Man weiss nicht, ob man weinen oder lachen soll. Solch verwirrende Gefühle lösen immer noch regelmässig Aussagen zur «Pandemie» in den Mainstream-Medien aus. Dabei sollte man meinen, dass nach vier Jahren auch dort und in der Politik gewisse Erkenntnisprozesse stattgefunden haben sollten. Der Gesundheit zuliebe lacht man aber am besten darüber. Realsatire ist es allemal.
Ein Beispiel dafür sind die Äusserungen der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates Alena Buyx. Im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung lässt sie uns wissen, dass auch vier Jahre nach dem ersten «Covid-Fall» in Deutschland die Zeit von «verschwörungsideologischen Erzählungen» nicht vorbei sei:
«Das setzt sich fort und ist mit dem Ende der Pandemie nicht erledigt. Mit der Coronakrise ging es los; jetzt sind es der Ukraine-Krieg bis hin zu Energie- und Klimakrise und den anderen Krisen, etwa die hohe Inflation, die wir derzeit noch so haben.»
Buyx zufolge ist während der «Pandemie» deutlich geworden, «dass es so etwas wie Wissenschaftsskepsis gebe und dass das Vertrauen in Regierungsinstitutionen und staatliche Stellen stark abgenommen habe». Trotz Spaltungsphänomenen sei aber «der viel besprochene gesellschaftliche Zusammenhalt» nicht weg. «Verschwörungsunternehmer und Demokratieskeptiker» hätten die Krise zwar gezielt für sich zu nutzen versucht, «aber die Antidemokraten sind trotzdem nur eine Minderheit geblieben», so Buyx. Auf die Frage, ob die «Krise» endgültig vorbei sei, erklärte sie:
«Die Leute, für die das empfohlen ist, sollten sich mal wieder impfen lassen. Ein harmloser Schnupfen ist es ja nicht für die, die anfällig sind. Die Impfung hat uns, mit Verlaub, allen den Hintern gerettet. Das ist eine grosse Menschheitsleistung, dass das gelungen ist.»
Auch die Redakteurin des schweizerischen Konsumenten- und Beratungsmagazins Beobachter, Sarah Serafini, spart nicht mit verstörenden Äusserungen. Zunächst einmal muss die Journalistin aber gelobt werden, denn sie führte ein Gespräch mit einem massnahmenkritischen Bekannten, von dem sie sich während der «Pandemie» distanziert hatte. Solche Brücken zu bauen ist wichtig. Und sie gibt sich offensichtlich Mühe, die andere Seite zu verstehen. Zu schätzen ist auch ihre Offenheit. Serafini erinnert sich an den Beginn der Spaltung mit «Daniel», der eigentlich anders heisst:
«Daniel schickte mir Videos von Ärzten, die von einer Hysterie sprachen. Ich reagierte gereizt. Er kritisierte den medialen Diskurs, ich seine Naivität. (...) Mir ging der Laden runter, ich dachte: ‹Oh nein, Daniel ist jetzt einer von denen›.»
Der Auslöser für seine Zweifel seien diverse Horrorszenarien gewesen, die «gepredigt» wurden, aber «nie eingetroffen sind», sagt Daniel. Das habe ihn «stutzig» gemacht. Da sei auch «so ein Gefühl» gewesen, dass keine «ernst zu nehmende Gefahr» besteht. Somit habe er «nie Angst vor Covid» gehabt. Der deutsche Arzt Sucharit Bhakdi habe schon sehr früh gesagt, «dass vor allem alte Leute und Menschen mit Vorerkrankungen gefährdet seien». Bhakdi habe auch die Bilder aus Bergamo relativiert, die vielen Menschen «grosse Angst eingejagt» hätten. Nun wisse man, «dass in Bergamo sehr viel falsch gelaufen ist». Daraufhin Serafini:
«Das stimmt tatsächlich. Untersuchungen gehen davon aus, dass tausende Tote hätten verhindert werden können. Dem damaligen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte soll jetzt sogar der Prozess gemacht werden. Trotzdem: Dein Guru Bhakdi hat viel Quatsch erzählt. Viele seiner Thesen entpuppten sich als Falschaussagen. Ausserdem ist er als Mikrobiologe ja kein Virenexperte. Er hat sich damals in eine Debatte eingemischt, die nicht auf seinem Fachgebiet stattfand, und fungierte als Scharfmacher.»
Nun ist es aber so, dass die Virologie ein Spezialgebiet der Mikrobiologie ist. Sollte sich vielleicht stattdessen ein Klempner mit Viren befassen? Bhakdi sei nicht sein Guru, entgegnet Daniel jedenfalls und nimmt den Arzt teilweise in Schutz: «Nicht alles, was er erzählt hat, ist Quatsch.» Im Nachhinein sei schon klar, «dass er sich bei vielem geirrt hat». Allerdings findet es Daniel krass, «wie schnell jemandem ein Etikett angehängt wird». Bhakdi gelte als Verschwörungstheoretiker und auch er selbst sei «in irgendwelche Schubladen gesteckt» worden. Ihm habe Angst gemacht, «dass eine vorherrschende Meinung jede andere verdrängt».
Daniel geht dann auf seine Verachtung gegenüber Persönlichkeiten ein, die er vor der «Corona-Zeit» schätzte, wie die Komiker Viktor Giacobbo und Mike Müller oder den SRF-Moderator Sandro Brotz. Auch von der linken Partei SP, der er früher nahestand, sei er aufgrund ihrer unkritischen Haltung gegenüber den Massnamen enttäuscht gewesen. Daniel weiter:
«Es war so psycho, das kannst du dir nicht vorstellen. Ich hörte eine AfD-Rede im Fernsehen und fand die gut. Mir sprachen Leute aus dem Herzen, die politisch ganz woanders stehen.»
Serafini, die anscheinend noch in der Links-Rechts-Dichotomie festsitzt, fragt ihn daraufhin:
«Und das hat dich nicht an deinen Überzeugungen zweifeln lassen?»
«Doch», entgegnet Daniel, gleichzeitig habe es ihm aber auch gezeigt, «dass die Welt nicht so schwarz-weiss ist, wie ich gedacht hatte». Er erläutert:
«Viele leben in einer Blase und hinterfragen ihr Weltbild nicht. Mit der Pandemie ist etwas bei mir passiert, das diese Blase zum Platzen gebracht hat.»
Als Daniel von Serafini wissen will, ob bei ihr während der «Pandemie» Freundschaften zerbrochen seien, antwortet die Journalistin:
«Zum Glück nicht. Es gab Leute in meinem erweiterten Umfeld, die mich genervt haben. Weisst du noch, wer Claude ist? Er war einer unserer Lehrer, hat Medienvielfalt unterrichtet. Ein guter Typ, ich hab ihn gemocht. Aber während der Pandemie hat er auf Facebook nur noch Quatsch gepostet. Selbst gezeichnete Statistiken, Artikel von dubiosen Internetseiten, die Corona-Todeszahlen mit den Hungertoten verglichen, und so weiter.
Zuerst habe ich manchmal noch mit ihm in der Kommentarspalte diskutiert. Irgendwann hat er mich nur noch genervt. Da habe ich ihn blockiert. Weil ich nicht nachvollziehen konnte, wie jemand, der uns damals im Umgang mit Medien ausgebildet hatte, plötzlich so unhinterfragt irgendwelches Zeug aus dem Internet weiterverbreitet. Er fachsimpelte auf den sozialen Medien, als sei er selbst Virologe. Gerade Leute wie er hätten es doch besser wissen müssen. Das hat mich so wütend gemacht.»
Es überrascht nicht, das gerade ein Lehrer, der Medienvielfalt unterrichtet, einen kritischen Blick hatte. Serafini ist offensichtlich nicht bewusst, dass sie selbst diejenige ist, die passiv und «unhinterfragt irgendwelches Zeug» von offizieller Seite aufgesaugt hat. Das führte dazu, dass sie «oft hässig» war:
«Zum Beispiel, wenn die Leute im ÖV ihre Maske nicht richtig anhatten. Natürlich hätte ich sie nie in der Öffentlichkeit zurechtgewiesen oder beschimpft. Aber innerlich kochte ich. Die Welt bestand für mich nur noch aus Vernünftigen und Covidioten. Im Nachhinein staune ich über mich selbst, über mein Denken damals. Und bin überrascht über meine ständige Wut. Gleichzeitig verstehe ich mich auch.»
Es ist ein Glück, dass Serafini in öffentlichen Vekehrsmitteln anscheinend nie jemadem begegnet ist, der gar keine Maske trug.
Als Daniel anmerkt, dass er nicht mehr wusste, wem er vertrauen konnte, offenbart Serafini ihre erschreckende Unkenntnis über den wissenschaftlichen Prozess, denn sie schlägt vor:
«Dem wissenschaftlichen Konsens? Es ist ja sowieso unmöglich, etwas mit Gewissheit zu wissen. Du kannst nur an etwas glauben. Ich kann dir nicht beweisen, dass die Corona-Impfung wirkt. Aber es gibt einen wissenschaftlichen Konsens darüber, dass die Impfung vor einem schweren Krankheitsverlauf schützt. Und daran glaube ich.»
Hier ist zuerst festzustellen, dass es nie einen «wissenschaftlichen Konsens» gab. Abgesehen davon funktioniert die Wissenschaft nicht «demokratisch», also nach Mehrheiten: Es ist völlig irrelevant, wieviele Forscher eine These unterstützen, wichtig ist alleine, ob diese verifiziert oder falsifiziert werden kann. Und der Glaube hat in der Wissenschaft sowieso nichts zu suchen.
Eine Analyse der Moderna-Impfstudie hätte beispielsweise gezeigt, dass für jeden verhinderten «Covid»-Todesfall fünf Menschen gestorben sind (wir berichteten). Und dass Länder mit einer hohen Impfquote seit Beginn der Impfkampagne gegen «Covid» eine massive Übersterblichkeit verzeichnen, ist Serafini vermutlich entgangen (z.B. hier, hier, hier, hier, hier, hier, und hier).
Ausserdem sollte bei einem erwiesenermassen kriminellen Unternehmen wie Pfizer, das schon über 10 Milliarden Dollar Bussen für verschiedene Vergehen bezahlt hat, Skepsis und äusserste Vorsicht Pflicht sein. Auch hier ist Glaube fehl am Platz. Daniel meint dazu unter anderem:
«Seit Covid ist mir klar, dass sich Fachleute massiv irren können.»
Der Massnahmenkritiker beschwert sich dann über das Covid-Zertifikat. Damit sei bei ihm «eine Grenze überschritten» worden. Und damit habe auch die Spaltung in der Gesellschaft begonnen. Er erinnert sich:
«Ich fühlte mich extrem diskriminiert. Das krasseste Erlebnis war, als ich in die Pestalozzi-Bibliothek wollte, um ein Buch auszuleihen. Dort wurde mir aber der Zutritt verweigert wegen 3G. Mir wurde also der Zugang zur Bildung verwehrt. Ich wollte nicht in ein Kino oder in einen Club. Ich wollte in eine Bibliothek. Das fand ich heftig.»
Die Beobachter-Redakteurin erwidert:
«Im Nachhinein frage ich mich auch, ob die ganze Zertifizierung wirklich nötig war und wie viel das gebracht hat. Aber mit deiner sogenannten Diskriminierungserfahrung hab ich ehrlich gesagt Mühe. Es gibt ganz viele Menschen, die diskriminiert werden wegen ihrer Herkunft, ihres sozialen Status, ihres Geschlechts und so weiter. Wegen etwas also, das sie nicht einfach so ändern können. Du hingegen hättest dich jederzeit impfen oder testen lassen können. Sogar gratis.»
Ich frage mich, in welcher Bibliothek in der Gegenwart jemandem aufgrund seiner Herkunft, seines sozialen Status oder seines Geschlechts der Zutritt verweigert wird. Und «Quatsch» ist natürlich vor allem, dass die «Impfungen» und die Tests gratis waren, denn sie wurden durch Steuern oder Krankenkassenprämien bezahlt. Ungefragt.
Daniel meint am Schluss des Gesprächs:
«Mein Vertrauen in die Institutionen, den Staat, die Politik und die Medien hat Schaden genommen. Ich weiss heute, Medien geben nicht nur die Wahrheit wieder, sie vermitteln auch eine Meinung. Das habe ich früher nicht so stark wahrgenommen.»
Serafini findet Daniels Äusserungen wichtig. Dieses Gespräch habe ihr geholfen, «einen Schritt in diese Richtung zu machen»:
«Ich denke jetzt nicht anders über die Pandemie, aber einige Vorbehalte, die ich dir gegenüber hatte, haben sich gelöst. Es geht ja darum, dass wir eine gewisse Empathie für die Ansichten des anderen entwickeln können, ohne uns dabei selbst zu verleugnen. Und dass wir uns mit Respekt begegnen.»
Richtig. Doch ein wenig mehr Einsicht und eine kritischere Haltung gegenüber offiziellen Verlautbarungen würde der Journalistin gut anstehen, zumal sie für ein Konsumenten- und Beratungsmagazin tätig ist. Ein weiterer «Schritt in diese Richtung» wäre zu begrüssen. Schliesslich schreibt Serafini über sich, sie wolle «den Ungehörten eine Stimme geben und Ungesagtes aufschreiben»:
«Mein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit treibt mich an, in Geschichten einzutauchen, Problemen auf den Grund zu gehen, nicht locker zu lassen, bis die letzten und schmerzhaftesten Fragen geklärt sind.»
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare