Die großen westlichen Medien schweigen, nachdem die große israelische Zeitung Haaretz bestätigt hat, dass Armeekommandeure am 7. Oktober Truppen angewiesen haben, ihre eigenen Soldaten und Zivilisten zu töten und das Grenzgebiet des Gazastreifens in eine «Vernichtungszone» zu verwandeln (wir berichteten).
The Cradle hat nach Berichten über die israelischen Ermittlungen in Medien wie CNN, der New York Times, der Washington Post, BBC, Reuters, AP, dem Wall Street Journal, NBC News und anderen gesucht, doch nichts gefunden. Auch eine Suche in großen deutschsprachigen Medien bringt keine Berichte darüber zutage. Die einzigen größeren englischsprachigen Zeitungen, die über die Nachricht berichteten, sind gemäß The Cradle The Guardian und The Independent. Das Portal erläutert:
«Beide scheinen jedoch zu versuchen, die Enthüllungen mit Schlagzeilen herunterzuspielen, die besagen, dass die israelische Armee ‹möglicherweise das Leben von Zivilisten riskiert hat›, indem sie sich auf ihr ‹umstrittenes› Verfahren berief, das als Hannibal-Richtlinie bekannt ist.»
Im Gegensatz dazu würden die meisten dieser Medien im Gefolge des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober wiederholt Fehlinformationen verbreiten, darunter diskreditierte Behauptungen, Hamas-Kämpfer würden israelische Frauen «vergewaltigen» oder es gäbe «enthauptete Babys». Mondoweiss-Kolumnist James North schrieb Anfang dieser Woche.
«Die umfassende Haaretz-Recherche hätte laut The Cradle eine Reaktion der in Israel stationierten US-Reporter hervorrufen müssen. US-Journalisten hätten seit dem 7. Oktober ihre eigenen Quellen kultivieren und bereit sein müssen, zumindest mit dem Haaretz-Artikel gleichzuziehen. Stattdessen war die einzige Reaktion bisher eine von Piers Morgan veranstaltete Podiumsdiskussion und ein Mehdi Hasan/Bassem Youssef-Podcast.»
Die Berichterstattung über die jüngste Bestätigung der israelischen Tötungen am 7. Oktober wurde hauptsächlich von alternativen Medien übernommen, darunter Middle East Monitor, People’s Dispatch, Middle East Eye und Truthout.
Seit Ende Oktober hat The Cradle auch regelmäßig über neue Beweise informiert, die zeigen, dass eine unbekannte Zahl der israelischen Todesopfer vom 7. Oktober auf das Konto der eigenen Armee geht (wir berichteten hier, hier und hier).
Neben dem Schweigen über die großen Enthüllungen bezüglich des 7. Oktober zeigen jüngste Studien laut The Cradle, dass westliche Medien das Leben der Palästinenser regelmäßig abwerten. Gemäß einer Studie über die Berichterstattung der großen US-Zeitungen über den Krieg im Gazastreifen werden die Palästinenser bei jedem zweiten palästinensischen Todesopfer nur einmal erwähnt. Bei jedem israelischen Todesfall werden Israelis dagegen achtmal erwähnt. Das sind 16-mal mehr pro Todesfall als bei Palästinensern.
Darüber hinaus werden gefühlsbetonte Begriffe für die Tötung von Zivilisten wie «Gemetzel», «Massaker» und «entsetzlich» ausschließlich für Israelis verwendet. Insbesondere wurde der Begriff «Gemetzel» von den großen westlichen Medien verwendet, um die Tötung von Israelis gegenüber Palästinensern in einem Verhältnis von 60:1 zu beschreiben, und «Massaker» wurde verwendet, um die Tötung von Israelis gegenüber Palästinensern im Verhältnis 125:2 zu beschreiben.
Eine Ende letzten Jahres durchgeführte Analyse der BBC-Berichterstattung ergab eine ähnliche Diskrepanz. Dabei wurde festgestellt, dass humanisierende Begriffe wie «Mutter» oder «Ehemann» viel seltener zur Beschreibung von Palästinensern verwendet wurden. Im Gegensatz dazu wurden gefühlsbetonte Worte wie «Massaker» oder «Abschlachten» fast ausschließlich auf die israelischen Opfer der Hamas angewandt.
Als deutliches Beispiel für die Entmenschlichung erwähnt The Cradle den Beitrag «Understanding the Middle East Through the Animal Kingdom» (Den Nahen Osten durch das Tierreich verstehen) des Kolumnisten der New York Times, Thomas Friedman. Darin vergleicht Friedman die Länder Westasiens mit verschiedenen Insekten und die USA mit einem «Löwen». Friedman meinte abschließend:
«Manchmal schaue ich CNN, wenn ich über den Nahen Osten nachdenke. Ein anderes Mal bevorzuge ich Animal Planet.»