Am 28. April legte ein massiver Stromausfall fast die gesamte iberische Halbinsel, Portugal und einige Gemeinden in Südfrankreich lahm. Nach dem Blackout gaben der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez und andere Verantwortliche vor, nach den Ursachen zu suchen. Doch statt Klarheit zu schaffen, wurde Chaos gesät, was die Frage aufwarf, ob etwas vertuscht werden sollte. Jedenfalls häuften sich die Ungereimtheiten (wir berichteten hier, hier, hier und hier).
Jetzt hat die britische Zeitung The Telegraph eine neue Theorie über den Blackout in den Ring geworfen. Wirtschaftsredakteur Ambrose Evans-Pritchard kam ebenfalls zu dem Schluss, dass «der Geruch einer Vertuschung über dem schlimmsten Stromausfall in einem Industrieland der Neuzeit hängt».
Das Vertrauen in die laufenden Ermittlungen sei jedenfalls auf einem Tiefpunkt angelangt, konstatiert der Journalist. Die sozialistische Regierung von Pedro Sánchez versuche, mit Erklärungen Zeit zu gewinnen, die entweder «keinen technischen Sinn ergeben oder ins Absurde kippen» würden. Auch Red Eléctrica, der Betreiber des Stromnetzes, mauere.
Dann lässt der Journalist seine Bombe hochgehen: Quellen in Brüssel hätten ihm versichert, dass die spanischen Behörden kurz vor dem Zusammenbruch des Systems ein Experiment durchgeführt hätten. Die Regierung habe herausfinden wollen, wie weit sie die Abhängigkeit von erneuerbaren Energien vorantreiben könne, denn Spanien plane bis 2027 den «kompletten und überstürzten Ausstieg» aus der Kernkraft.
«Die Regierung scheint das Tempo rücksichtslos forciert zu haben, bevor sie die notwendigen Investitionen in ein hochentwickeltes intelligentes Netz des 21. Jahrhunderts gemacht hat», betont Evans-Pritchard.
Man fühle sich an die Kernschmelze von Tschernobyl im Jahr 1986 erinnert, fährt er fort. Diese hätte als Test begonnen, um zu simulieren, was mit einem abkühlenden Reaktor bei einem Stromausfall passieren könnte. Die Betreiber hätten dabei Warnungen ignoriert, dass der Reaktor Nummer vier zu wenig Strom gehabt hätte. Dies habe einen kaskadenartigen Ausfall ausgelöst.
Sollte sich herausstellen, dass es sich beim spanischen Stromausfall um ein kontrolliertes Experiment gehandelt habe, das schief ging, und sollte diese Information der Öffentlichkeit fast vier Wochen lang vorenthalten worden sein, drohe der links-sozialistischen spanischen Regierungskoalition der Untergang, prophezeit Evans-Pritchard. Denn die Regierung habe «durch eine goldene Aktie de facto die Kontrolle über Red Eléctrica». Das sei ein Verstoß gegen die EU-Normen.
Auf die Tatsache, dass die spanische Regierung der größte Aktionär von Red Eléctrica ist – und Sánchez und die ihm gewogenen Leitmedien diesen Umstand verschweigen –, hatten wir bereits am 3. Mai hingewiesen. Auch darauf, dass die Präsidentin von Red Eléctrica, Beatrice Corredor, eine Parteifreundin des Präsidenten ist, über keinerlei Erfahrung in der Branche verfügt und jährlich fast 550.000 Euro verdient.
The Telegraph stellt in diesem Zusammenhang fest, Corredors Gehalt sei sechsmal höher als das des spanischen Premierministers. Zudem erwähnt Evans-Pritchard, dass der vorherige Chef von Red Eléctrica aus Protest gegen die politische Einmischung zurückgetreten sei. Er habe der Regierung vorgeworfen, ihre grüne Agenda mit «messianischem» Eifer voranzutreiben, ohne jedoch die dafür erforderlichen Begleitmaßnahmen zu ergreifen.
Der spanische Verband der Stromversorger (AELEC), zu denen Endesa, IBM, Iberdrola und Schneider Electric gehören würden, hätte nun die Geduld verloren, teilt der Journalist mit. In einer «ätzenden Stellungnahme» habe er diese Woche die gesamte Untersuchung mit «Travestie» verglichen.
Im Anschluss stellt Evans-Pritchard klar, dass er ein Verfechter des offiziellen Klima-Narrativs ist, mit dem auf Biegen und Brechen Net Zero erreicht werden soll. Der Journalist tut kund:
«Wie sich diese Geschichte entwickelt, hat Auswirkungen weit über Spanien hinaus. Stromausfälle erhöhen immer die ideologische Temperatur im Kulturkampf. Spaniens dystopischer ‹apagón› kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Ablehnung von allem, was grün ist, in den westlichen Demokratien ihren Höhepunkt erreicht. Die alte Energiewirtschaft und die globale Rechte haben diesen Vorfall gemeinsam genutzt, um erneuerbare Energien vor Gericht zu stellen und zu verurteilen, in der Hoffnung, einen Pfahl durch das Herz von Net Zero zu treiben.»
Aussagen darüber, dass erneuerbare Energiequellen die zuverlässige Grundversorgung durch fossile Brennstoffe oder andere stabile Quellen nicht ersetzen können, weist Evans-Pritchard zurück. Stattdessen befindet er, dass der Blackout «uns nichts dergleichen sage». Mehrere Länder hätten einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix, ohne dass es zu Stromausfällen komme. Dazu würde auch das Industrieland Deutschland gehören.
AELEC würde den Behörden zudem vorwerfen, die wahrscheinliche Kausalkette umzudrehen, so Evans-Pritchard. Es seien nicht die Generatoren gewesen, die keinen stabilen Strom in das Netz geliefert hätten. Stattdessen habe das Netz versagt, dadurch seien die Generatoren automatisch abgeschaltet worden. Und das habe nichts damit zu tun, ob es sich um Solar-, Wind-, Atom- oder Gasanlagen handele.
In diesem Rahmen zitiert der Journalist den Leiter des spanischen Photovoltaikverbandes, José Donoso. Dieser habe ihm gesagt: «Wir waren Opfer wie alle anderen auch. Sie haben uns einfach den Hahn abgedreht. Man hat uns immer noch nichts gesagt.»
Auch die Solarfirmen im südlichen Gürtel von Badajoz, Granada und Sevilla seien empört über die Schuldzuweisungen nach dem Stromausfall, die ihnen unterstellten, sie hätten zu viel oder zu wenig Strom geliefert. Die Geschichte ändere sich ständig, ohne dass sie jemals Beweise gesehen hätten. Die Solarparks hätten am Tag des Stromausfalls jedenfalls genau wie geplant Strom erzeugt.
Die Regierung versuche, von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken, lässt Evans-Pritchard wissen. Nach Angaben der Bank of America hätte Spanien in den letzten fünf Jahren für erneuerbare Energien viel weniger in das Stromnetz investiert als beispielsweise Deutschland und Großbritannien. «Spanien war einfach fahrlässig», wird Andries Wantenaar von Rethink Energy zitiert. Evans-Pritchard unterstützt diese Idee und fordert:
«(…) Es kommt darauf an, die breite öffentliche Zustimmung zur Dekarbonisierung aufrechtzuerhalten, und wenn wir bis Mitte der 2030 er Jahre nur 90 Prozent sauberen Strom erreichen, ist das immer noch ein Erfolg.»
Am Ende seines Artikels macht der Journalist dann eine kuriose Wendung. Nachdem er sich lang und breit über die ungerechte Behandlung der erneuerbaren Energien ausgelassen hat, schreibt er wie aus heiterem Himmel: «Im Falle Spaniens sollte Herr Sánchez vielleicht besser aufhören, einen Guerillakrieg gegen seine Atomindustrie zu führen. Laut Foro Nuclear haben die sieben spanischen Reaktoren ein Durchschnittsalter von 47 Jahren und könnten sicher auf 60 Jahre oder mehr verlängert werden.»
Solange wir nicht wüssten, warum die Spannung vor dem Stromausfall durcheinander geraten sei, könnten wir nicht wissen, was wirklich passiert ist, erklärt er und urteilt: «Herr Sánchez und seine Freunde scheinen entschlossen zu sein, uns daran zu hindern, es herauszufinden». Weiterhin fordert er: «Es ist die Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens, die in diesem Fiasko vor ein politisches Gericht gestellt werden sollte. Die grüne Energie ist das Kollateralopfer.»
Kommentar Transition News:
Dass Pedro Sánchez ein große Verantwortung für diesen Blackout trägt, ist nicht von der Hand zu weisen. Auffällig aber ist, dass Evans-Pritchard in seinem Artikel exakt die Entwicklung unterstützt, die sich die EU-Kommission und die internationalen Banken wünschen.
So hatte die spanische Zeitung El Mundo schon am 2. Mai darüber informiert, dass internationale Banken wie Goldman Sachs, Barclays und Kepler der spanischen Regierung nach dem Blackout «eine Energiewende mit kostspieligen Investitionen und Atomkraft» vorausgesagt haben (wir berichteten). Die Zeitung hatte in diesem Zusammenhang auf die Analyse «Why blackouts matter: a major shift in Spanish energy policy is on the horizon» der US-Bank Goldman Sachs hingewiesen. Darin heißt es:
«Wir glauben, dass die spanischen Politiker verbesserte Investitionen in die Stromnetze unterstützen, ihre Strategie zur Batteriespeicherung vorantreiben, die Entwicklung der Solarenergie vorübergehend verlangsamen und die Lebensdauer der Kernreaktoren verlängern müssen.»
Und die EU-Kommission hatte schon einen Tag nach dem Blackout propagiert, wir müssten «die richtigen Lehren» aus dieser Situation ziehen. Ein Sprecher hatte verkündet: «Eine stärker integrierte und vernetzte Union ist auch ein Element zur Stärkung unserer Sicherheit im Bereich der Stromversorgung.»
Kurz darauf hatte von der Leyens Kommission gefordert, dass sich die Europäische Union zu «stärkeren» Verbundnetzen und gemeinsamen Investitionen verpflichten und die Mitgliedsstaaten dafür 600 Milliarden Euro bereitstellen müssten (wir berichteten).
Das legte den Verdacht nahe, dass es von der Leyen & Co. letztendlich darum geht, die Souveränität der Nationalstaaten noch weiter auszuhöhlen – und die Energieversorgung unter ihre Kontrolle zu bringen. Denn nur so kann die privat-öffentliche Zusammenarbeit, die seit der sogenannten «Pandemie» von den Globalisten des Weltwirtschaftsforums und willfährigen Politikern vorangetrieben wird, auch weiterhin mit Steuergeldern gefüttert werden. In unseren Berichten über den spanischen Blackout, die am Anfang dieses Artikels verlinkt sind, haben wir aufgeschlüsselt, wie das funktioniert.
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