Aber wir stellen uns eben die Zukunft wie einen
in einen leeren Raum projizierten Reflex der Gegenwart vor,
während sie oft das bereits ganz nahe Ergebnis von Ursachen ist,
die uns zum größten Teil entgehen.
Marcel Proust
Liebe Leserinnen und Leser
Wir leben im Zeitalter der Reflexe, nicht der Reflexion. Zugegeben, das ist vielleicht ein wenig zugespitzt formuliert. Die These lässt sich aber wissenschaftshistorisch und empirisch untermauern. Vor über hundert Jahren nämlich entstand der sogenannte Behaviorismus, der heute zugleich als wissenschaftlich widerlegt betrachtet werden muss und dennoch nach wie vor höchst erfolgreich ist.
Wie ist dieses Paradox möglich? Eine Frage, die ich mir bereits vor einigen Jahren gestellt habe, da ich darauf im Rahmen meiner Dissertation im Fach Philosophie gestoßen bin. Nun hat der Psychologe Klaus-Jürgen Bruder, dessen Beiträge zu einer kritischen Psychologie ich bereits damals mit großem Interesse zur Kenntnis genommen habe, ein Buch veröffentlicht, das dieser Frage noch einmal größere Brisanz verleiht. Und es wagt auch den Versuch einer Erklärung, insbesondere im Kontext einer Analyse der Corona-Zeit. Er schreibt dort:
Die behavioristischen Experimente treffen nur insoweit und solange zu als sie mit Settings arbeiten, die das Bewusstsein als Fehlerquelle auszuschalten trachten. Genau darin liegt aber auch die Grenze der Verhaltenssteuerung als Regierungstechnik wie des Behaviorismus: das Bewusstsein der Bevölkerung, der Unterdrückten zumal, lässt sich nicht ohne deren Mitwirkung ausschalten. Die Bevölkerung muss die Imperative der Herrschaft als eigene übernehmen.
Der Behaviorismus ist nichts anderes als eine Psychotechnik zur Verhaltenssteuerung, die sich als vermeintlich empirische Wissenschaft tarnt. Dabei bringen die Experimente zur Verhaltensmessung das erwünschte Verhalten selbst erst hervor. Und das ist eben nur möglich durch die Ausschaltung des Bewusstseins.
Hier liegt nun genau das Paradox, denn: Diese Ausschaltung muss gewissermaßen «freiwillig» erfolgen. Das Ziel der Verhaltenssteuerung ist zugleich dessen Voraussetzung! Anders ausgedrückt: Verhaltenssteuerung ist nur möglich, wenn sich jemand steuern lässt, zum Beispiel, indem er die ihm vorgesetzten Geschichten einfach glaubt, also für wahr hält.
Dass Menschen zwischen Reiz und Reaktion das Bewusstsein wieder einschalten, darin liegt die große Gefahr für diejenigen, die den Behaviorismus als Machttechnik nutzen. Langfristig ist diese Reaktivierung des Bewusstseins jedoch nicht zu verhindern. Wir setzen jedenfalls weiterhin auf Reflexion statt Reflexe und freuen uns, wenn Sie uns dabei begleiten und unterstützen.
Herzliche Grüße
Susanne Schmieden
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