Menschen, die den Tod zu fliehen suchen,
laufen ihm in den Rachen.
Demokrit
Liebe Leserinnen und Leser
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, sich bei -196 Grad Celsius einfrieren zu lassen, um dann später – «wenn die Technologie weit genug fortgeschritten ist» – wieder auferstehen zu können? Nein? Sie meinen, das sei bizarre Science Fiction? Nun, im Zürcher Unterland ist das jetzt möglich. Also das Einfrieren, notabene. Das mit der Auferstehung ist noch nicht ganz sicher.
Aber wirkt diese Verheißung der Firma mit dem sehr originellen Namen Tomorrow Bio nicht unheimlich verlockend und sind die Menschen in OP-Kleidung samt Maske im Gesicht auf deren Website nicht total vertrauenerweckend? Spaß beiseite. Das «Versprechen» der Firma besteht in Folgendem:
«Potenzial Wiederherstellung des Lebens. Wenn die Technologie weit genug fortgeschritten ist, können Sie wiederbelebt und verjüngt werden.»
Es handelt sich dabei also um reine Spekulation. Die Kosten belaufen sich derweil, wie im bereits verlinkten NZZ-Artikel zu lesen ist, auf schlappe «200.000 Euro (oder 75.000 für die Light-Version, bei der nur das Gehirn aufbewahrt wird), dafür schließen die meisten Kunden einen Versicherungsplan mit monatlichen Prämien ab.» Ach ja, und Sie müssen erst einmal «Mitglied» werden und zahlen dafür monatlich» (!) 50 Euro. Ein Leben lang. Es lohnt sich also, früh zu sterben.
Das klingt indessen ausgesprochen lukrativ für das Unternehmen, um nicht zu sagen: dreist. Der Mann hinter dem Unternehmen, der Arzt Emil Kendziorra, meint:
«Meine philosophische Auffassung ist, dass jeder Mensch selber entscheiden können sollte, wie lange er leben will – egal wie kurz oder lang. (…) Die Kryokonservierung gibt uns potenziell eine Chance.»
Nun ja: Diese Auffassung ist weder «philosophisch» noch wissenschaftlich, sondern zeugt eher von postpubertärem Größenwahn. Und eine «potenzielle Chance» kann man übersetzen mit: reine Fiktion.
Noch bin ich allerdings nicht sicher, was mich an der ganzen Sache mehr schockiert: Die Dreistigkeit und der Aktionismus, mit denen hier aus der Ur-Angst des Menschen auf makabre Weise Profit geschlagen wird. Oder die Möglichkeit, dass es tatsächlich irgendwann möglich sein könnte, eingefrorene (Un-)Tote wieder zum Leben zu erwecken. Ich stelle mir gerade vor, wie plötzlich einige sehr kühl wirkende Zombies durch die Gegend laufen und dann ihren eigenen Urenkeln begegnen, die nun älter sind als sie selbst …
Derweil gibt es für diejenigen, die dem Sterben nachhelfen wollen, ebenfalls eine ganz neue Technologie, die nun erstmals zum Einsatz kam, ebenfalls in der Schweiz: Eine Suizidkapsel mit dem neckischen Namen «Sarco». Wir hatten bereits darüber berichtet. Politiker sind entsetzt und die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen «Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord» eingeleitet.
Nichtsdestotrotz ist der Einsatz ein ethischer Dammbruch. Der Erfinder Philip Nitschke verfolgte gemäß NZZ-Bericht «den Vorgang in Schaffhausen aus der Ferne über eine Kamera und beschreibt gegenüber de Volkskrant, wie er den Tod der Amerikanerin erlebte». Bei solchen Aussagen gefriert nicht wenigen Menschen vermutlich auch ohne Tiefkühlung das Blut in den Adern.
Mir scheint es derweil sinnvoller zu sein, sich ganz altmodisch in tatsächlich philosophischer Weise mit dem Tod zu befassen. Darum lasse ich zum Abschluss lieber Rilke sprechen, anstatt den Gruselfaktor noch weiter anzufachen:
«Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.»
In diesem Sinne: Genießen Sie das Leben! Und memento mori.
Mit herzlichen Grüßen
Susanne Schmieden
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Transition TV, Stand der Dinge vom 20. September 2024
Inhalt
- Ukraine: die entscheidende Eskalation – knapp verhindert 2:58
- Es rumort gefährlich im Nahen Osten. 11:18
- Schon wieder ein Attentat auf Trump. 17:48
- Motion für eine Corona-General-Amnestie 19:00
- Die UNO verhandelt den «Zukunftspakt» 19:47
- Alaa Dali, kriegsversehrter Radrennfahrer in Zürich 21:46
- Das Städtchen Lichtensteig – Innovationsmotor der Schweiz 24:30
- Nachhaltigkeit kann auch Spass machen 37:38
- Gemeinschaft heisst nicht gleiche Meinung 42:51
- Das Friedenslied vom Stimmvolk 48:46
Redaktion und Moderation Christoph Pfluger
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