Der US-Investmentbanker Jeffrey Epstein besaß zwei Privatinseln auf den US-amerikanischen Virgin Islands und wurde 2019 angeklagt, einen Ring zur sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen unterhalten zu haben. Am 10. August 2019 wurde Epstein in seiner Zelle nicht ansprechbar aufgefunden; im Krankenhaus wurde wenig später sein Tod festgestellt.
Sein Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen, nicht zuletzt auch deshalb, weil zahlreiche weltbekannte Namen mit ihm in Verbindung gebracht worden sind. So hieß es im Herbst 2023, J.P. Morgan, die größte Bank der USA, sei «eine Full-Service-Bank für den Sexhandel von Jeffrey Epstein» gewesen (TN berichtete).
Auch hatte Epstein beste Kontakte in die High Society. Ende 2023 wurde berichtet, Anfang 2024 würden Namen von 177 der mit Epstein eng verbundenen Personen bekannt gemacht (siehe TN-Bericht hier). Im Februar dieses Jahres konnte man in der New York Post lesen, die Kontaktliste von Jeffrey Epstein enthalte Namen wie Alec Baldwin, Michael Jackson, Mick Jagger, Prinz Andrew, die Mutter von RFK Jr. und der verstorbene ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger.
Dies sorgte dann für entsprechende Spekulationen darüber, ob diese Prominenten auch in kriminelle Handlungen verwickelt waren und etwa Minderjährige von Epstein für Sexhandlungen gekauft haben. Dazu hat nun das Nachrichtenportal Axios berichtet, es sei keine «belastende Kundenliste» Epsteins gefunden worden:
«Das Justizministerium von Präsident Trump und das FBI sind zu dem Schluss gekommen, dass sie keine Beweise dafür haben, dass der verurteilte Sexualstraftäter und in Ungnade gefallene Finanzier Jeffrey Epstein einflussreiche Persönlichkeiten erpresst und eine ‹Kundenliste› geführt hat.»
Selbst ein sonst sehr mainstreamkritisches Medium wie ZeroHedge scheint angetan von dieser Schlussfolgerung, schreibt es doch:
«Wenn ein Fall endgültig für abgeschlossen erklärt wird, ist die Versuchung groß, anzunehmen, dass noch immer etwas Großes verborgen sein muss. Doch was, wenn die einfachste Erklärung tatsächlich die richtige ist?»
Andere bleiben kritisch und sprechen gar von einer Art U-Turn. Elon Musk etwa veröffentlichte auf seiner Plattform X einen Post, auf dem ein sich schminkender Clown plus Zitate von Justizministerin Pamela Bondi zu sehen sind (siehe unten). Hintergrund: Bondi behauptet jetzt, die Epstein-Kundenliste existiere nicht. Doch Anfang des Jahres hatte Bondi in einem Interview mit Fox News konstatiert, diese Kundenliste «liegt gerade auf meinem Schreibtisch zur Prüfung».
Quelle: X-Account von Elon Musk
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, wiegelte in diesem Zusammenhang ab und erklärte, Bondi habe sich mit ihrer Aussage auf die gesamten Akten zum Fall Epstein bezogen.
Einige «Make-America-Great-Again»-Anhänger, die auf eine Klientenliste gehofft hatten, wie die prominente MAGA-Influencerin Laura Loomer, greifen Bondi nun gezielt an und schlagen ihre Entlassung vor, wie etwa The New Republic berichtet. «Die extreme Rechte ist stinksauer auf Donald Trump, nachdem dieser eine populäre Verschwörungstheorie zu Epsteins Tod zurückgewiesen hat», so das Medium.
Einige nehmen Bondi ihre Erklärung einfach nicht ab und tragen den Verdacht vor, es spiele womöglich eine Rolle, dass Trump tatsächlich selbst, wie Musk vergangenen Monat behauptet hatte, in den Epstein-Akten stehe. @BrooklyDad_Defiant! etwa schrieb auf X:
Eric Swalwell, der seit 2013 den Bundesstaat Kalifornien als Demokrat im US-Repräsentantenhaus vertritt, blies ins gleiche Horn und trug in diesem Zusammenhang auf X vor:
«Niemand auf der Erde ist prozessfreudiger als Donald Trump. Wenn Trump NICHT in den Akten steht, hätte er @elonmusk bereits verklagt, weil dieser behauptet hatte, er sei in den Akten. Das Ausbleiben rechtlicher Schritte Trumps spricht BÄNDE.»
FBI fegt auch These vom Epstein-Selbstmord vom Tisch
Derweil hat die Trump-Regierung jetzt auch die These vom Tisch gefegt, Epstein könnte sich in seiner Gefängniszelle selbst umgebracht haben. So «veröffentlichte die Regierung ein Video – sowohl in der Rohfassung als auch in der ‹erweiterten› Version –, das ihrer Meinung nach zeigt, dass niemand den Bereich des Gefängnisses in Manhattan betreten hat, in dem Epstein in der Nacht, in der er 2019 starb, festgehalten wurde, wie etwa die Welt schreibt. Das Video stütze den Befund des Gerichtsmediziners, dass Epstein durch Selbstmord starb. Die Welt weiter:
«Warum das wichtig ist: Die Ergebnisse sind das erste Mal, dass Trumps Regierung offiziell Verschwörungstheorien über Epsteins Aktivitäten und seinen Tod widerspricht – Theorien, die von den beiden höchsten FBI-Beamten vertreten wurden, bevor Trump sie in die Behörde berief.»
Doch es bleiben nachvollziehbare Zweifel. Auch ZeroHedge wird hier wieder skeptisch und fragt:
«Warum sollte Epstein Selbstmord begehen? Warum hat er nicht abgewartet [bis geklärt ist], ob er im Prozess für nicht schuldig befunden wird, oder nicht seinen Einfluss geltend gemacht, um eine Begnadigung oder Strafmilderung zu erreichen?»
Und damit nicht genug. So wurde jetzt ein 11-stündiges Video veröffentlicht, auf dem der Flur vor der Zelle zu sehen ist, in der Epstein 2019 starb. Mit diesem soll die These gestützt werden, dass niemand in der fraglichen Zeit Epsteins Zelle betreten oder verlassen hat und somit eine Ermordung Epsteins unmöglich ist. Doch es fehlt offenkundig eine ganze Minute in dem veröffentlichten Footage. Zu erkennen ist dies am Zeitstempel auf dem Video, der beim Zeitcode 9. August 2019 um 11:58:58 PM direkt zum 10. August um 12:00:00 AM springt (zum Anschauen des Videos bitte auf das Bild klicken):
Quelle: X-Account von @coffeezilla
Diese einminütige Lücke löst unweigerlich Spekulationen und Misstrauen aus, da sie genau in den Zeitraum fällt, in dem Epstein laut offizieller Darstellung gestorben sein soll.
Kommentare