Wer weiß, vielleicht ist es das,
was das 21. Jahrhundert für uns auf Lager hat:
Die Demontage des Großen.
Großer Bomben, großer Staudämme, großer Ideologien, großer Widersprüche, großer Länder, großer Kriege, großer Helden, großer Fehler.
Vielleicht wird es das Jahrhundert der kleinen Dinge sein.
Vielleicht macht sich gerade jetzt droben im Himmel
der kleine Gott für uns bereit.
Arundhati Roy

Liebe Freundinnen und Freunde

Alle Lebewesen hören irgendwann auf zu wachsen. Die Gier nach Macht, Reichtum und Größe hat aber offenbar keine Grenze. Ein Diktator will seine Macht vergrößern, ein Weltkonzern will noch mehr Marktanteile, viele Theorien und Ideologien wollen sich auf der ganzen Welt verbreiten.

Was haben Kapitalismus, Kommunismus und Katholizismus gemeinsam? Oder Caesar, der Papst, Stalin, Hitler, Bush, Putin, Jinping? Die schiere Macht und Größe. Es waren und sind weltumspannende Bewegungen und sehr mächtige (Staats)führer.

In ihre Fußstapfen treten heute WHO, Globalisierung, Klimabewegung, Google, Apple, Microsoft, Amazon, Blackrock, Vanguard, State Street & Co. Diese Größe und Macht allein birgt große Gefahren. Anfang des Jahres etwa warnte Bernie Sanders, die «Oligarchie» von BlackRock, Vanguard und State Street bedrohe die Demokratie.

Und Chris Hedges, US-Journalist und Träger des Pulitzer-Preises, vertrat in einem kürzlich auf Transition News veröffentlichten Interview: «Es bleibt nur noch die Fiktion der Demokratie – Konzerne und die Milliardärsklasse haben gewonnen.» Das klingt besorgniserregend.

Mut macht andererseits, dass es immer mehr dezentrale Initiativen und lokale Gruppen gibt, die sich vernetzen. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit ihren Gefühlen, ihrem Körper, Ernährung, Lebensweise und Spiritualität. Tanz, Gesang, Massage, Meditation und Yoga sind in.

Nach meiner Erfahrung sind dies überwiegend Menschen, die sich nicht entscheiden wollen zwischen NATO und BRICS, Trump und Harris, Scholz und Merz oder Waffen für Selenskyj und Waffen für Netanjahu. Sie wenden sich von jeglichen globalen «Lösungen», Zentralismus und Machtkonzentration ab. Sie verehren auch keine millionenschweren Stars. Sie sitzen nicht am Rand und schauen zu, sondern sie machen mit.

Auf viele dieser positiven Initiativen und Ideen haben wir schon hingewiesen – meist in unserer Rubrik «Good News». Wer mal keine weiteren Schreckensnachrichten erträgt, kann hier gerne stöbern! Zwei aktuelle Artikel in dieser Rubrik: «Die leise Revolution» und ein Interview mit Thomas Beimel über digitale Selbstbestimmung. Wir sind dank unseres Kollegen Andreas Rottmann übrigens auch über das dezentrale, nicht zensierbare Protokoll «Nostr» erreichbar. Am morgigen Mittwoch wird es bei Transition News einen Artikel geben, der auf die Chancen von Nostr hinweist.

Oft gibt es erbitterte Auseinandersetzungen, ob nun Christentum oder Islam, Ost oder West, Rechts oder Links «besser» sind. Vielleicht sind das die falschen Fragen? Vielleicht ist ja gar nicht der Kapitalismus an sich schädlich, sondern nur der globale, rücksichtslose Raubtierkapitalismus? Vielleicht ist ja gar nicht der Kommunismus – und ihre Räte, die «Sowjets» – an sich schädlich, sondern nur der Kampf für seine weltweite Ausbreitung? Vielleicht lohnt es sich, sich gewisse Konzepte aus diesen Theorien genauer anzuschauen – anstatt sich die Köpfe einzuschlagen im Kampf gegeneinander?

Vielleicht ist auch der Kerngedanke aller Religionen gut, nur der Kampf für eine weltweite Verbreitung schlecht? Vielleicht spüren das viele Menschen und wenden sich deshalb von den Weltreligionen ab – und kleineren spirituellen Strömungen und offeneren Religionen zu?

Schon 1973 erschien der Bestseller «Small is beautiful». In der Beschreibung steht zu lesen: «In der Ökonomie führt Größe zu Machtkonzentration, verdrängt Vielfalt und ist häufig nicht nachhaltig.»

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin der Meinung, dass wir alle ein gutes Leben verdient haben. Das Ziel soll nicht sein, dass wir alle «kürzer treten», in Tiny Houses ziehen und unseren Wohlstand abgeben – während die Schlösser, Privatjets und Jachten der Multimilliardäre immer größer werden. Mahatma Gandhi: «Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier».

Herzlich

Ihr Lars Ebert

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Auf Yunite: Lars Ebert