Leider ist eine Reise keine Wurst, die zwei Enden hat, sondern wie jedes Erlebnis eines. Und so geht leider auch mein Trip nach Israel zu Ende, bei dem das Positive eindeutig überwog.
Das empfinde ich als um so bemerkenswerter, wenn ich bedenke, wie sehr mir von allen Seiten vor meinem Reiseantritt davon abgeraten wurde, ins so genannte «heilige Land» aufzubrechen, weil über ihm das Damoklesschwert der Bombardierung hänge.
Zugegeben, als ich vor Ort war, machte ich mir durchaus Gedanken über die Sicherheitslage, wie ich auch in Teil 5 meiner Reiseberichte schildere. Dies war vor allem der Fall, als der Iran damit zu drohen begann, Israel mit Terror zu überziehen als Rache für die Ermordung des Hamas-Chefs auf iranischem Territorium. Doch dann habe ich mir etwa vergegenwärtigt, dass Israel schon seit Jahrzehnten mit dieser Bedrohungslage lebt.
So war ich Anfang dieses Jahrtausends schon einmal in Israel. Es war gewissermaßen die Hochzeit der Selbstmordattentate, verübt von Palästinensern gegen israelische Ziele. Allein für das Jahr 2002 listet Wikipedia mehr als 40 von ihnen auf – ein Zigfaches mehr als zum Beispiel 2015, für das nur ein Terrorakt dieser Art aufgelistet ist. Dabei zündete eine Palästinenserin eine Bombe in ihrem Auto, nachdem sie von Verkehrspolizisten bei ihrer Fahrt von der israelischen Siedlung Ma’ale Adumim nach Jerusalem angehalten worden war.
Auch gibt es auf der ganzen Welt Sicherheitsrisiken. Und, wie erwähnt, sind laut dem Kriminalitätsindex 2024 von Numbeo nur 41 von insgesamt 311 Städten mit mindestens 300.000 Einwohnern auf der Erde sicherer als Tel Aviv. Deutsche und auch US-Städte haben hier ein klares Nachsehen. Der Touristenmagnet New York liegt gar nur auf Platz 196.
Ex-US-Präsident Trump klagt in Anbetracht der sich umgreifenden Kriminalität in seinem Land aktuell gar, in großen Städten könne man nicht auf die Straße gehen, ohne erschossen, ausgeraubt oder vergewaltigt zu werden. «Man kann kein Brot kaufen gehen», so der Präsidentschaftsanwärter.
Selbst wenn man eine solche Aussage zum Teil als Wahlkampfgetöse abtut, bleibt noch genug an Wahrheitsgehalt übrig, um die Gefahren, die im Alltagsleben in Städten wie Tel Aviv lauern, realistisch einzuordnen. Es war auf jeden Fall ein sehr gutes Gefühl, dass man selbst nachts keine Angst davor zu haben brauchte, auf der Straße Tel Avivs überfallen oder gar abgestochen zu werden.
Auch sonst wird man als Besucher Israels reichlich beschenkt. Insbesondere mit einer Art Leichtigkeit des Seins, auch wenn das für einen Außenstehenden schwer nachvollziehbar klingen mag.
Dies macht sich nicht nur in der sehr freundlichen und entspannten Art, mit der einem so viele Menschen begegnen, bemerkbar, sondern auch in ganz alltäglichen Dingen. So hatte ich das Gefühl, es gab trotz der verkündeten angespannten Sicherheitslage merklich weniger Polizeipräsenz als in Deutschland. Blitzeranlagen habe ich auch keine einzige während meines siebentägigen Aufenthalts bewusst wahrgenommen – schon gar nicht die Blitzerkästen, die wie kleine Panzer daherkommen, oder die viele Meter hohen Blitzersäulen, wie sie zuhauf deutsche Straßen säumen.
Apropos Blitzer: Vor einigen Jahren haben isrealische Polizisten reihenweise Blitzkästen manipuliert, um sich nicht mit Bußgeldbescheiden beschäftigen zu müssen. Als Folge davon mussten Raser das Tempolimit teilweise um 190 Stundenkilometer überschreiten, damit das Blitzen ausgelöst wurde.
Bei allem Verständnis dafür, dass im Verkehr nicht jeder so herumrasen können sollte, wie er oder sie mag – in Anbetracht des Bußgeldirrsinns, der Länder wie Deutschland erfasst hat, wünsche ich mir solche Polizisten sehnlichst herbei. Zumal sich die Frage aufdrängt, die Echo24.de stellt, nämlich ob das Aufstellen von immer mehr Blitzern wirklich der Sicherheit dient – oder nur der Erzielung von mehr Geldeinnahmen.
Auch die E-Roller zum Beispiel fahren 25 km/h – in Deutschland hingegen sind sie auf 21 limitiert. Und dass da immer wieder nicht nur eine Person, sondern zwei oder drei Leute auf einem Roller in den Straßen umhercruisen, daran scheint sich auch niemand zu stoßen.
Das mag unter Sicherheitsaspekten kritisch gesehen werden können. Doch es zeigt eben auch, dass die Regel- und Überwachungswut die israelische Gesellschaft noch nicht so arg erfasst zu haben scheint wie etwa ein Land wie Deutschland. Im Übrigen wurden extra für die E-Roller überall kleine Parkzonen eingerichtet – mit dem Ergebnis, dass sie nicht wie in Deutschland so wild verteilt herumstehen und regelrecht zu Stolperfallen werden.
Wie freundlich die Menschen sind, wurde mir noch mal so richtig bewusst, als ich am Tag vor meinem Abflug noch mal einen kurzen Abstecher zum Stadtstrand gemacht habe.
Er ist einfach so schön, dass ich die wenige Zeit, die mir verblieb, unbedingt dazu nutzen wollte, noch mal den hellen weichen Sand an den Füßen zu spüren und in das tropisch warme Wasser zu springen. Zur Erfrischung hatte ich eine Plastikflasche Wasser mit, deren Deckel sich noch – zu meiner großen Freude – komplett abschrauben ließ, also nicht mit einem so genannten fest verbundenen Verschlussdeckel versehen war, der einem, wie lästig, ständig an der Lippe klebt während des Trinkens.
Als ich einmal aus dem Wasser kam, fragte mich ein Israeli, woher ich kommen würde. Und ich antwortete, ich käme aus Deutschland. Daraufhin sagte er mir mehrfach auf Englisch: «Danke, dass Sie aus Deutschland hierher zu uns nach Israel zu Besuch gekommen sind.»
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Hier die weiteren sechs Teile der Berichte von meiner siebentägigen Reise nach Israel:
Sieben Tage Israel – Tag eins: «Dass noch so viele israelische Geiseln von der Hamas gefangen gehalten werden, ist unerträglich»
Sieben Tage Israel – Tag zwei: «Wer mit dem Finger auf die Regierung Israels zeigt, sollte sich mal die Weltpolitik vergegenwärtigen»
Sieben Tage Israel – Tag drei: «Die Probleme können nur durch eines gelöst werden – durch Liebe!»
Sieben Tage Israel – Tag vier: «Ich bin nicht zuversichtlich, aber hoffnungsvoll, dass die Hamas-Geiseln bald frei sein werden»
Sieben Tage Israel – Tag fünf: «Die Dinge werden sich bald zum Besseren wenden – das sehe ich mit meinem inneren Auge»
Sieben Tage Israel – Tag sechs: Die heilige Stadt Jerusalem – Faszination und Sinnbild der globalen Zerwürfnisse in einem
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