Robert F. Kennedy Jr. wird als Leiter des US-Gesundheitswesens vereidigt (zum Anschauen des Videos bitte auf das Bild klicken); Quelle: Telegram-Kanal von RFK Jr.
Der öffentlich-mediale Widerstand gegen die Installierung von Robert F. Kennedy Jr. als Leiter des US-Gesundheitswesens – dem Department of Health and Human Services, kurz HHS – war geradezu gigantisch. Dass ihn zum Beispiel seine eigene Cousine, Caroline Kennedy, zuletzt unter Joe Biden als US-Botschafterin in Australien tätig, als «Raubtier» bezeichnete, machte medial die Runde – und sogar 77 Nobelpreisträger lehnten den 71-Jährigen öffentlichkeitswirksam ab (Transition News berichtete).
Ende Januar wagte sich dann der ehemalige Fox News-Moderator Bill O’Reilly mit der Prognose hervor, «Robert F. Kennedy Jr., Präsident Trumps umstrittener Kandidat für das Amt des Leiters des US-Gesundheitsministeriums, wird die Zustimmung des US-Senats nicht erhalten». Und sogar ein ansonsten den Republikanern sehr nahe stehendes Medium wie die New York Post stellte Kennedy Jr. in einem Großteil ihrer Beiträge als unseriös dar (siehe TN-Bericht «NY Post beklagt ‹machiavellistischen Deep State› – redet ihm aber bei RFK Jr. selbst nach dem Mund).
So brachte die Post am 14. November 2024 einen von der Redaktion verfassten Kommentar mit der Schlagzeile «RFK Jr. die Verantwortung für das Gesundheitswesen zu übertragen, bricht die erste Regel der Medizin». Und diese Regel laute: «Füge keinen Schaden zu.» Und weiter:
«Als wir uns im Mai 2023 mit RFK Jr. zusammensetzten (...) und als es um das Thema Gesundheit ging, waren seine Ansichten kopfzerbrechende Spaghetti aus etwas, das wir nur als verdrehte Verschwörungstheorien bezeichnen können, und das nicht nur in Bezug auf Impfstoffe (...) [Kennedy Jr.] ist in vielerlei Hinsicht verrückt.»
Das Magazin The Hill hingegen gehörte zu denjenigen, die trotz dieser Negativstimmung und schlechten Vorzeichen optimistisch waren – und es sollte Recht behalten.
Denn jetzt ist es allen Unkenrufen zum Trotz tatsächlich geschehen: Der als «Verschwörungstheoretiker», «AIDS-Leugner» und «Impfgegner» diffamierte 71-Jährige Neffe des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy ist am gestrigen Donnerstag vom US-Senat in das Amt gehoben worden, für das Donald Trump ihn auserkoren hatte. Die Senatoren stimmten mit 52 zu 48 Stimmen dafür, RFK Jr. an die Spitze der nationalen Gesundheitsbehörde HHS zu setzen, die ein Budget von rund 1,7 Billionen Dollar beaufsichtigt.
Ganz glatt lief es derweil nicht. Der republikanische Senator Mitch McConnell stimmte zusammen mit allen Demokraten gegen die Bestätigung Kennedys. Zuvor hatte Kennedy allerdings von den republikanischen Senatorinnen Susan Collins und Lisa Murkowski die Zusicherung erhalten, dass sie ihn unterstützen würden, was ihm den Weg in Trumps Kabinett erleichterte, wie die New York Post schreibt. Murkowski hatte in diesem Zusammenhang am Mittwoch gesagt:
«Ich habe nach wie vor Bedenken wegen Herrn Kennedys Ansichten zu Impfstoffen und seiner selektiven Interpretation wissenschaftlicher Studien, was meine anfänglichen Bedenken gegen seine Nominierung ausgelöst hat. Impfstoffe haben Millionen von Leben gerettet, und ich habe mich vergewissert, dass er als HHS-Minister nichts tun würde, was den Menschen die Nutzung von Impfstoffen erschweren oder sie von Impfungen abhalten würde.
Er hat mir und meinen Kollegen gegenüber zahlreiche Zusagen gemacht und versprochen, mit dem Kongress zusammenzuarbeiten, um den öffentlichen Zugang zu Informationen zu gewährleisten und Impfempfehlungen auf datengestützte, evidenzbasierte und medizinisch fundierte Forschung zu stützen. Diese Zusagen sind mir wichtig und unterm Strich eine Garantie für meine Stimme»
Auch der republikanische Senator Bill Cassidy, der den Vorsitz des Ausschusses für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Renten (HELP) innehat, war zunächst skeptisch, nachdem sich Kennedy Jr. während der Senatsanhörungen geweigert hatte zu bestätigen, Impfstoffe würden keinen Autismus verursachen (Transition News berichtete). Doch letztlich hat er sich dann doch für RFK Jr. stark gemacht, als er die Zusage erhielt, «dass die beiden sich regelmäßig treffen würden und dass Kennedy die Bedeutung von Impfungen hervorheben würde», so die Post.
Unterstützend wirkte auch der Support des Vorsitzenden des Finanzausschusses des Senats, Mike Crapo, der meinte:
«Herr Kennedys jahrzehntelange Erfahrung und sein starker Wille, sich für die Belange der Verbraucher einzusetzen, werden in der Behörde einen patientenzentrierten Ton anschlagen. [Beeindruckend ist zudem] seine Leidenschaft für die Bekämpfung der Epidemie chronischer Krankheiten in Amerika.»
Die von Kennedy Jr. geprägte Bewegung, die unter dem Namen «Make America Healthy Again» bekannt sei, so die Post, sei sogar von dem weit links stehenden Senator Bernie Sanders unterstützt worden (siehe dazu auch den TN-Bericht «Eine Handvoll US-Demokraten, darunter Bernie Sanders, soll offen dafür sein, für RFK Jr. als Gesundheitsminister zu stimmen»). Doch weder der demokratische Sozialist noch Kennedys ehemaliger Kommilitone an der juristischen Fakultät, der demokratische Senator Sheldon Whitehouse, hätten mit ihrer Partei gebrochen – und so haben sie letztlich doch gegen RFK Jr. gestimmt.
In seiner ersten Bestätigungsanhörung hätte Kennedy derweil auf erschreckende Zahlen über chronische Krankheiten und zunehmende Fettleibigkeit in den USA hingewiesen:
«Als mein Onkel Präsident war, waren drei Prozent der Amerikaner fettleibig. Heute sind 74 Prozent der Amerikaner fettleibig oder übergewichtig. Epidemien werden nicht von den Genen verursacht. Irgendetwas vergiftet das amerikanische Volk, und wir wissen, dass der Hauptverursacher unser verändertes Nahrungsangebot ist.»
Dazu Crapo:
«Wie er sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich bewiesen hat, ist Herr Kennedy entschlossen, unsere Herangehensweise an das Gesundheitswesen neu auszurichten und das Vertrauen in unsere Institutionen wiederherzustellen. [Kennedy] wird Leben retten, Kosten senken und eine Grundlage für ein gesünderes, stärkeres Land schaffen.»
The Defender, das Magazin der von Kennedy gegründeten Organisation Children’s Health Defense, ergänzt:
«Nach seiner Vereidigung erklärte Kennedy gegenüber der Presse, dass er als HHS-Chef ‹radikale Transparenz und die Rückkehr der NIH, der FDA und der CDC zu einer Goldstandard-Wissenschaft› anstrebe und auch ‹der Korruption und der Vereinnahmung dieser Behörden durch Unternehmen ein Ende setzen› werde.»
Das klingt verheißungsvoll und im Grunde zu schön, um wahr zu sein. Doch «wenn, dann kann RFK Jr. das Unmögliche möglich machen», wie ich bereits Ende November schrieb. Mut macht in diesem Zusammenhang nicht nur Kennedys Courage, sich seit Jahrzehnten und bis zuletzt zu allen möglichen «heißen Eisen» kritisch geäußert zu haben, auch wenn er dadurch riskierte, vom Mainstream «gelyncht» zu werden.
Auch stimmt optimistisch, dass Trump andere Personen nominiert hatte, die ähnlich kritisch unterwegs sind wie RFK Jr. So nominierte der Zweifach-US-Präsident den Chirurgen Marty Makary, einen, wie die Welt es ausdrückte, «Kritiker von Corona-Masken und Kinder-Impfung», zum Leiter der Food and Drug Administration (FDA).
Kash Patel wiederum soll, geht es nach Trump, FBI-Chef werden. Die erste Hürde dazu hat der 44-Jährige Anwalt gestern auch genommen, hat er doch im Justizausschuss des Senats genügend Stimmen erhalten, um in seinem Bestätigungsverfahren weiterzukommen. Und das, obwohl Patel Mitte Januar auf X Folgendes zum Besten gab:
«Wenn Sie nicht geimpft sind, haben Sie der weltweiten Propaganda im Wert von über 100 MILLIARDEN DOLLAR widerstanden. Die Tatsache, dass Sie einem so starken Druck standgehalten haben, zeigt, wie stark Sie sind, und macht Sie zu einem seltenen Gut in einer Zeit, in der diese Art von Rückgrat fast ausgestorben ist.»
Des Weiteren ist Tulsi Gabbard, wie von Trump gewünscht, als neue Chefaufseherin der US-Geheimdienste vereidigt worden. Dem Mainstream schmeckt vor allem ihre kritische Haltung zum Vorgehen der USA im Mittleren Osten und insbesondere zu den Kriegen im Irak und Afghanistan nicht.
Doch dagegen wäre einzuwenden, dass die Welt gerade Leute wie Gabbard, die sich der mittlerweile fast alles beherrschenden Doktrin «nur mehr Militärausgaben und mehr Militäreinsätze können für mehr Frieden schaffen» widersetzen, in verantwortlichen Politpositionen benötigt (siehe Transition News-Artikel «Janette Nesheiwat sollte ‹ihre Nominierung von Trump für das Amt des Surgeon General ablehnen›».
Denn was von den Militärenthusiasten übersehen beziehungsweise verschwiegen wird, ist, dass weltweit so viel Geld in Streitkräfte wie nie zuvor investiert wird. Mittlerweile sind es fast 2,5 Billionen (!) US-Dollar, und doch – oder gerade deswegen – sieht die Welt wie «aus den Fugen geraten» aus, weil «die Zahl der Kriege auf einem Höchststand ist», wie es die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung Anfang 2024 ausdrückte. Transition News hat immer wieder darauf aufmerksam gemacht, etwa in dem Newsletter «Willy, erstehe auf und erlöse uns von der Russlandphobie!»
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