«Journalismus ist die Kunst, komplexe Dinge einfach und verständlich
zu erklären, ohne dabei die Tiefe und Wahrheit zu verlieren. »
Walter Lippmann

Liebe Leserinnen, lieber Leser

Letzte Woche saß ich zusammen mit meiner Ehefrau bei einem späten Frühstück auf unserer Terrasse in unserem Sommerhaus in Griechenland. Wir aßen frische Wassermelonen, Melonen und Gurken – alles aus dem Garten.

Meine Frau schaltete das Radio ein, den griechischen Sender ERT3. Das ist der staatliche Sender mit den Kulturprogrammen. Ich höre ihn seit mehr als dreißig Jahren ab und zu, wenn ich in Hellas bin. Es handelte sich um eine Sendung zum Thema Sommerwinde. Die Redaktorin gab jeweils eine Einführung, bettete das kommende Musikstück in den Zusammenhang ein und spielte es dann ab.

Es kamen zum Beispiel Stücke des Barockkomponisten Jean-Philippe Rameau, von Jan Dismas Zelenka, das Stück «Im Sommerwind» des damals 19-jährigen Anton Webern oder Ähnliches von Jean Sibelius oder Edward Elgar. Wir hörten gebannt zu, aßen unsere Früchte und lauschten gleichzeitig den Meltemia-Winden, die unser Haus von der Ägäis aus erreichen.

Ich war schlicht hingerissen von dieser Sendung. Sie lehrt uns, dass es im Grunde wenig braucht, um eine gute Sendung zu produzieren oder einen guten Artikel zu schreiben. Es braucht vor allem gute Journalistinnen und Journalisten, die Zeit und Herzblut investieren. Die Frau, die die Sendung über Sommerwinde gestaltete, wusste, wo sie entsprechende Musikstücke suchen musste. Und sie wusste, wie sie diese attraktiv präsentieren kann.

Daher ist es sehr gewagt, zu befürchten, dass staatliche Sender automatisch schlechter werden, wenn man ihnen den Geldhahn zudreht. Wir werden in der Schweiz im nächsten Jahr über die Halbierungsinitiative abstimmen – wir haben hier darüber berichtet. Die Initiative verlangt, dass der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG die Zwangsgebühren auf die Hälfte zusammengestrichen werden.

Da sich die SRG in den letzten Jahren strategisch verrannt hat – Stichwort: woke Themen, Einheitsberichterstattung beim Ukraine-Krieg und «Omertà» bei den Problemen, die die Corona-Maßnahmen verursachten – befürworte ich die Initiative.

Wie könnte dann eine Strategie aussehen, damit die SRG trotzdem glänzt? Immerhin fällt auf, dass die welschen und vor allem die Tessiner Programme mit einem Bruchteil des Geldes der Deutschschweizer Sender auskommen und qualitativ mindestens nicht viel schlechter sind.

Meine Idee: Konzentration auf die Kernkompetenz einer staatlichen Radio- und Fernsehgesellschaft, auf das, was die Privaten nicht machen. Keine Blödelshows mehr, Nachrichten in altbewährtem, neutralem Stil, Kommentierung aus verschiedenen Blickwinkeln, Kultursendungen, die sich nicht auf Wokeness und Blasenbildung beschränken, und gepflegte Unterhaltung. Gebildete, nicht eingebildete Journalistinnen und Journalisten.

Ich weiß, dass das bei einem Vollservice-Radio- und Fernsehsender oder auch einer Vollservice-Medienplattform nicht einfach ist, umzusetzen. Aber man könnte doch versuchen, wieder an den wichtigsten Orten eigene Korrespondenten zu beschäftigen, aber dafür nicht dauernd Ressourcen für neue Formate und exotische Themen verschwenden. Würde die SRG auf eine solche Strategie einschwenken, dann könnten das private Plattformen vielleicht auch tun – träumen darf man ja.

Bei Transition News können wir es uns nicht leisten, Korrespondenten in die weite Welt zu schicken. Wir versuchen aber, genau hinzuschauen, in die Details zu gehen und Quellen zu überprüfen.

Ein Thema, das ich in letzter Zeit verstärkt beackert habe, ist die Schweizer Europapolitik. Auf der einen Seite des politischen Spektrums hört man vor allem negative Schlagworte, auf der anderen fast kritiklose Zustimmung. Hier habe ich zum Beispiel in diesem Zusammenhang das wichtige, aber wenig bekannte Staatsvertragsreferendum beschrieben. Und in meinem letzten Newsletter habe ich den bilateralen Weg der Schweiz in der Europapolitik mit dem Brexit verglichen (Links auf weitere Artikel zu diesem wichtigen Thema im Beitrag).

Bleiben Sie uns, geneigte Leserin, geneigter Leser, gewogen.

Daniel Funk

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