprozess münden, was die Zukunft des Unternehmens und seines Gründers erheblich gefährden würde.
Die Nachricht von Durovs Verhaftung – wir haben hier und hier darüber berichtet - löste jedoch nicht nur in Frankreich, sondern auch international heftige Reaktionen aus. Besonders bemerkenswert ist der Protest aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die angeblich sogar Aufträge aus Frankreich zurückgezogen haben, um ihren Unmut über die Inhaftierung zu signalisieren. Diese diplomatische Intervention könnte erheblich dazu beigetragen haben, dass Durov bereits nach wenigen Stunden wieder freigelassen wurde.
Darüber hinaus wurden französische Regierungs-Webseiten Ziel von Hackerangriffen. Es wird vermutet, dass diese Angriffe mit Durovs Festnahme in Verbindung stehen, was die internationale Dimension des Falls unterstreicht.
Im Gegensatz zu anderen prominenten Fällen, wie dem von Julian Assange, scheint Pavel Durov ein größeres politisches Gewicht zu haben. Der politische Widerstand gegen seine Inhaftierung war von Anfang an gut organisiert und professionell, was wohl zur schnellen Freilassung des Tech-Unternehmers führte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron steht nun unter erheblichem Druck, da die Reaktionen auf die Verhaftung nicht nur national, sondern auch international für Aufsehen sorgen. Durov hatte Russland schon vor Jahren verlassen, weil er sich weigerte, mit den Behörden seiner Heimat zu kooperieren.
Durovs Festnahme und die darauffolgenden Ereignisse werfen Fragen über die Beweggründe der französischen Behörden und die Zukunft der Meinungsfreiheit im digitalen Zeitalter auf. Während Telegram oft in Verbindung mit extremistischen Gruppen und illegalen Aktivitäten gebracht wird, sehen viele in den jüngsten Aktionen der französischen Regierung den Versuch, unangenehme politische Meinungen zu zensieren. Die nächsten Schritte der Ermittler und der Justiz werden zeigen, wie ernst es den französischen Behörden mit den Anschuldigungen gegen Durov ist und ob sie bereit sind, die politischen und diplomatischen Konsequenzen eines Prozesses gegen den Tech-Mogul zu tragen.
Es fällt auf, dass der französische Präsident Macron die Unabhängigkeit der Justiz betont, allerdings wurde die Untersuchung gegen Telegram ausgerechnet nach der für Macron katastrophalen ersten Runde der französischen Präsidentenwahlen angestoßen. Doch Durov verweigerte die Zusammenarbeit, und gegen ihn wurde ein Verfahren eröffnet.
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