Jeder kann wütend werden, das ist einfach.
Aber wütend auf den Richtigen zu sein,
im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck
und auf die richtige Art, das ist schwer.
Aristoteles
Liebe Leserinnen und Leser
Am Sonntag endete die alljährliche Frankfurter Buchmesse. Obwohl ich diese Veranstaltung aus beruflichen Gründen immer zur Kenntnis genommen habe, war mir der Besuch auf der Messe seit jeher ein Graus. Zu groß, zu laut, zu voll, zu viel von allem. Und von Literatur, wie ich sie seit meiner Kindheit liebe und schätze, bekommt man allenfalls am Rande etwas mit. Die Aufmerksamkeit richtet sich vielmehr auf die Autorinnen und Autoren, die gerade angesagt sind, auf Propaganda (worüber mein Kollege Konstantin Demeter in seinem gestrigen Newsletter berichtete) und natürlich aufs Geschäft.
In diesem Jahr machte vor allem der Autor Clemens Meyer von sich reden: «Ihr verdammten Wichser», schimpfte er öffentlich. Weil er den Buchpreis nicht erhalten hat. Er hatte das Preisgeld offenbar «einkalkuliert», um seine Schulden zu bezahlen. In einem Interview mit dem Spiegel erklärte er dann noch:
«Ich habe gerufen, es sei eine Schande für die Literatur, dass mein Buch den Preis nicht bekommen hat. Und dass es eine Scheiße ist, eine Unverschämtheit.»
Vielleicht bin ich einfach altmodisch, aber von einem etablierten Schriftsteller erwarte ich eine, sagen wir: besonnenere, taktvollere, subtilere Art der Reaktion auf eine berufliche und persönliche Enttäuschung. Jedoch: «Meyer selbst fand, er habe sich ganz gut im Griff gehabt: Er habe ja nur geschimpft und keine Flaschen geworfen.»
Ach so, ja dann. «Traurig und wütend» zu sein, weil das eigene Ego gekränkt ist, und das aller Welt mitzuteilen, scheint wohl mittlerweile zum Buchpreis-Theater insgesamt dazuzugehören, wie in einem NZZ-Kommentar nachzulesen ist. Im letzten Jahr gab es immerhin noch einen politischen «Skandal». Jetzt gibt es hingegen nur noch gekränkte Eitelkeit und peinliches Selbstmitleid.
Das mag zwar besser sein als die Kriegshetze, über die mein Kollege Tilo Gräser anlässlich der Leipziger Buchmesse im März berichtet hat. Aber es zeigt eben auch einen neuen Tiefpunkt im «Land der Dichter und Denker». Und es ist mehr als fraglich, ob ein solches Gebaren der Bildungsmisere Einhalt gebieten kann, über die wir auch schon mehrfach berichtet haben.
Dennoch: Lassen Sie sich nicht die Freude an der Literatur und an Büchern verderben. Die können nichts dafür, dass in ihrem Namen ein derartiges Kasperletheater aufgeführt wird. Hier ein paar Buchtipps: Der Kriminalroman «Im Schatten des Waldes» von Sonja Silberhorn verarbeitet die Corona-Politik. «Kunst und Kultur gegen den Strom» von Eugen Zentner ist eine aktuelle Bestandsaufnahme der alternativen Kulturszene. Und «Der lange Weg zum Krieg – Russland, die Ukraine und der Westen: Eskalation statt Entspannung» von Günter Verheugen und Petra Erler ergründet, wie der Titel sagt, die Vorgeschichte des Ukraine-Krieges.
Herzliche Grüße
Susanne Schmieden
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Es bereitet sich etwas vor: im Finanzsystem, in Israel und der Ukraine. Stand der Dinge am 26. September 2024
Inhalt:
- Situation auf den globalen Finanzmärkten 3:09
- Israel plant offenbar eine ethnische Säuberung des Südlibanon 14:47
- Vizekanzler Habecks letzte Tage 18:45
- Keine Entspannung in der Ukraine in Sicht 20:19
- Erfolg für die Landschaftsschützer: Windkraftpark im Berner Jura abgelehnt 22:11
- Urban agriculture Netzwerk in Basel: Über 100 Projekte machen mit 23:20
- Grenzen setzen oder überschreiten – das ist die Frage 41:19
Redaktion und Moderation Christoph Pfluger
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